Hamburg. Die Zahl der Betreuten steigt deutlich, während die Kosten explodieren – nicht nur für die Neugestaltung, sondern auch den laufenden Betrieb.
Die Zahl der Drogenabhängigen, die im Konsumraum Drob Inn nahe dem Hauptbahnhof in Hamburg betreut werden, ist in diesem Jahr bisher deutlich gestiegen. Wurden im gesamten vergangenen Jahr noch rund 160.000 Kontakte zwischen Personal und Drogenkranken registriert, so waren es im ersten Halbjahr bereits mehr als 129.000.
Das geht aus der Senatsantwort auf eine Kleine Anfrage der CDU-Bürgerschaftsfraktion hervor, die dem Abendblatt vorliegt. Demnach könnte die Zahl in diesem Jahr am Ende wieder den Höchststand der vergangenen Jahre aus 2019 erreichen. Damals wurden fast 267.000 Kontakte gezählt. Laut Sozialbehörde wird per Lichtschranke jeder Eingang in den Bereich des Drob Inn automatisch erfasst.
Drob Inn: Kostenexplosion im Konsumraum am Hamburger Hauptbahnhof
Dabei können Menschen auch täglich oder mehrmals täglich erfasst werden, sodass die Zahl der Kontakte nicht mehr der Zahl der betreuten Personen gleichzusetzen ist. Dennoch zeigt der Anstieg bei der Zählung, wie hoch der Druck auf dem Stadtteil St. Georg mittlerweile ist, in dem sich rund um den Hauptbahnhof und zuletzt auch rund um den Hansaplatz immer mehr Drogenkranke, Trinker und Obdachlose aufhalten.
In der Sozialbehörde wertet man den Zuwachs dagegen eher als Beleg dafür, dass das Angebot gut angenommen werde. Zudem spreche der Anstieg auch für eine Normalisierung nach dem deutlichen Rückgang der Nutzungszahlen während der Corona-Pandemie, so ein Sprecher.
Drob Inn: Gründe für die Polizeieinsätze zeigen aggressive Stimmung
Abgefragt hat die CDU auch die Zahl der Polizeieinsätze vor dem Drob Inn im zweiten Quartal 2024. Demnach musste die Polizei in den 91 Tagen zwischen Anfang April und Ende Juni allein 264-mal beim Drob Inn anrücken, also fast dreimal pro Tag. Zum Vergleich: Im ersten Quartal dieses Jahres gab es noch lediglich 166 Einsätze. Im gesamten Jahr 2023 waren es 799, was pro Quartal durchschnittlich 200 Einsätzen entsprechen würde.
Auf die CDU-Anfrage hat der Senat auch eine Liste der Gründe mitgeliefert, aus denen die Polizei im zweiten Quartal 2024 am Drob Inn einschreiten musste. Genannt werden kleinere Anlässe wie Diebstähle, aber auch Fälle von Körperverletzung, „Bedrohung mit Waffe“, Raub, immer wieder auch Schlägereien und allein sieben Selbsttötungsversuche, ein Sexualdelikt und Fälle von Hausfriedensbruch. Die Liste spiegelt damit deutlich die im Umfeld des Drob Inn aufgeheizte und auch von Verzweiflung, Kriminalität und Gewalt geprägte Stimmung.
Zweite Drogenhilfeeinrichtung soll Entlastung bringen
Angesichts der zuletzt in St. Georg verschärften Situation durch Obdachlose, Drogenkranke und Trinker plant die Stadt derzeit wie berichtet die Einrichtung einer zweiten Drogenhilfeeinrichtung. Sie soll in einem ehemaligen Bürohaus an der Repsoldstraße 27 entstehen, nur wenige Meter vom Drogenkonsumraum und Beratungszentrum Drob Inn entfernt.
Die Stadt hatte das Gebäude im vergangenen Frühjahr erworben und erhofft sich Entlastung im Stadtteil durch die neue Einrichtung. Dort soll es eine Übernachtungsmöglichkeit für obdachlose Abhängige geben, eine ambulante Psychiatrie und weitere Angebote, welche genau, ist noch unklar.
Drob Inn: Kosten für Umbau des Vorplatzes deutlich gestiegen
Bevor es an der Repsoldstraße losgeht, hat die Stadt nun aber erst einmal die Umgestaltung des benachbarten August-Bebel-Parks und der Fläche direkt vor dem Drob Inn in Angriff genommen. Hier sollen neue Sitzelemente, Regenschutz und eine bessere Beleuchtung für eine höhere Aufenthaltsqualität und mehr Sicherheit sorgen. Der Umbau soll vor dem Winter abgeschlossen sein.
Mittlerweile sind die veranschlagten Kosten allerdings deutlich gestiegen. Während es im Frühjahr noch hieß, der Umbau werde 1,3 Millionen Euro kosten, nennt die Stadt mittlerweile einen Betrag von 2,3 Millionen. In der Antwort auf die CDU-Anfrage schreibt der Senat dazu: „Die ursprünglich genannte Zahl war hierbei eine erste Kostenschätzung des zuständigen Bezirks, die nun genannte Zahl ist eine konkret hinterlegte Kostenaufstellung, die zudem verschiedene Elemente beinhaltet, die in der Kostenschätzung noch nicht betrachtet wurden, u. a. die Baustellensicherung.“
Auch Betriebskosten für den Konsumraum wachsen deutlich
Zu den 2,3 Millionen Euro kommen laut Senat noch zwei weitere Posten hinzu: 39.000 Euro für die Sichtschutzzäune und 78.400 Euro für neue Beleuchtung.
Gestiegen sind zuletzt auch die Betriebskosten des Drob Inn. Diese lagen im Jahr 2019 bei fast 3,7 Millionen Euro, im vergangenen Jahr waren es bereits fast 4,3 Millionen Euro. Den größten Anstieg gab es bei den darin enthaltenen Personalkosten, die im selben Zeitraum von gut 2,8 Millionen Euro auf fast 3,2 Millionen Euro angewachsen sind, vermutlich auch aufgrund von Tarifsteigerungen.
CDU Hamburg: Kostensteigerungen sind Steuerzahler „kaum zu erklären“
Für die CDU ist die aktuelle Situation unbefriedigend. „Am Drob Inn gehören Verelendung und extreme Kriminalität weiterhin zum traurigen Alltag. Auch geraten die Kosten deutlich aus den Fugen“, sagte CDU-Fraktionschef Dennis Thering. „Dass nur für Baumaßnahmen im und um das Drob Inn herum nun bereits knapp 2,42 Millionen Euro angefallen sind, ist den Steuerzahlern kaum zu erklären.“ Auch sei es bedenklich, dass „die Polizei nach wie vor durchschnittlich zwei- bis dreimal am Tag dorthin ausrücken muss, ob wegen Schlägereien, Raubtaten, Körperverletzungen oder zur Unterstützung“, so Thering.
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„Teure Sitzgelegenheiten oder Zäune lösen die Probleme nicht. Um die Herausforderungen der vielen unterschiedlichen Problemlagen rund um das Drob Inn anzugehen, benötigt es mehr Sozialarbeiter und vor allem eine differenzierte Unterscheidung von Suchtkranken, Wohnungslosen und anderen Hilfesuchenden vor Ort“, so der CDU-Fraktionschef. „Gleichzeitig muss die Polizeipräsenz rund um das Drob Inn deutlich ausgeweitet werden, um endlich für mehr Sicherheit im gesamten Umfeld zu sorgen.“