Hamburg. Zahl der Unfälle durch kaputte Straßen in Hamburg steigt, teils mit Schwerverletzten. CDU empört. Was Betroffene wissen sollten.

Jahrelang haben Hamburger Regierungen eher wenig getan, um das rund 4000 Kilometer umfassende Straßennetz der Stadt gut in Schuss zu halten. Auch wenn seit einigen Jahren deutlich mehr saniert wird als in der Zeit zuvor: Gegen die massiven Schäden kommt die Stadt bisher offenkundig nicht an. Das zeigen auch erschreckende neue Zahlen zu Unfällen, die durch Schlaglöcher in Hamburg verursacht wurden.

Laut einer Senatsantwort auf eine Kleine Anfrage der CDU hat es von Jahresbeginn bis Ende Juli 2024 in Hamburg 154 Unfälle gegeben, die durch Straßenschäden verursacht wurden. Dabei sind 19 Menschen verletzt worden, drei davon schwer. Zum Vergleich: Im selben Zeitraum des Vorjahres wurden lediglich 33 Unfälle durch Straßenschäden registriert. Auch in früheren Jahren hat es deutlich weniger Unfälle dieser Art gegeben, zwischen 2019 und 2022 etwa nur insgesamt 87.

Verkehr Hamburg: Millionenschaden durch kaputte Straßen

Stark angestiegen ist auch der „volkswirtschaftliche Schaden“, der durch straßenbedingte Unfälle entstanden ist. Dieser lag nach dem Berechnungsmodell der Bundesanstalt für Straßenwesen in den ersten sieben Monaten des laufenden Jahres in Hamburg laut Senatsangaben bei mehr als 1,5 Millionen Euro. Auch das ist ein sprunghafter Anstieg, denn im gesamten Zeitraum der Jahre 2019 bis 2022 wurde dieser Schaden mit weniger als 1,2 Millionen Euro berechnet.

Viele der Betroffenen forderten von der Stadt Schadenersatz für ihnen durch kaputte Straßen entstandene Schäden, aber nur ein sehr kleiner Teil bekam auch Geld von der Stadt. Denn die Rechtslage für die Geschädigten ist nicht gerade vorteilhaft, wie der ADAC feststellt.

Verkehr Hamburg: Diese Rechte haben Autofahrer bei Schäden durch Schlaglöcher

„Ein Schadensersatzanspruch kann ganz entfallen oder gekürzt werden (Mithaftung), wenn die Schlaglöcher gut erkennbar waren, eine Warntafel vorhanden war oder die aufgrund der Gefahrenstelle angeordnete Geschwindigkeitsbeschränkung nicht eingehalten wurde“, schreibt der ADAC auf seiner Internetseite. „Man darf nicht generell davon ausgehen, dass der Fahrbahnbelag in Ordnung ist und keine Schäden aufweist. Dies gilt insbesondere für wenig befahrende Straßen mit untergeordneter Verkehrsbedeutung. Im Gegensatz hierzu darf der Kraftfahrer auf Straßen mit hoher Verkehrsbedeutung, wie beispielsweise Autobahnen, erwarten, dass keine erheblichen Vertiefungen bestehen, die zu Beschädigungen oder Unfällen führen können.“

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Wichtig sei es aber in jedem Fall, „zeitnah Beweismittel zu sichern“, so der ADAC. „Dazu gehört, das Schlagloch, die betroffene Straße sowie das beschädigte Fahrzeug zu fotografieren, die zulässige Höchstgeschwindigkeit zu notieren sowie Namen und Anschriften möglicher Zeugen festzuhalten. Vorsorglich sollten Polizei und Kfz-Versicherung informiert werden. Schlaglochschäden am Auto oder Motorrad übernimmt allerdings nur die Vollkaskoversicherung, wenn eine solche abgeschlossen wurde.“

Straßenschäden Hamburg: Witterung im Winter war schlecht für den Asphalt

Dass die Zahl der durch Schlaglöcher ausgelösten Unfälle so sprunghaft angestiegen ist, führt der Senat in seiner Antwort auf die CDU-Anfrage auch auf die Witterung zurück. „Der vergangene Winter mit nasskaltem Wetter und zahlreichen Frost-Tau-Wechseln hat dazu geführt, dass in vorgeschädigten Bereichen der Fahrbahndecke vermehrt neue Schlaglöcher entstanden sind“, so der Senat. „Dies stellt alle Beteiligten, insbesondere die örtlich zuständigen Straßenbaureviere, vor große Herausforderungen.“

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Neben kurzfristigen Ausbesserungen laufe auch ein Sanierungsprogramm für 100 Straßen, so der Senat. Und, so die Verkehrsbehörde von Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) weiter: „Von 2020 bis 2023 hat die Freie und Hansestadt Hamburg insgesamt 744 Fahrstreifenkilometer instand gesetzt, dies ist eine Steigerung von rund 24 Prozent gegenüber dem Zeitraum 2015 bis 2019.“ Man habe zuletzt den „Sanierungsstau aufgelöst“ und „ein gutes Zustandsniveau“ der Straßen erreicht.

CDU Hamburg: Senat unternimmt zu wenig, um die Straßen zu sanieren

Das sieht die CDU erwartungsgemäß ganz anders. „Jeder Hamburger merkt es: Der Zustand unserer Straßen verschlechtert sich zusehends“, sagt deren Fraktionschef Dennis Thering. „Trotz der Eigenlobhudelei des Senats über angebliche Erfolge bei der Sanierung steigen die Unfallzahlen aufgrund der schlechten Straßenverhältnisse stetig an. Die durch Straßenschäden verursachten Sach- und Personenschäden sind seit 2019 ebenfalls erheblich gestiegen. Dies zeigt deutlich, dass der Senat zu wenig unternimmt. Es ist höchste Zeit, dass der Senat den Fokus auf die Verbesserung des Straßenzustands legt.“