Hamburg. Ein Hamburger steht wegen Mordes vor Gericht. Er soll laut Anklage das Opfer niedergestochen und dann die Wohnung in Brand gesteckt haben.

Schon auf den ersten Blick bot sich ein Bild der Zerstörung. Eine Wohnung in Flammen, alles voller Rauch und Asche. Doch während die Feuerwehrleute noch den Brand an der Geierstraße in Hamburg löschten, wurde deutlich, dass hier noch deutlich Schlimmeres geschehen war als eine Wohnung in Flammen: In den Räumen lag ein Leichnam. Und der Tote war offensichtlich erheblicher Gewalt ausgesetzt, bevor er starb.

Jetzt, gut sechs Monate nach dem Geschehen vom 12. April, muss sich wegen der Tat ein 34-Jähriger vor dem Schwurgericht verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft Navin T. (Name geändert) in dem Prozess unter anderem heimtückischen Mord vor. Zudem habe der Hamburger eine schwere Brandstiftung begangen, heißt es in der Anklage. Dem Angeklagten droht, sofern er als Täter überführt wird, eine lebenslange Freiheitsstrafe.

Prozess in Hamburg: Plante das Opfer einen Kindesmissbrauch und musste daher sterben?

Laut Ermittlungen deutete an jenem Abend zunächst nichts darauf hin, dass es zu einem Verbrechen kommen würde. Der 34-Jährige und das mehr als 20 Jahre ältere spätere Opfer sollen zusammen in der Wohnung des 59-Jährigen Alkohol getrunken haben. Schließlich habe der Wohnungsmieter geäußert, er könne sich vorstellen, eine Dreijährige zu missbrauchen, heißt es in der Anklage.

Dies soll der Moment gewesen sein, in dem die Stimmung dramatisch kippte. Nun habe Navin T. ein Küchenmesser gegriffen und damit den 59-Jährigen attackiert, so die Staatsanwaltschaft. Das Opfer habe nicht mit einem Angriff gerechnet.

Prozess
Dem 34 Jahre alten Angeklagten (rechts, hier mit seinem Verteidiger) wird unter anderem heimtückischer Mord vorgeworfen.  © Bettina Mittelacher | Bettina Mittelacher

Der 34-Jährige soll den anderen Mann zu Boden gerissen und ihm mit dem Messer wiederholt in den Kopf sowie in den Halsbereich gestochen haben. Ein Stich von etwa 14 Zentimeter Tiefe habe die vordere Halsseite getroffen und dort schwerste Verletzungen verursacht. Unter anderen wurden der Anklage zufolge die Aorta und die Luftröhre getroffen.

Anschließend, so die Anklage weiter, habe Navin T. die Wohnung mithilfe von Desinfektionsmittel und angezündeten Gegenständen in Brand gesetzt. Auf diese Weise soll er versucht haben, das vorangegangene Verbrechen zu verschleiern.

Hamburg-Barmbek: Opfer erlitt schwerste Verletzungen an Kopf und Hals

Doch nachdem der Leichnam geborgen und untersucht worden war, wurde deutlich, dass das Opfer massiver Gewalt ausgesetzt gewesen sein muss. Es gab einen Zeugenaufruf der Polizei. Drei Tage nach dem Brand und der nun als Mord angeklagten Tat wurde Navin T. festgenommen und sitzt seitdem in Untersuchungshaft.

Mehr zum Thema

Vor Prozessbeginn, während Fotografen Bilder im Gerichtssaal machen, verbirgt der Angeklagte sein Gesicht hinter einem Aktenordner. Mit leiser Stimme bestätigt er wenig später seine Personalien. Sein Mandant werde eine Aussage machen, kündigt der Verteidiger von Navin T. an. Von Interesse sei unter anderem, so die Vorsitzende Richter, ob bei dem Angeklagten die Erinnerung wiederkomme. „Uns interessiert, was da genau passiert ist.“

Die Aussage soll am nächsten Verhandlungstag, dem 5. November, erfolgen. Eine Angehörige des Opfers verfolgt die Verhandlung als Nebenklägerin. Insgesamt sind für den Prozess vorerst sieben Verhandlungstage bis zum 5. Dezember terminiert.