Hamburg. Prozessbeginn: Ein 34-Jähriger soll seinen Bekannten heimtückisch ermordet und danach dessen Wohnung angezündet haben. Was trieb ihn an?

  • Feuerwehrleute stoßen bei Löscharbeiten auf Leichnam
  • Polizei ermittelt wegen eines Tötungsdelikts
  • Wegen Mordes an seinem Bekannten steht ein 34-Jähriger vor dem Landgericht
  • Prozessbgeinn am Dienstag (15. Oktober)

Auf den Leichnam stießen die Feuerwehrleute, als sie am 12. April dieses Jahres gerade dabei waren, den Brand in der Wohnung an der Geierstraße zu löschen. Der Tote – es war der 59 Jahre alte Bewohner – erzählte eine Geschichte, aber eine ganz andere, als man zunächst annehmen konnte, jedenfalls war es keine vom tragischen Tod in den Flammen. Denn wenig später fanden Ermittler der Polizei und das Hamburger Institut für Rechtsmedizin heraus, dass der Mann einem Tötungsdelikt zum Opfer gefallen war. Einen 34 Jahre alten Tatverdächtigen nahmen Zielfahnder am 15. April in Barmbek-Süd fest, nur Stunden nach einem von der Polizei veröffentlichten Zeugenaufruf.

Von Dienstag (15. Oktober) an geht es für den Mann vor dem Hamburger Landgericht um alles – ihm droht eine lebenslängliche Gefängnisstrafe. Die Staatsanwaltschaft hat den 34-Jährigen wegen heimtückischen Mordes und besonders schwerer Brandstiftung angeklagt. Nach ihren Ermittlungen hatten der Angeklagte und das spätere Opfer in der Wohnung an der Geierstraße zunächst zusammen Alkohol getrunken. Das blutige Geschehen in Gang setzte dann offenbar eine Bemerkung des 59-Jährigen: dass er in der Lage sei, sich an einem Kleinkind sexuell zu vergehen.

Prozess Hamburg: Mann (59) spricht von Kindesmissbrauch – Freund ersticht ihn

In diesem Moment soll sich der Angeklagte ein Küchenmesser geholt und den „nicht mit einem Angriff rechnenden Geschädigten zu Boden gerissen und diesem mit dem Messer mehrfach in Kopf- und Halsbereich gestochen haben“, so die Staatsanwaltschaft. Ein etwa 14 Zentimeter tiefer Stich in die vordere Halsseite habe die Aorta, die Luftröhre und Teile der Speiseröhre durchtrennt. Der Mann erlag daraufhin seinen schweren Verletzungen. Anschließend, so die Anklage weiter, soll der 34-Jährige die Wohnung mit Desinfektionsmittel und angezündeten Gegenständen in Brand gesetzt haben, um das vorherige Tatgeschehen zu verdecken.

Nach Abendblatt-Informationen ging der in Hamburg geborene Angeklagte einem Job nach, führte ein geregeltes Leben und war bisher strafrechtlich nicht in Erscheinung getreten. Gegen das mutmaßlich ermordete Opfer wiederum liegen in Hamburg keinerlei rechtskräftige Verurteilungen wegen Sexualdelikten zum Nachteil von Kindern vor, sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft auf Abendblatt-Nachfrage.

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Es ist der nächste rätselhafte Fall, der eine Reihe von Fragen zum Tatmotiv aufwirft. So hat am Donnerstag (10. Oktober) der Prozess gegen einen 33-Jährigen begonnen, der seinen engen Freund (35) in Wilhelmsburg erstechen wollte, nachdem dieser ihn nach der Uhrzeit gefragt hatte. Der 35-Jährige überlebte knapp. In beiden Fällen begleiten psychiatrische Sachverständige die Verhandlung.