Hamburg. Für Taxiunternehmen gilt ab kommendem Jahr die Elektro-Pflicht. Auch die Preise für Kunden steigen – das habe aber andere Gründe.
Eines ist klar: Taxifahren wird teurer. Ab 2025 gilt eine Pflicht für Taxiunternehmen, nur noch Elektroautos anzuschaffen. Das stellt die Branche vor einige Herausforderungen. Hamburger Kunden und Kundinnen sind ab nächstem Jahr zudem von einer deutlichen Preiserhöhung betroffen. So einfach, wie die Erklärung erst einmal scheint, ist es aber nicht.
Schon in den vergangenen Jahren hat er die halbe Flotte umgestellt: E-Autos sind für Patrick Amting auf keinen Fall fremd. Seit sieben Jahren ist der Hamburger Chef der Nissen Taxen GmbH, die etwa 20 Fahrzeuge besitzt. Etwa 30 bis 40 Angestellte fahren für das Unternehmen, das Amting gemeinsam mit seinem Stiefvater leitet.
Taxifahrer in Hamburg: Viele Herausforderungen und ein großer Vorteil
Neben der Erledigung von Bürotätigkeiten sitzt der Niendorfer aber auch immer wieder selbst hinterm Steuer: „Vor allem, um auf dem Laufenden zu bleiben und den Markt weiterzuverfolgen.“ Und den Markt verfolgen, das ist momentan offensichtlich sehr wichtig. Denn so bekommt er direkt mit, was die E-Taxi-Pflicht, die ab kommendem Jahr für alle deutschen Taxiunternehmen gilt, für Auswirkungen hat.
Amting sieht neben vielen Herausforderungen, die sich aus der E-Pflicht ergeben, vor allem einen großen Vorteil: mehr Klimaschutz und Emissionseinsparungen. „Der Anteil von Taxis am CO₂-Ausstoß ist zwar nicht groß, aber Kleinvieh macht auch Mist. Wenn man zum Klimaschutz beitragen kann, bin ich dazu bereit, da mitzugehen“, so der gelernte Bilanzbuchhalter.
Deutlich teurer: 45.000 Euro für ein E-Taxi
Aber ja, auch die Nachteile müsse man beachten. Für Unternehmer stellen vor allem die Ladesäuleninfrastruktur, die geringe Modellvielfalt der E-Taxis und der unsichere Wiederverkaufswert große Probleme dar. Zwar ist in Hamburg die Infrastruktur von Ladesäulen zum jetzigen Stand schon relativ gut – es gibt sogar sechs Ladesäulen in Hamburg speziell für Taxen. Trotzdem dürfe man sich darauf nicht ausruhen.
Und auch die Kosten, die mit einem E-Taxi einhergehen, sind bedeutend: Mindestens 45.000 Euro müsse man für ein neues E-Taxi einplanen, das sind im Schnitt 10.000 Euro mehr als für einen Verbrennermotor. Bei der Inspektion ist zwar ein E-Auto deutlich günstiger, da etwa der Bremsenverschleiß extrem niedrig ist und kein Ölwechsel erforderlich ist. Ein großes finanzielles Problem stellt sich bisher bei den Kosten für E-Taxis aber doch: Der Wiederverkaufswert liegt derzeit quasi bei null.
Übergangsfrist für Rollstuhltaxen knapp berechnet
Bei der Anschaffung eines „normalen“ Taxis wird der Wiederverkaufswert immer direkt mit einberechnet. Denn nach etwa zweieinhalb Jahren werden die Fahrzeuge verkauft und durch neue ersetzt. Bei E-Autos ist aber noch absolut nicht absehbar, wie hoch der Wiederverkaufswert in den kommenden Jahren sein wird. Aktuell sieht es eher schlecht aus.
Immerhin gilt für Rollstuhltaxis eine Übergangsfrist bis 2026, also genau ein Jahr. Die braucht es aber vermutlich mindestens, denn noch geringer als der Markt für E-Taxis ist der Markt für Rollstuhltaxis. Die Modellvielfalt für Elektrotaxis sei derzeit noch recht gering und damit auch die Preise sehr hoch, so Amting.
Preiserhöhung für Taxen ab 2025: Daran liegt’s
Und trotzdem liegt die Preiserhöhung, die unweigerlich auf Taxikunden und -kundinnen im nächsten Jahr zukommen wird, zumindest nicht allein an der E-Pflicht. Die Mindestlohnerhöhung, die ebenfalls 2025 ansteht, sei ein viel massiverer Faktor, so Jan Weber, erster Vorstand der Genossenschaft Hansa-Taxi. Damit widerspricht er deutlich den Äußerungen der CDU, die die E-Pflicht als klaren Grund für die Preiserhöhung sieht.
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„Der Mindestlohn macht allen zu schaffen, das wird man auch bei den Taxiunternehmen spüren. Die E-Taxis sind aber höchstens für eine moderate Erhöhung der Preise verantwortlich“, sagt Weber. Über eine Tariferhöhung werde nicht wegen der E-Taxis nachgedacht – wenn, dann nur in geringem Ausmaß. Natürlich sei die Anschaffung der Elektroautos ein Kostenfaktor, insbesondere wegen des problematischen Wiederverkaufswertes. Trotzdem spiele das aber eine deutlich geringere Rolle.
Großer Vorteil für Taxikunden: Mit E-Autos fährt es sich bequemer
Neben den hohen Kosten in der Anschaffung sehen beide Gelegenheits-Taxifahrer aber auch deutliche Vorteile der E-Autos: Nicht nur die Klimafreundlichkeit sei ein klarer Plusfaktor – auch das Fahren sei deutlich angenehmer, stimmen beide überein. „Man gleitet förmlich durch den Verkehr, auch die Kunden sind begeistert“, schwärmt Weber von den neuen Fahrzeugen. Bei Kunden und Kundinnen stehe häufig eine hohe Akzeptanz und oft sogar Begeisterung im Vordergrund.
Schick und modern in das neue Jahr zu starten und dabei noch etwas fürs Klima tun – darauf könnte man sich nun erst einmal freuen. Dass dabei an den Wartezeiten beim Laden, der Reichweite der Fahrzeuge und an den Kosten der Anschaffungen ein paar Federn gelassen werden müssen, gehört vielleicht einfach dazu.