Hamburg. In der nächsten Zeit sollen zahlreiche Brücken erneuert oder modernisiert werden, darunter 13 Elbquerungen. Wo Baustellen geplant sind.

  • In Hamburg soll in den kommenden zehn bis 20 Jahren eine große Zahl an Brücken saniert werden.
  • Vor allem die 13 Elbquerungen stellen eine „große Herausforderung“ dar.
  • Für den Verkehr in Hamburg bedeutet das weitere massive Behinderungen.

Mittlerweile hat es sich wohl herumgesprochen: Das früher als so gut organisiert geltende Deutschland hat über Jahre und Jahrzehnte weite Teile seiner Infrastruktur nicht ausreichend gepflegt. Nun müssen viele Bauwerke in kurzer Zeit saniert oder erneuert werden, davon sehr viele Brücken. Auch in Hamburg steht in den kommenden zehn bis 20 Jahren eine große Zahl von Sanierungen und Neubauten auf dem Programm. Der Großteil betrifft Brücken in der Verantwortung der Stadt, hinzu kommen Brücken der Bahn und der bundeseigenen Autobahnen.

Der Senat hat nun kürzlich in einer Antwort auf eine FDP-Anfrage eine Liste der Brücken in Hamburger Verantwortung vorgelegt, die in der näheren Zukunft instandgesetzt, saniert oder neu gebaut werden müssen (siehe Karte). Dazu gehören neben prominenten Bauwerken wie der Köhlbrandbrücke auch mehr als 80 weitere Brücken, von kleinen Fußgängerbrücken bis zu großen Bauwerken wie der Lombardsbrücke.

Zu den Kosten für die Instandsetzung oder Erneuerung der mehr als 80 stadteigenen Brücken hat der Senat in seiner Antwort auf die Anfrage des FDP-Bürgerschaftsabgeordneten Sami Musa nur wenige Angaben gemacht. Es könnten „nur Kosten für die Projekte benannt werden, bei denen die Planungen abgeschlossen sind“, heißt es dort.

Fast 100 Brücken müssen in Hamburg saniert werden – Verkehrschaos droht

Entsprechend werden weder die möglichen Kosten für den Neubau der Köhlbrandbrücke noch für viele andere, kleinere Vorhaben genannt. Von den Projekten, bei denen Zahlen genannt werden, stechen die Berlinertordammbrücke mit 69,5 Millionen Euro und der Neubau der Tatenberger Brücke mit veranschlagten 14,2 Millionen Euro heraus.

„Der in Teilen sehr herausfordernde Zustand der Infrastruktur im Bundesgebiet ist deutschlandweit ein Thema, weil wir als Staat und Gesellschaft zu lange zu wenig Geld in unsere Infrastruktur investiert haben“, sagte Verkehrsbehördensprecherin Renate Pinzke dem Abendblatt.

13 Elbbrücken in Hamburg müssen in näherer Zukunft „gemacht“ werden

„In Hamburg haben wir die Herausforderung, dass wir in den kommenden zwei Dekaden unsere Wege über die Elbe sanieren, erneuern und erweitern müssen. Das ist eine sehr große Herausforderung, die wir gemeinsam mit unseren Partnern von der Autobahn und der Deutschen Bahn angehen. Hierzu sind im Hintergrund die relevanten Arbeitszusammenhänge etabliert, um die Bau- und verkehrlichen Abläufe zu koordinieren und zu planen.“

Auch die Norderelbe muss erneuert werden.
Auch die Norderelbe muss erneuert werden. © picture alliance/dpa | Daniel Bockwoldt

Laut Verkehrsbehörde müssen diese 13 Elbquerungen in absehbarer Zukunft „gemacht“ werden (siehe auch Karte):

  • Neubau U4-Brücke
  • Sanierung Freihafenelbbrücke
  • Ersatzneubau DB-Norderelbbrücken (Fernbahn, 2 Bauwerke)
  • Erweiterung DB-Norderelbbrücken (Fernbahn)
  • Ersatzneubau A1-Norderelbbrücke
  • Ersatzneubau A1-Süderelbbrücke
  • Ersatzneubauten DB-Süderelbbrücken (1xS-Bahn, 3xFernbahn, also 4 Bauwerke)
  • Köhlbrandbrücke
  • A26 Ost.

Die Bahn arbeitet derzeit in Hamburg und unmittelbarer Nähe ausweislich ihrer Internetseite „Eisenbahnbrücken für Hamburg“ an neun Brücken. Vier Brückenbaustellen sind demnach in Planung: Amsinckstraße, Anckelmannsplatz, Mühlenau (am Bahnhof Pinneberg) und Reichsbahnstraße.

Fünf sind im Bau: Deelwisch, Ferdinandstor/An der Alster, Schanzenstraße, Sternbrücke und Vogt-Kölln-Brücke. Zusätzlich nennt die Bahn auf Nachfrage die Bahnüberführungen auf der sogenannten Alstertalbahn, die S-Bahn-Brücken zwischen Berliner Tor und Rothenburgsort und die Hamburger Elbinselbrücken

A7, A39, A24, A1: Baustellen an den Autobahnen rund um Hamburg

Auch an den Autobahnen in und um Hamburg wird aktuell viel gearbeitet. Die Autobahn GmbH nannte auf Abendblatt-Anfrage diese laufenden Projekte:

  • A7 K20: Achtstreifiger Ausbau und Sanierung Bestand
  • A7/A26 AK Hafen: Overfly über die A7 und Moorburger Elbdeich Neubau
  • A39 Maschener Kreuz: Sanierung
  • A1 AK Bargteheide: Abbruch und Neubau
  • A24 Ernst-Albersbrücke: Neubau Fußgängerbrücke
  • A7 Deckel Altona BW Bahrenfelder Chaussee, Osdorfer Weg, Behringstraße, 
  • A1 Norderelbbrücke: Schweißarbeiten, voraussichtlich im November
  • A7 AD Horster Dreieck: Sanierung
  • A7 über die Seeve zwischen AD Horster Dreieck und AK Maschen: Sanierung

Hamburger müssen sich auf massive Verkehrsbehinderungen einstellen

Klar ist: Die Hamburgerinnen und Hamburger werden sich in den kommenden Jahren wohl noch auf deutlich mehr Verkehrsbehinderungen einstellen müssen, als es ohnedies schon gibt. Der Bau der U5 wird zu massiven Behinderungen führen, ebenso der Bau des Verbindungsbahnentlastungstunnels zwischen Hauptbahnhof und Altona, langfristig muss der völlig überlastete Hauptbahnhof erweitert werden. Zusätzlich wird das Fernwärmenetz ausgebaut, derzeit ist vor allem der Hamburger Westen durch den Bau einer neuen Wärmetrasse belastet.

Hinzu kommen Arbeiten an Strom-, Gas- oder Glasfaserleitungen und die weiter laufende Erneuerung des Hamburger Siels durch Hamburg Wasser. Obendrein werden derzeit so viele Straßen saniert, wie lange nicht – außerdem wird das Radwegenetz ausgebaut. Mithin: Hamburg verwandelt sich gerade in eine riesige Dauerbaustelle.

U5, Fernwärme, Leitungen, Brücken: Baustellen, wohin man blickt

Schon 2021 hatte Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) im Abendblatt gewarnt: „Es ist ein Gebot von Transparenz und Ehrlichkeit zu sagen, dass diese großen Aufgaben nicht ohne Behinderungen für den Verkehr zu bewältigen sind.“

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Weil so viele Baustellen von so unterschiedlichen Akteuren gleichzeitig geplant werden, wird die Koordinierung der Arbeiten künftig noch wichtiger als bisher schon. Wenn die nämlich nicht funktioniert, kann es wie in der vergangenen Woche passieren, dass ein ganzer Stadtteil sich eingesperrt fühlt, weil an fast allen Zufahrtswegen gleichzeitig gearbeitet wird und dann auch noch die U-Bahn wegen Bauarbeiten ausfällt.