Hamburg. Prozess um gewaltsam getöteten Blumenhändler. Sachverständige erklärt, wie Spuren ausgewertet wurden. Angeklagter und Opfer hatten Sex.

Es gab Spuren, nicht zu knapp. Doch viele Jahre lang war nicht klar, wem sie zuzuordnen sind und ob der gewaltsame Tod eines Blumenhändlers vom Hauptbahnhof im Jahr 1992 je aufzuklären sein würde. Doch schließlich, mehr als 30 Jahre später, gab es einen DNA-Treffer, und ein heute 53-Jähriger geriet in Verdacht. Hat Marian B. (Name geändert) am 12. März 1992 den damals 60 Jahre alten Blumenhändler umgebracht? Wird das Rätsel um den Cold Case doch noch gelöst?

Im Prozess vor dem Landgericht Hamburg sagte am Dienstag eine DNA-Expertin aus und schilderte, dass seinerzeit in der Wohnung des Opfers Spuren gesichert wurden. Dabei habe man unter anderem an Zigarettenkippen, an den Fingernägeln des Opfers und im Bereich des Unterleibs des 60-Jährigen DNA sicherstellen können, die nicht dem Opfer zuzuordnen war. Insbesondere letztere Spuren, bei denen Spermien festgestellt wurden, hätten nahegelegt, dass es zu einem sexuellen Kontakt zwischen dem späteren Opfer und einem weiteren Mann gekommen sein müsse. Im vergangenen Jahr habe es schließlich einen Treffer in einem Datensatz gegeben, mit dem die gefundene DNA Marian B. habe zugeordnet werden können.

Prozess Hamburg: Treffer in DNA-Datensatz führte auf die Spur des Verdächtigen

Spermienspuren ließen sich in bestimmten Körperregionen bis zu zwei Tage nachweisen, erläuterte die Diplombiologin. Also sei die DNA-Spur in dem Bereich damals nicht älter als zwei Tage gewesen. DNA beispielsweise an Zigarettenresten halte sich sehr viel länger. An einer Glasflasche, mit der der 60-Jährige sehr wahrscheinlich erschlagen wurde, habe allerdings keine fremde DNA nachgewiesen werden können, so die Expertin. An jener Flasche habe Blut geklebt, das die DNA überdeckt habe.

In dem Prozess wird Marian B. Mord an dem Blumenhändler vorgeworfen. Der Anklage zufolge soll er das damalige Verbrechen aus Habgier begangen haben sowie um eine andere Straftat, nämlich einen Raub, zu ermöglichen.

Marian B. soll das Opfer aus Habgier ermordet haben

Laut Ermittlungen hat sich die Tat, die dem 53-Jährigen jetzt im Prozess vorgeworfen wird, so abgespielt: Marian B. und Blumenhändler Karl-Heinz R. sitzen gemeinsam in der Wohnung des 60-Jährigen in Hamburg-Horn und trinken Alkohol. Plötzlich kommt es zu einer Auseinandersetzung, in deren Verlauf der damals 21-Jährige dem Wohnungsmieter mehrfach mit einer Flasche Rum auf den Kopf schlägt. Das Opfer erleidet schwerste Schädelverletzungen. Schließlich habe der Angeklagte den 60-Jährigen gefesselt und mit einem Bettlaken erdrosselt und ihm die Tageseinnahmen von 1500 bis 2000 D-Mark geraubt.

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Die Verteidigerin von Marian B. hatte am ersten Prozesstag gesagt, die festgestellten DNA-Spuren legten zwar nahe, dass ihr Mandant sich in der Wohnung des späteren Opfers aufgehalten habe. Dabei sei es zum sexuellen Kontakt zwischen dem damals 21-Jährigen und dem Blumenhändler gekommen. Dafür, dass der Angeklagte der Täter sei, gebe es aber keine Beweise. Der Prozess wird fortgesetzt.