Hamburg. Fingerabdrücke und Fotos: Neues Abfertigungssystem bei Einreise an Kreuzfahrtterminals und Flughafen. Kontrollen dürften länger dauern.
- An Kreuzfahrtterminals und Flughafen werden Einreisekontroleln verschärft
- Immer mehr Kreuzfahrtschiffe machen im Hafen Hamburg fest
- Allein am Airport Hamburg sind 3,6 Millionen Passagiere im Jahr betroffen
Passagiere von Kreuzfahrtschiffen, die nicht aus dem Schengen-Raum stammen, werden sich in Hamburg in Zukunft auf eine deutlich umfangreichere Kontrolle bei der Einreise einstellen müssen. Der Grund ist die von der EU veranlasste Einführung von ESS, das für Entry Exit System steht. Mit ihm werden auch biometrische Daten erfasst. Dadurch sollen die Außengrenzen besser gesichert werden. Die Erfassung mit dem System, die ab Ende des Jahres erfolgen soll, gilt auch für Seeleute aus Drittländern, ebenso wie für Passagiere und Besatzungen von Flugzeugen aus Drittstaaten, die in Fuhlsbüttel ankommen.
Es wird wie eine kleine Erkennungsdienstliche Behandlung, kurz ED, sein, die Passagiere oder Seeleute aus Drittländern über sich ergehen lassen müssen, wenn sie im Hamburger Hafen von der Wasserschutzpolizei abgefertigt werden. So werden von ihnen Fotos gemacht und Fingerabdrücke genommen. Fällig wird die Prozedur bei der ersten Einreise ins Schengen-Gebiet. Sind bei einer späteren Einreise die Daten gespeichert, ist das Verfahren nicht mehr nötig. Allein am Flughafen in Fuhlsbüttel betrifft das rund 3,6 Millionen Passagiere mit knapp 22.000 Flügen.
Mehr Arbeit für Beamte durch verschärfte Kontrollen von Kreuzfahrt-Passagieren
Für die Wasserschutzpolizei bedeutet das zunächst mehr Arbeit. Vor diesem Hintergrund wurde die gesamte Organisation der Wasserschutzpolizei Hamburg umgebaut und ein Schwerpunkt auf die grenzpolizeiliche Abfertigung gelegt.
Besonders viel los sein wird an den Kreuzfahrtterminals im Hamburger Hafen. Mit der Eröffnung des Westfield-Einkaufscenters wird es am Überseequartier neben den Anlegern in Steinwerder, Altona und in der HafenCity einen weiteren, vierten Anlaufpunkt für Kreuzfahrtschiffe geben. Passagiere werden dort, wie auch an den anderen Anlegern, in vier Reihen abgefertigt.
Allein in diesem Jahr kommen 270 Kreuzfahrtschiffe
Das wird beinahe täglich passieren. Die Zahl der Kreuzfahrtschiffe, die im Hamburger Hafen festmachen, ist in den vergangenen Jahren in die Höhe geschossen. Für dieses Jahr werden rund 270 Schiffsanläufe von 47 verschiedenen Schiffen erwartet. Darunter wird als größter Kreuzfahrer, der die Hansestadt anläuft, auch die 344 Meter lange „Iona“ sein, die für die britische Reederei P&O Cruises unterwegs ist und die bis zu 5206 Passagiere und 1762 Besatzungsmitglieder an Bord hat.
Wie viele Passagiere und Besatzungsmitglieder mit dem neuen Verfahren abgefertigt werden müssen, ist unklar. Erfasst werden neben den Fingerabdrücken und dem Foto auch Name, Staatsangehörigkeit und Passnummer. Außerdem werden der Tag und die genaue Uhrzeit sowie der Ort der Einreise gespeichert. Es wird ebenfalls erfasst, wenn ein Passagier nicht einreisen darf.
EES-System merkt sich auch die Ein- und Ausreisedaten
Weg fällt mit dem EES-System der klassische Einreisestempel im Pass. Das elektronische System kann die Ein- und Ausreisebewegungen, Einreiseverweigerungen sowie Aufenthaltsdauer der Staatsangehörigen aus Nicht-EU-Ländern beim Übertritt der Schengen-Außengrenzen für einen Kurzaufenthalt, der maximal 90 Tage dauern darf, aber auch die Gesamtaufenthaltsdauer über einen Gesamtzeitraum von 180 Tagen elektronisch überwachen.
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Abzurufen sind die Daten in allen Schengen-Ländern. Die Behörden erhoffen sich dadurch, grenzüberschreitende Kriminalität und Terrorismus effektiver bekämpfen zu können. Aber auch Identitätsbetrug und der Missbrauch von Reisedokumenten oder illegale Migration sollen so stärker unterbunden werden.
Bundespolizisten werden für Grenzabfertigung geschult
In Fuhlsbüttel am Flughafen wird die Bundespolizei die Grenzabfertigung durchführen. Aktuell laufen Schulungen der Mitarbeiter. Dort sollen auch Automaten aufgestellt werden, die die Passagiere selbst bedienen können. In den Automaten, genannt „Kiosk“, sind Kameras für das Foto verbaut, aber auch Glasplatten, auf denen die Hand aufgelegt und anschließend gescannt wird. Damit sind dann die Fingerabdrücke abgenommen.
„Wir wissen nicht, wie gut die Passagiere das annehmen werden“, sagt ein Beamter. Kommt jemand nicht mit dem Automaten klar, muss ein Bundespolizist die Prozedur übernehmen. Bei der Bundespolizei rechnet man damit, dass sich die Abfertigungszeiten bei der Einreise verlängern.