Hamburg. Drastische Umgestaltung: Revier in Waltershof wird geschlossen. Grenzkontrollen werden aufwendiger. Gewerkschaft spricht von „Mangelverwaltung“.
Die Wasserschutzpolizei schafft eines ihrer drei Reviere im Hamburger Hafen ab. Das Wasserschutzpolizeirevier 1, kurz WSPK 1, in Waltershof wird beim WSPK 2 auf Steinwerder einziehen. Dort wird die Wache dann WSPK 1 heißen. Die Wache in Harburg, das WSPK 3, bleibt, ändert aber ihren Namen in WSPK 2.
Das ist nur eine Maßnahme für die drastische Umgestaltung bei der Wasserschutzpolizei, wie das Abendblatt erfuhr. Grund für den Wandel ist immer schwerer zu generierendes Personal, aber auch eine deutliche Verlagerung der Aufgaben. In Waltershof wird zukünftig die Dienststelle für die Grenzabfertigung ihren Sitz haben, die stark an Bedeutung gewinnt.
Sukzessiv will die Führung der Wasserschutzpolizei um Leiter André Bertram die Änderungen durchführen. Dort sieht man die Maßnahme auch als „Sprung in die Moderne“. Denn ein zentraler Punkt, warum jetzt die Wasserschutzpolizei im Hamburger Hafen neu aufgestellt wird, ist die Einführung von EES. Die Abkürzung steht für Entry-Exit-System und ist eine Anforderung der EU. Damit werden die Grenzkontrollen digitalisiert.
Wasserschutzpolizei: Kreuzfahrtpassagiere werden im Hamburger Hafen stärker kontrolliert
Jedes Besatzungsmitglied, aber auch jeder Fahrgast auf einem der vielen Kreuzfahrtschiffe, die jedes Jahr Hamburg anlaufen, der nicht aus dem Schengengebiet stammt, muss mit dem neuen System bei der Grenzabfertigung erfasst werden. Dabei geht es um die Erfassung biometrischer Daten.
Für die Wasserschutzpolizei bedeutet das Mehraufwand. Schwerpunkt werden die zukünftig vier Kreuzfahrtterminals sein, die der Hamburger Hafen hat. Gebündelt werden alle Verwaltungsaufgaben. Die straßenverkehrsbehördlichen Aufgaben werden am neuen WSPK 1 auf Steinwerder zentralisiert. Bislang hatte jede der drei Wachen so eine Abteilung.
Hafenkripo bald für Umweltstrafsachen in ganz Hamburg zuständig
An der Dienststelle WSP 4 werden Umweltermittlungen, der Hundekontrolldienst und die Fahndung, bislang auf die Wachen verteilt, gebündelt. WSP 5 wird neben der Grenzabfertigung auch für die Gefahrgutüberwachung zuständig sein. Lediglich der Bereich Fortbildung mit dem Einsatzzug wird von der Struktur her bleiben, wie er ist.
Neu wird auch die Hafenkripo aufgestellt. Sie ist zukünftig für alle Umweltstrafsachen in ganz Hamburg zuständig. Alltagskriminalität wie Einbruch oder Diebstahl wird an das Landeskriminalamt abgegeben.
Wasserschutzpolizei Hamburg: Außenstelle Landungsbrücken wird geschlossen
Ganz weg fällt die Außenstelle der Wasserschutzpolizei an den Landungsbrücken. Hier, so heißt es aus der Wasserschutzpolizei, habe es eine enge Abstimmung mit dem für den Bereich zuständigen Polizeirevier gegeben.
Nur noch in der Wassersportsaison wird die Außenstelle an der Außenalster in Höhe Alte Rabenstraße besetzt sein. Im Winter wird sie geschlossen.
Zahl der Peterwagen im Hamburger Hafen soll gleich bleiben
Die Führung verspricht, dass es weiterhin ebenso viele Peterwagen der Wasserschutzpolizei im Hafengebiet geben wird wie bisher. Hier sei nicht an eine Reduzierung der Fahrzeuge gedacht. Am alten Wasserschutzrevier 1 in Waltershof wird eine Außenstelle eingerichtet. Damit ist für die Anlieger – im gesamten Reviergebiet gibt es fast ausschließlich Firmen und zwei Einwohner – die Wasserschutzpolizei dort weiter erreichbar.
Den Mitarbeitern, vor allem den Beamten im mittleren Dienst, verspricht die Führung Vorteile. So gebe die Neuorganisation mehr Beamten aus dieser Laufbahn die Möglichkeit, aus dem Schichtdienst herauszukommen.
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Für die Deutsche Polizeigewerkschaft, kurz DPolG, ist die Umgestaltung in erster Linie auch Ausfluss von jahrelangen Personalschwierigkeiten. „Wir sehen die Auflösung einer Wache der Wasserschutzpolizei kritisch“, sagt der Landesvorsitzende Thomas Jungfer. „Für uns ist es ein Zeichen von Mangelverwaltung.“
Tatsächlich hat die Wasserschutzpolizei seit Jahren Probleme bei der Nachwuchsgewinnung. Ehemalige Seeleute mit Patent, früher Einstellungsvoraussetzung, gibt es kaum noch. „Heute haben etwa 90 Prozent der angehenden Wasserschutzpolizisten keinerlei Verbindung zur Seefahrt gehabt“, sagt ein Beamter. Von einem Lehrgang mit 33 Teilnehmern war lediglich einer ein Patentinhaber.
Was die Nachwuchsgewinnung auch schwieriger macht: Polizisten, die sich für die Wasserschutzpolizei entscheiden, durchlaufen eine 16-monatige Zusatzausbildung, was zeitweise mit finanziellen Einbußen gegenüber der restlichen Polizei verbunden ist.