Hamburg. Lufthansa, Swiss und Austrian bieten Kunden mit der biometrischen Gesichtserkennung einen neuen Service an. Was dahinter steckt.
Falk Durm stellt sich auf ein blaues Quadrat mit zwei schwarzgezeichneten Schuhen. Er blickt in einen roten Fotoapparat oberhalb eines Bildschirms. Ein gelbes Licht und eine Sanduhr erscheinen. Nach ein, zwei Sekunden sieht Durm einen grünen Pfeil auf dem Bildschirm. Die Türen des biometrischen Zugangs zu den Sicherheitskontrollen am Hamburger Flughafen öffnen sich – ohne dass er eine Bordkarte aus Papier oder in der elektronischen Variante auf dem Handy vorzeigen musste.
Durm ist Manager bei der Lufthansa und als Head of Ground & Airport Experience auch für Innovationen zuständig, die den Service für Passagiere verbessern. Am Donnerstag stellt er die neue biometrische Gesichtserkennung vor, die ab sofort am Hamburger Flughafen von vielen Kunden der Lufthansa sowie der zum Konzern gehörenden Fluglinien Swiss und Austrian genutzt werden kann.
Flughafen Hamburg vierter Standort mit dieser Technik
„Es freut uns sehr, dass wir mit Hamburg den ersten Airport abseits unserer großen Drehkreuze haben, der mit dieser Technologie ausgestattet ist“, sagt Durm. Bisher gibt es dieses Verfahren in Frankfurt, München und Wien. Fuhlsbüttel sei nun der erst vierte Standort weltweit mit dieser Technik.
„Im Prinzip ist die Idee, dass das Selfie zur Bordkarte wird“, sagt Durm. Dafür müssen Reisende allerdings vor dem Abflug aktiv werden und sich im Kundenbindungsprogramm Miles & More anmelden. Das könne jeder Interessierte kostenlos tun – 36,4 Millionen Menschen taten es schon. „Wir haben hier in Hamburg 370.000 Teilnehmende – jeder fünfte Hamburger. Daher ist das Potenzial hier groß.“
Kamera orientiert sich an markanten Punkten
In Schleswig-Holstein gebe es 800.000 Nutzer. In der Lufthansa-App müssen Nutzer den Menüpunkt Star Alliance Biometrics auswählen, die Teilnahme bestätigen, ein Selfie machen und die ID-Karte des Reisepasses fotografieren, die im Anschluss mit einem Zahlencode verschlüsselt werde. Bucht der Passagier einen Flug, werde 48 Stunden vor Abflug die Vielfliegernummer mit der Buchung verknüpft, sodass der Service am Flughafen genutzt werden kann.
Die Kamera erfasse das gesamte Gesicht und orientiere sich an markanten Punkten, die sich auch nicht verändern, wenn man eine Brille aufsetzt oder sich einen Bart wachsen lässt. Selbst mit Mund-Nasenschutz-Maske soll es funktionieren, heißt es. Durm scheitert allerdings bei dem Versuch und muss die Maske kurz runterziehen. Zwei Stunden nach dem Abflug sollen die Daten gelöscht werden. Passagiere könnten mit dem System „kontakt- und berührungslos, ohne Pass oder Handy rausholen zu müssen, an Bord kommen“, so Durm.
Flughafen investierte 70.000 Euro in Projekt
Der Hamburger Flughafen hat die Technik an den Fast-Lane-Spuren zu der zentralen Sicherheitskontrolle sowohl in Terminal 1 als auch in Terminal 2 angebracht – und an den Boarding Gates A17 und C16. Also kann auch an diesen beiden Flugsteigen beim Gang zum Flugzeug das Wühlen nach Papier- oder Handyticket entfallen. Rund 70.000 Euro investierte der Flughafen in das Projekt, es gab viel Abstimmungsbedarf mit Airlines und dem Datenschutz.
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„Wir wollen die Bedürfnisse der Passagiere entlang der Reisekette immer optimieren und verbessern. Dafür ist eine innovative Infrastruktur essenziell“, sagt Mirjam Fröhlich, Leiterin Passagier- und Gepäckmanagement am Helmut-Schmidt-Flughafen. Die Gäste würden die Prozesse schneller durchlaufen und Zeit sparen.
Flughafen Hamburg: "Angebot lässt sich erweitern"
Durm erwägt weitere Einsatzmöglichkeiten für die biometrische Gesichtserkennung. „Das Angebot lässt sich erweitern auf Check-in, Gepäckabgabeautomaten und Loungezugang.“ Auch andere Airlines des Verbundes Star Alliances und Lufthansa-Billigtochter Eurowings könnten prinzipiell mitmachen.