Hamburg. Seit 60 Jahren setzt die Polizei Hubschrauber ein. Was die „Libelle“ heute alles kann und welches der schwärzeste Tag der Staffel war.

  • Aus Hubschraubern fahndet die Polizei Hamburg nach Straftätern und sucht Menschen
  • Auch „Prominenz wie Reemtsma-Entführer Thomas Drach und Terrorhelfer Mounir El Motassadeq flogen mit
  • Schwärzester Tag 1996: Bei Übung in der Neustädter Bucht stürzte eine der BO 105 ab

Als am 4. August 1964 die Hubschrauberstaffel der Hamburger Polizei gegründet wurde, steckte der Stadt die verheerende Sturmflut von 1962 mit ihren 315 Toten noch in allen Knochen. Bei den dramatischen Einsätzen während des Hochwassers war man auf Maschinen des Militärs angewiesen gewesen. So wurde zwei Jahre später die Hamburger Hubschrauberstaffel der Polizei als erste ihrer Art bei einer Länderpolizei gegründet. Jetzt feiert sie 60-jähriges Bestehen.

Zunächst war sie so etwas wie ein hoher, an jeder Stelle in Hamburg einsetzbarer Ausguck. Heute ist die Hubschrauberstaffel, die ihren Sitz auf dem Gelände der Lufthansa-Werft in Fuhlsbüttel hat und von dort jeden Punkt der Stadt in wenigen Minuten erreicht, eine fliegende Plattform, die vor allem eines hat: ausgefeilte Technik. Die Kamera, die am Rumpf des Hubschraubers wie eine Kugel angebracht ist, verbirgt moderne Technik, die die Maschine und ihre Besatzung zum „fliegenden Auge“ macht. Auch zusätzliche Beamte, beispielsweise für den Transport von Gefangenen, kann der Hubschrauber vom Typ EC 135 aufnehmen.

Hubschrauberstaffel
Der aktuelle Polizeihubschrauber vom Typ EC 135. Vorn sind Kamera und Scheinwerfer an der Maschine angebracht. © André Zand-Vakili | André Zand-Vakili

Polizei Hamburg: Hubschrauber transportiert auch Spezialeinsatzkräfte

Nach Straftätern fahnden, Menschen suchen, die sich einer Notlage befinden, Spezialkräfte der Polizei – in der Regel Angehörige des SEK – transportieren, Beweissicherung in Form von Fotos und Videos aus der Luft, Aufklärung im Rahmen der Verkehrsüberwachung oder bei Demonstrationen. Das sind die Aufgaben der Hubschrauberstaffel.

Im Notfall kann man auch für das richtige Licht sorgen. Die Scheinwerfer an der „Libelle“, so der Funkrufname des Hubschraubers, sind so stark, dass man aus 700 Meter Höhe ein Fußballfeld ausleuchten kann.

Zwei Maschinen des von Airbus produzierten Typs 135 hat die Hamburger Polizei. 2004 wurden die Hubschrauber eingeführt. Seitdem sind sie täglich in der Luft.

Geflogen wird nur, wenn ein Auftrag vorliegt. Der kommt in der Regel von anderen Hamburger Dienststellen. Aber auch im Rahmen des Nordverbundes gehen Hamburger Polizisten in die Luft. Schleswig-Holstein ist dabei vorn. Denn eigene Polizeihubschrauber, die nicht nur mit hohen Anschaffungs-, sondern auch stetigen Wartungskosten verbunden sind, hat das nördlichste Bundesland nicht.

Hin und wieder muss „Prominenz“ in Handschellen mitfliegen

Aber auch Hamburg lässt sich in der Luft hin und wieder aushalten. Die 17-köpfige Hubschrauberstaffel, darunter 13 Beamte – zwölf Männer und eine Frau – beim fliegenden Personal, kann die Maschinen nicht rund um die Uhr besetzen. So kommen in der Hansestadt auch mal Polizeihubschrauber aus Niedersachsen oder von der Bundespolizei zum Einsatz.

Immer wieder „darf“ auch „Prominenz“ mitfliegen, in der Regel unter scharfer Bewachung und in Handschellen. Reemtsma-Entführer Thomas Drach, Terrorhelfer Mounir El Motassadeq oder Kiez-Pate Ringo Klemm waren schon „Gäste“ an Bord eines der Hubschrauber.

Reemtsma-Erpresser Thomas Drach, hier im Hintergrund am Einstieg, „darf“ in Fuhlsbüttel in den Polizeihubschrauber steigen, der ihn ins Gefängnis fliegt
Reemtsma-Erpresser Thomas Drach, hier im Hintergrund am Einstieg, „darf“ in Fuhlsbüttel in den Polizeihubschrauber steigen, der ihn ins Gefängnis fliegt © Andre Zand-Vakili | Andre Zand-Vakili

Den schwärzesten Tag hatte die Hubschrauberstaffel am 6. August 1996. Bei einer Übung in der Neustädter Bucht stürzte eine der damals drei verfügbaren BO 105 ab. Fünf Polizisten starben. Das Seil, an dem unter dem Hubschrauber ein Personenrettungsnetz hing, war in den Rotor geraten. Drei Rotorblätter rissen ab. Die Maschine stürzte wie ein Stein ins Wasser. Heute erinnert ein Stein mit den Namen der Toten auf dem Gelände der Bereitschaftspolizei an die fünf Beamten.

Ein weiterer Hubschrauber vom Typ BO 105, der erstmals 1980 bei der Hamburger Polizei flog, wurde nach dem Unglück nicht wieder angeschafft. Stattdessen kamen acht Jahre später die beiden EC 135.

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Die Maschinen haben mittlerweile 20 Jahre auf dem Buckel. Und sosehr Hamburg 1964 Vorreiter bei den Hubschraubern war, sosehr ist es mittlerweile ins hintere Mittelfeld abgerutscht. Andere Länderpolizeien haben längst auf die EC 145 umgestellt, eine ähnlich aussehende Maschine von Airbus, die einen gravierenden Vorteil hat: Sie ist größer und kann damit mehr Last und Personen transportieren.

Das ist mit Blick auf die heutigen Gefährdungsszenarien wichtig. So bietet die EC 145 die Möglichkeit, bei einer Terrorlage Spezialkräfte – in der Regel Angehörige des Spezialeinsatzkommandos (SEK) – zum Einsatzort zu transportieren.