Hamburg. Bis 2032 muss Hamburg 0,5 Prozent der Fläche für Windkraft bereitstellen. Nun hat der Senat Flächen vorgestellt, die er dafür nutzen will.

Es ist ein ehrgeiziges Ziel: Bis 2030 will Deutschland die Menge an Strom aus erneuerbaren Energien verdoppeln, um den Klimawandel zu bremsen und sich aus der Abhängigkeit der fossilen Energieträger zu lösen. Eine ganz zentrale Rolle spielt dabei die Windkraft. Um diese zu stärken, sollen deutschlandweit bis 2032 zwei Prozent der Landesfläche für Windräder bereitgestellt werden, Stadtstaaten wie Hamburg müssen lediglich 0,5 Prozent ihrer Flächen für die Nutzung durch Windenergieanlagen freigeben.

Um dieses gleichwohl noch ambitionierte Ziel zu erreichen, hat der Senat jetzt 19 Flächen in 18 Stadtteilen benannt, auf denen die Zahl der Windräder entweder erhöht oder auf denen erstmals Windräder installiert werden sollen. Bei einer Veranstaltung am Montagabend, die nach Redaktionsschluss der Abendblatt-Druckausgabe begann, wollte die Behörde die Pläne erstmals der Öffentlichkeit vorstellen.

Windkraft Hamburg: In diesen Stadtteilen sollen neue Windräder aufgestellt werden

Allerdings erfuhr das Abendblatt bereits vorab, in welchen Stadtteilen nun Flächen für Windräder erweitert oder neu festgelegt werden sollen. Diese sind Wilhemsburg (Bezirk Mitte), Sülldorf und Rissen (Bezirk Altona), Duvenstedt, Volksdorf und Rahlstedt (Bezirk Wandsbek), Allermöhe, Spadenland, Ochsenwerder, Kirchwerder, Curslack, Altengamme, Neuengamme, Bergedorf (Bezirk Bergedorf) und Neuland, Gut Moor, Marmstorf und Francop (Bezirk Harburg).

Windenergie Hamburg
Auf 19 Flächen in 18 Stadtteilen will der Hamburger Senat die Zahl der Windräder erhöhen oder erstmals Windräder installieren. © Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen | Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen

Bereits in der vergangenen Woche hatten Abendblatt und Bergedorfer Zeitung vorab über Details der Planung in Bergedorf berichtet. Denn mehr als 50 Prozent der neuen Windräder, für die es keine pauschale Höhenbegrenzung mehr gibt, sollen in den Vier- und Marschlanden aufgestellt werden. So wird nun etwa zur Diskussion gestellt, in Ochsenwerder zwischen Marschbahndamm und Landscheideweg neue Anlagen zu installieren. Auch auf einer Grünfläche in Moorfleet, zwischen Autobahn 25 und Moorfleeter Deich, etwa in Höhe der Hausnummern 411 bis 415, soll mindestens ein neues Windrad installiert werden.

Bergedorf ist besonders stark betroffen, dies sind die Details der Planung

Zudem sind nach den Abendblatt-Informationen weitere Windräder in Curslack geplant, nahe den bestehenden XXL-Anlagen. Weitere Vorbehaltsflächen sollen demnach am Kiebitzdeich in Neuengamme, an den Fischteichen angrenzend an das Naturschutzgebiet Kirchwerder Wiesen und in Altengamme entstehen. Landschafts- und Naturschutzgebiete sollen demnach aber nicht betroffen sein. Da es in Bergedorf viele freie Flächen gibt, war erwartet worden, dass hier besonders viele als für Windkraft geeignete Gebiete festgelegt werden würden.

Die Informationsveranstaltung am Montagabend bildete bei alldem nach Auskunft der zuständigen Stadtentwicklungsbehörde lediglich „den Auftakt für eine breit angelegte Beteiligung der Öffentlichkeit“. Vom 17. September bis zum 6. Oktober 2024 besteht nun die Möglichkeit, „die Planungen online unter https://bauleitplanung.hamburg.de einzusehen und sich am Planungsprozess zu beteiligen“, so die Behörde.

Windkraft Hamburg: Nun sollen Öffentlichkeit und Verbände mitreden

„Ergänzend liegen die Planungsunterlagen in diesem Zeitraum an Werktagen montags bis freitags während der Dienststunden in der Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen und der Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft zur öffentlichen Einsichtnahme im Auslegungsraum (E.01.274), Neuenfelder Straße 19, 21109 Hamburg, aus.“ Für den besonders stark betroffenen Bezirk Bergedorf sei zudem eine zusätzliche Informations- und Diskussionsveranstaltung vorgesehen, und zwar am Dienstag, 24. September 2024, um 19 Uhr im Vierländer Landhaus in den Vier- und Marschlanden.

Zusätzlich würden nun auch die „Verbände und der Trägerinnen und Träger öffentlicher Belange“ an den Planungen beteiligt, so die Stadtentwicklungsbehörde. Man gehe davon aus, „dass voraussichtlich bis Mitte des kommenden Jahres alle Hinweise und Einwendungen ausgewertet werden und die öffentliche Auslegung dann als weiterer Beteiligungsschritt der Bürgerinnen und Bürger erfolgt“.

Windkraft Hamburg: „Für Stadtstaaten ist das eine besondere Herausforderung“

Für einen eng besiedelten Stadtstaat wie Hamburg sei das Ausweisen großer neuer Flächen für Windkraft „eine enorme planerische Herausforderung“, sagte Monika Thomas, Staatsrätin der Stadtentwicklungsbehörde. „Auch Hamburg leistet seinen Beitrag, den Ausbau der Windenergie zu ermöglichen und geeignete Flächen auszuweisen. Wir machen es uns nicht leicht und nehmen Rücksicht auf die Menschen, die Natur und die Umwelt, um mit dem beschleunigten Ausbau nachhaltiger Energieträger die Hansestadt zukunftsfähig zu machen.“

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Umweltstaatsrat Anselm Sprandel sagte, die Dekarbonisierung der Energieversorgung sei „ein wichtiger Schlüssel, um der Klimakrise zu begegnen und Hamburg zukunftssicher aufzustellen“. Auch wenn es im Stadtstaat eine große Flächenkonkurrenz gebe, „bauen wir die erneuerbaren Energien auch im Bereich Windkraft aus“, so Sprandel. „Die Bevölkerung durch frühzeitige Information und Beteiligung an diesem Prozess teilhaben zu lassen, ist uns dabei sehr wichtig.“