Hamburg. 34.855 Tatverdächtige in Hamburg ohne deutschen Pass. Aus welchen Ländern sie stammen, welche Delikte sie begehen, was Statistik nicht sagt.

Durch Straftaten auffällig gewordene Ausländer abschieben – würde man diese Forderung konsequent durchsetzen, hätten allein im vergangenen Jahr bis zu 34.855 Personen Hamburg verlassen müssen. So viele Menschen ohne deutschen Pass wurden 2023 von der Polizei als Tatverdächtige im Zusammenhang mit einer oder mehreren Straftaten ermittelt.

Das ist ein Anstieg von 12,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Palette der Delikte reicht dabei vom einfachen Diebstahl bis zum Mord. Knapp 10.500 der Straftäter ohne deutschen Pass wurden ausschließlich oder unter anderem bei Diebstählen erwischt. Dazu gehören außer Ladendiebstählen auch Einbrüche oder Autoaufbrüche. Die Zahlen ergeben sich aus der offiziellen Kriminalitätsstatistik der Polizei Hamburg.

Kriminalität durch Ausländer: Diese Nationalitäten fallen auf

Die größte Gruppe von ermittelten Tatverdächtigen ohne deutschen Pass waren in Hamburg im vergangenen Jahr Afghanen – wie auch bereits im Jahr zuvor. 3194 Menschen aus Afghanistan, überwiegend Männer, wurden von der Polizei im Zusammenhang mit Straftaten ermittelt. Im Vergleich zu 2022 ist das ein Rückgang um 11,8 Prozent. Trotzdem hatten damit statistisch gesehen rund zehn Prozent der Afghanen in Hamburg im vergangenen Jahr als Tatverdächtige mit der Polizei zu tun.

Dahinter folgen Polen mit 2792 Tatverdächtigen im Jahr 2023. Das sind 14,6 Prozent mehr als im Vorjahr. Polen ist das einzige Land in der Top-38-Liste der ausländischen Tatverdächtigen, das direkt an Deutschland grenzt. In der Statistik wurden 38 Nationalitäten ausgewertet, weil die Größenordnung der Tatverdächtigen aus weiteren Ländern vernachlässigbar ist und deshalb nicht gesondert ausgewiesen wird.

Deutlich mehr Tatverdächtige aus der Ukraine in Hamburg

Auf Platz drei finden sich Türken mit 2756 Tatverdächtigen, ein Anstieg von 13,8 Prozent. Neben den Ukrainern stellen Menschen aus der Türkei die größte Gruppe von Ausländern in Hamburg. 41.000 türkische Staatsangehörige leben in der Stadt.

„Wir haben seit Jahrzehnten eine überproportionale Beteiligung von Menschen ohne deutschen Pass an der Kriminalität in Hamburg. Das ist durch die offizielle Statistik der Hamburger Polizei immer wieder belegt worden. Bezeichnend sind die Länder, aus denen besonders viele Tatverdächtige kommen. Und auch hier ist eine gewisse Kontinuität zu beobachten“, sagt Thomas Jungfer, Landesvorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG).

Besonders stark gestiegen ist der polizeilichen Kriminalstatistik zufolge die Zahl der tatverdächtigen Ukrainer. Sie hat sich von 2022 auf 2023 etwa verdoppelt, auf 2084 Menschen. In der Liste folgen Rumänen, Syrer, Iraner, Georgier, Bulgaren, Albaner, Algerier, Ghanaer und Serben. Danach kommen Tatverdächtige aus dem Ausland, deren Herkunft nicht geklärt werden konnte. Dieses war bei 758 Tatverdächtigen der Fall.

Kriminalität Hamburg: Statistische Auswertung hat auch ihre Tücken

Die Statistik weist laut der sogenannten Häufigkeitszahl aus, dass knapp mehr als zehn Prozent aller Ausländer in Hamburg im vergangenen Jahr im Zusammenhang mit Straftaten als Tatverdächtige auffielen. Bei den Deutschen liegt dieser Wert bei 2,5 Prozent. Doch gibt es hier eine gewisse „Unschärfe“. Denn die Berechnung enthält auch tatverdächtige Ausländer, die sich illegal in Hamburg aufhalten oder nicht hier gemeldet sind. Das war in 6894 Fällen so.

Diese Unschärfe gilt auch für die deutschen Tatverdächtigen. Wird ein Flensburger in Hamburg bei einer Straftat erwischt, wird er genauso bei der Berechnung der Häufigkeitszahl für Hamburg einbezogen.

Bei Jugendlichen ist der Unterschied zwischen Deutschen und Ausländern besonders groß

Besonders hoch ist der Unterschied zwischen Deutschen und Ausländern bei jugendlichen Tatverdächtigen. Ausländer werden, gemessen an ihrem Anteil an der Bevölkerung, fast fünfmal so oft als Tatverdächtige ermittelt wie Jugendliche mit deutschem Pass.

Auch in einzelnen Deliktgruppen zeigt die Häufigkeitszahl Unterschiede. Bei besonders schweren Sexualdelikten war dieser Wert bei Ausländern dreimal so hoch wie bei Deutschen, bei Tötungsdelikten 2,6-mal, bei Raubstraftaten 5,7-mal, bei Körperverletzung 3,4-mal und bei Diebstahlsdelikten war er fast sechsmal so hoch.

Wohnungseinbruch: Täter kommen zumeist nicht aus Hamburg

Geht es um Wohnungseinbruch, der im professionellen Bereich stark durch reisende Täter geprägt ist, liegt der Anteil der Tatverdächtigen ohne deutschen Pass, gemessen an der Häufigkeitszahl, fast neunmal so hoch wie bei Deutschen. Ähnlich verhält es sich bei Autoaufbrüchen.

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In der Drogenkriminalität fallen Ausländer, gemessen an ihrem Bevölkerungsanteil, 3,7-mal so häufig auf wie Menschen mit deutschem Pass. Dabei geht es sowohl um Konsumentendelikte als auch um den Handel oder Schmuggel von Drogen.