Hamburg. Das Verschweigen wie das Dramatisieren hilft nur den Populisten. Wer ein Problem bekämpfen will, muss es ohne Vorbehalte analysieren.
Die Daten sind alarmierend: Die Zahl registrierter Straftaten ist im vergangenen Jahr bundesweit um 4,4 Prozent auf fast sechs Millionen gestiegen. Noch deutlicher fiel der Anstieg bei gefährlichen und schweren Körperverletzungen (plus 6,8 Prozent), Messerangriffen (plus 9,7 Prozent) und Raub aus (plus 17,4). Der Anstieg der Ausländerkriminalität fällt besonders deutlich aus, hier liegt das bereinigte Plus bei 13,5 Prozent. Rund 41 Prozent der Tatverdächtigen haben keinen deutschen Pass
Diese Zahlen kann man nicht mehr schönreden – trotzdem versuchen es manche unverdrossen, manche Medien vorneweg. Offenbar in der Angst, das Thema nütze den Falschen, wird das Problem notorisch kleingeredet und -gerechnet. Auch seriöse Medien überraschen ihre Nutzer dann mit Zahlen, wonach gemessen am Anteil der ausländischen Bevölkerung in Deutschland der Anstieg bei den ausländischen Tatverdächtigen sogar geringer sei als bei den deutschen Tatverdächtigen.
Noch immer wollen manche das Problem schönreden
Eine gewagte These, denn die Ausländerstatistik weist für das zurückliegende Jahr nur einen Anstieg der Migranten um vier Prozent aus. Wenn dann in der eigentlich seriösen „Tagesschau“ am Montag zur besten Zeit ausgerechnet ein Politikwissenschaftler (kein Kriminologe) beim Thema Ausländerkriminalität von „Reflexen von rechts“ schwadroniert und die CDU warnt, das Thema aufzugreifen, mag das den Journalisten gefallen, am Ende aber nutzt es nur einem: den Rechtspopulisten. Die Augen vor einer Gefahr zu verschließen löst kein Problem. Was Vierjährige lernen, sollten Journalisten, Politiker und Wissenschaftler nicht vergessen.
Natürlich ist das Thema heikel – denn so wie es Linke kleinreden, überdramatisieren es Rechte. Sie rechnen in die Statistik Vergehen wie unerlaubte Einreise und Verstöße gegen das Aufenthaltsrecht hinein, sie übersehen bewusst die Kriminalität durchreisender Banden und leugnen, dass Kriminalität etwas mit Alter, Geschlecht, Bildung und sozialem Status zu tun hat. Rassismuserfahrungen und Ausgrenzung verschärfen das Problem. Besonders häufig mit dem Gesetz in Konflikt geraten junge, arme, ungebildete Männer mit patriarchalischen Weltbildern. Allerdings gehört auch zur Wahrheit, dass die dysfunktionale Migrationspolitik des vergangenen Jahrzehnts genau diese Gruppe überproportional ins Land kommen ließ.
Es sind oft vor allem Migranten, die unter Ausländerkriminalität leiden
Eine Bekämpfung der Kriminalität muss also bei den Milieus beginnen, in denen sie entsteht. Prävention hat mit Integration zu tun. Zugleich ist es von Interesse, zu erkunden, wer warum straffällig wird – und warum manche Einwanderergruppen unterdurchschnittlich in der Kriminalitätsstatistik auftauchen, während andere so überrepräsentiert sind. Wer das Problem beheben will, muss es kennen.
Es totzuschweigen oder kleinzureden, bringt niemanden weiter. Denn es sind vor allem Migranten, die unter der Kriminalität einer kleinen Gruppe leiden: Sie sind oft die ersten Kriminalitätsopfer und später dann Zielscheibe eines inakzeptablen Generalverdachts. Hochkriminelle Zuwanderer sind Gift für die Integration. Wer der großen Mehrheit aufrichtiger Einwanderer einen Gefallen tun will, kümmert sich um diese schwarzen Schafe.
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Die viel gescholtene Ampel hat dafür gerade erste nötige Instrumentarien geschaffen: Intensivtäter ohne deutschen Pass können leichter abgeschoben werden. Und auch die viel zu spät eingeführten Grenzkontrollen zeigen Wirkung: Die Zahl der Asylanträge sank im ersten Quartal um 20 Prozent. Nach langem Streit kommt nun die Bezahlkarte. Die Richtung stimmt, weitere Schritte müssen folgen. Es ist besser, ein Problem anzupacken, als es totzuschweigen.