Hamburg. Das neue Schuljahr hat gefühlt gerade erst begonnen, da fällt an manchen Schulen der Unterricht aus. Warum das kaum vermeidbar ist.

  • An einigen Schulen in Hamburg finden Schulentwicklungstage oder pädagogische Ganztagskonferenzen statt.
  • Die Folge: Der Unterricht fällt aus.
  • Die meisten Schülerinnen und Schüler freuen sich über einen freien Tag, die Eltern sind über den Schulausfall so kurz nach den Ferien verärgert: Kann das nicht in den Ferien stattfinden?

Die Sommerferien sind vorbei, und das neue Schuljahr hat gefühlt gerade erst begonnen – da ist an einigen Schulen in Hamburg schon wieder unterrichtsfrei. Der Grund: Schulentwicklungstage oder pädagogische Ganztagskonferenzen! Während sich die meisten Schüler und Schülerinnen über den freien Tag freuen, sind viele Eltern verärgert und fragen sich: „Muss das sein?“

Ja, sagen die Schulen und weisen diese Kritik zurück. Warum sich die Lehrer und Lehrerinnen nicht in den Ferien treffen?

Schulfrei: Warum der Unterricht auch nach den Ferien wieder ausfällt

„Die Lehrerarbeitszeitverordnung sieht vor, dass die Lehrkräfte in der Unterrichtszeit mehr arbeiten – das heißt, ein Vollzeitkollege kommt auf 46,57 Zeitstunden. Dafür haben sie dann alle Ferientage frei“, erklärt Regine Seemann, Leiterin der Schule An der Burgweide. Auch dort findet am 7. Oktober eine pädagogische Jahreskonferenz statt.

Es gebe zwar auch eine Konferenz in den Ferien – zwei Präsenztage, die vor dem ersten Schultag nach den Ferien liegen. Doch in dieser Zeit befasse man sich ausschließlich mit der Organisation des kommenden Schuljahres. „Andere Themen wären dort zeitmäßig gar nicht unterzubringen“, so Schulleiterin Regine Seemann.

Konferenzen an Hamburgs Schulen oft vor oder nach langen Wochenenden

Man probiere jedoch, die pädagogischen Jahreskonferenzen immer vor oder nach die Ferien oder an ein langes Wochenende zu legen, damit die Eltern diesen Tag eventuell für eine Ferienverlängerung nutzen könnten.

Auch an der Schule Ernst-Henning-Straße wird der Schulentwicklungstag nach Möglichkeit so gelegt, dass die Eltern diesen für eine Verlängerung der Ferien oder Wochenenden nutzen können.

Schule Hamburg: Lehrer sammeln Überstunden – und bummeln diese in den Ferien ab

„Wenn jemand sagt, dass Lehrer viel mehr Ferien oder Urlaub haben als andere Arbeitnehmer, dann ist das nicht korrekt“, sagt Imke Feddersen. Sie ist Schulleiterin der Grundschule Marienthal, wo Anfang Oktober der Schulentwicklungstag stattfindet.

„Da Lehrerinnen und Lehrer ihrem Kerngeschäft ,Erteilen von Unterricht‘ in den Ferien nicht nachkommen können, hat die Stadt Hamburg im Zuge der Einführung des Lehrerarbeitszeitmodells im Jahre 2003 die reguläre Arbeitszeit von Lehrkräften auf 46,57 Wochenstunden angehoben“, so Feddersen.

„Gemessen an einer durchschnittlichen 40-Stunden-Woche sammeln die Lehrerinnen und Lehrer also regelhaft so viele Überstunden an, dass sie von den zwölf Wochen ,unterrichtsfreier Zeit‘ sechs Wochen Überstunden abbummeln und sechs Wochen Urlaub haben.“

Eltern verärgert: „Gibt es wirklich keine andere Lösung?“

„Ich probiere wirklich, Verständnis dafür zu haben – aber es fällt mir echt schwer“, sagt eine betroffene Mutter. Die Zeit zwischen Sommer- und Herbstferien sei so schon extrem kurz, und aufgrund des Feiertages (Tag der Deutschen Einheit am 3. Oktober) und eines Brückentages würden weitere Schultage wegfallen.

„Manchmal frage ich mich schon, warum ausgerechnet in dieser Phase auch noch ganztägige Konferenzen angesetzt werden. Gibt es da wirklich keine andere Lösung?“

Lehrer an Hamburgs Schulen arbeiten im Kalenderjahr so viel wie andere Arbeitnehmer auch

Die Hamburger Schulbehörde kann „nachvollziehen, dass Eltern das kritisch sehen, weil sich für sie daraus eine Betreuungsaufgabe ergibt“, sagt Sprecher Peter Albrecht, plädiert jedoch für einen Perspektivenwechsel.

„Lehrkräfte haben auf das ganze Kalenderjahr bezogen genauso viele Arbeitsstunden wie andere Arbeitnehmer auch, nur sind diese Arbeitsstunden nicht gleichmäßig verteilt, sondern sie arbeiten während der Unterrichtszeit wesentlich mehr und gleichen das dann in der unterrichtsfreien Zeit aus“, so Albrecht.

Warum Lehrer in den Ferien nicht arbeiten dürfen

Daher komme diese unterrichtsfreie Zeit auch aus arbeitsrechtlichen Gründen in der Regel nicht für weitere dienstliche Aufgaben infrage. Eine Ausnahme bilden zum einen die sogenannten Präsenztage vor Beginn des Schuljahres, das heißt, Lehrkräfte sind schon früher im Dienst als Schülerinnen und Schüler.

Zum anderen werden in den Ferien sehr wohl Klassenarbeiten oder Klausuren korrigiert und Unterricht vorbereitet. Die unterrichtsfreie Zeit ist also keineswegs durchgehend „Freizeit“, im Gegenteil.

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Da viele Schulen jedoch wissen, wie schwer es für arbeitende Eltern ist, die Kinderbetreuung zu organisieren, bieten einige von ihnen während der pädagogischen Ganztagskonferenzen eine Notbetreuung an – beispielsweise die Schule Vizelinstraße.