Hamburg. Stiftung des Schweizer Unternehmers investiert verstärkt in Klimaschutz. Insgesamt sollen 50 Millionen Euro in Forschungsinstitut fließen.

Klaus-Michael Kühne ist ein großer Opernfan und leidenschaftlicher Unternehmer – das ist bekannt. Weitgehend unbekannt ist sein Engagement für den Klimaschutz. Schon seit Jahren befasst er sich mit dem Thema Nachhaltigkeit und hat Millionen Euro in Bäume und Aufforstungsprogramme investiert.

Seine Kühne-Stiftung hatte bislang drei Schwerpunkte: die Förderung von Kultur, Medizin und Logistik-Wissenschaft. Nun kommt ein vierter Bereich hinzu – der Klimaschutz. „Die Stiftung wird bis 2028 insgesamt 50 Millionen Euro für ein neues Klima-Center zur Verfügung stellen“, sagte Jörg Dräger, geschäftsführender Stiftungsrat, nun dem Abendblatt. Dabei konzentriert sich die Stiftung auf den Zusammenhang zwischen Logistik und Klimaschutz. 

Milliardär Kühne spendiert neuem Klima-Center 40 Stellen

„Bisher war Logistik oft ein Teil des Problems beim CO2-Ausstoß, wir wollen sie zu einem Teil der Lösung machen. Uns geht es nicht nur um die Dekarbonisierung der Logistik, sondern auch um die Logistik der Dekarbonisierung.“ Dräger, der sieben Jahre Hochschulsenator in Hamburg war, gehört dem Stiftungsrat seit 2008 an und ist seit 2022 ihr Geschäftsführer. „Konkrete Lösungen für mehr Klimaschutz sind Klaus-Michael Kühne ein Herzensanliegen“, sagt er.

Dabei wird sich das neue Klima-Center, das in Hamburg angesiedelt wird, um mehrere Fragen kümmern: Einerseits soll es um eine klimafreundliche Logistik insbesondere in Entwicklungsländern gehen, andererseits um die Skalierung erfolgsversprechender Klimaschutz-Projekte. So arbeiten Forscher an Verfahren, CO2 aus der Luft zu filtern und im Wasser zu binden. Möglich wäre dies etwa über das Einbringen von Kalksandstein in die Meere. „Da müssten dann aber Milliarden Tonnen bewegt und verteilt werden – wir stellen uns der Frage, wie das möglichst effizient und klimaneutral geschehen kann.“

Das Klima-Center zieht zunächst in die Kühne Logistics University

Zudem will das Klima-Center helfen, das Wachstum in den Entwicklungsländern vom CO2-Ausstoß zu entkoppeln. „Historisch betrachtet hat Deutschland in seiner Geschichte mehr Kohlendioxid ausgestoßen als der gesamte afrikanische Kontinent“, sagt Dräger. „In Zukunft muss es darum gehen, das Wirtschafts- und Bevölkerungswachstum in den Entwicklungsländern ökologischer zu gestalten.“ So fördert die Stiftung umweltfreundlichen Güterverkehr in Kenia und Tansania.

Der frühere Wissenschaftssenator Jörg Dräger gehört dem Stiftungsrat der Kühne-Stiftung seit 2008 an und ist seit 2022 ihr Geschäftsführer
Der frühere Wissenschaftssenator Jörg Dräger gehört dem Stiftungsrat der Kühne-Stiftung seit 2008 an und ist seit 2022 ihr Geschäftsführer © MARCELO HERNANDEZ / FUNKE Foto Services | Marcelo Hernandez / FUNKE Foto Services

Inzwischen hat das Klima-Center, das in den Räumen der Kühne Logistics University (KLU) in der HafenCity angesiedelt ist, seinen Betrieb aufgenommen. Mit Jörg Wiese, der von der Boston Consulting Group kommt, konnte die Stiftung gerade einen Leiter gewinnen. Er soll nun das Center aufbauen und aus Projekten Programme machen. Geplant sind rund 40 Stellen.

Kühnes Thinktank soll weltweit nach Lösungen suchen

Am Klima-Center soll nicht nur in Form eines Thinktanks an der CO2-armen Gesellschaft und Logistik geforscht werden, sondern auch konkrete Lösungen vor Ort umgesetzt und Nachwuchskräfte für den Klimaschutz ausgebildet werden. „Wir wollen in ärmeren Ländern das Fachwissen für die grüne Transformation stärken“, sagt Dräger. Dies könne durch Berufsausbildung, Universitätskurse oder Forschungspartnerschaften geschehen. 

In den nächsten Jahren soll sich das Center als wichtiger Akteur für den globalen Klimaschutz etablieren. Dabei hofft Dräger auch auf einen Impuls für die Stadt. „Hamburg muss sich überlegen, wovon die Stadt in Zukunft leben will. Die Zusammenarbeit von Wissenschaft und Wirtschaft bringt mehr Innovation und Wertschöpfung“, sagt er. Klimalösungen könnten so auch ein wichtiger ökonomischer Baustein für den Standort werden.

Hamburg konnte mit der Ansiedlung die Schweiz ausstechen

„Es gab auch Überlegungen, das Klima-Center in der Schweiz anzusiedeln“, sagt Dräger. „Aber Stifter und Stiftungsrat haben sich für Hamburg entschieden – auch wegen der Nähe zur KLU.“ Aus dieser kleinen Forschungseinheit, die einst an der TU angesiedelt war, ist längst eine international renommierte Hochschule geworden. In 14 Jahren hat die Stiftung hier allein 140 Millionen Euro investiert.

Die Politik begrüßt das Engagement: „Klimaforschung made in Hamburg ist weltweit anerkannt. Wir bieten mit einer herausragenden Wissenschaftslandschaft das beste Umfeld für das Kühne Climate Center“, freut sich Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank. „Hamburg hat das deutschlandweit einzige Exzellenzcluster in der Klimaforschung“, sagte sie dem Abendblatt und verweist auf das Netzwerk aus dem Deutschen Klimarechenzentrum, dem Fraunhofer-Center für Maritime Logistik und Dienstleistungen oder dem Max-Planck-Institut für Meteorologie.

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Die Science City Hamburg Bahrenfeld entwickele sich zum Hotspot der Zukunftsideen für nachhaltige Innovationen, die Hochschulen bildeten schon jetzt gezielt die Fachkräfte für eine nachhaltige Wirtschaft aus. „Das zeigt: Das Kühne Climate Center hat sich mit Hamburg und seiner gebündelten Klimakompetenz genau den richtigen Standort ausgesucht“, so die Grünen-Politikerin. „Ich bin schon gespannt auf die neuen Impulse und sage: willkommen in Hamburg!“