Hamburg. Angeklagter soll fünf Sportwagen im Wert von rund einer halben Million Euro innerhalb von drei Wochen entwendet haben. Was er dazu sagt.
Katrin Albrecht
Fünf Sportwagen soll der Angeklagte L. im Februar 2024 gestohlen haben. Am Dienstag begann der Prozess gegen den 33-Jährigen vor dem Landgericht Hamburg. Ihm wird schwere Bandenkriminalität in vier Fällen vorgeworfen. Im Zeitraum vom 1. Februar bis zum 21. Februar 2024 soll L. gleich fünf Sportwagen der Marke Porsche (Modell Macan) gestohlen haben. Hilfe erhielt er der Anklage zufolge von zwei bisher unbekannten Mittätern. Außerdem – so der Vorwurf der Staatsanwaltschaft – habe er die Fahrzeuge ohne Führerschein gefahren.
Die Diebstahlserie begann bereits in der Nacht vom 1. auf den 2. Februar, als der mutmaßliche Angeklagte einen Porsche in der Erikastraße in Hamburg-Eppendorf stahl. Zwei weitere Wagen verschwanden zehn Tage später. Am 19. Februar soll L. dann den vierten Wagen entwendet haben, bevor er in der folgenden Nacht mit dem fünften Auto von der Polizei im Rahmen einer Polizeikontrolle erwischt wurde. Mit überhöhter Geschwindigkeit floh er vor den Beamten, verlor im Bereich Deelwisch in Eimsbüttel die Kontrolle über das Fahrzeug und kollidierte mit einem Lichtmast. Noch am selben Abend nahmen die Streifenpolizisten den 33-Jährigen in Gewahrsam. Seitdem sitzt er in Untersuchungshaft.
Prozess Hamburg: Porsches für eine halbe Million Euro gestohlen
Vor Gericht kamen am ersten Sitzungstag vier der fünf Besitzer der Porsches als Zeugen zu Wort. Die Fahrzeuge wurden zum Teil als Firmenwagen genutzt. Nach dem Diebstahl hätten alle versucht, das Auto durch Vodafone oder die Telekom orten zu lassen. Eine Notruffunktion, die in den Sportwagen verbaut wird, macht das theoretisch möglich. Wie sich im Fall des dritten Porsches gezeigt hat, war die Bande auf diese Ortungsversuche aber vorbereitet.
Ende Februar fand die Polizei mehrere gestohlene Porsche Macan in einem Parkhaus in Altona, darunter das des befragten Zeugen. Er durfte das Auto daraufhin anschauen. Laut Zeugenaussage habe man die gesamte Elektronik fachmännisch ausgebaut und in Alufolie gewickelt. Das hätte zur Folge, dass eine Ortung nicht mehr möglich wäre. Inzwischen sei das Auto nach einer Reparatur für 13.300 Euro wieder im Besitz des ursprünglichen Eigentümers.
Ein gestohlenes Auto konnte nach Diebstahl geortet werden
Die Ortung führte in einem Fall jedoch auch zum gewünschten Ergebnis: Das vierte gestohlene Fahrzeug konnte eine Woche nach dem Diebstahl auf einer Autobahn in Niedersachsen gefunden werden. Der Fahrer wurde sofort gestellt.
- Rolling Stones: Neue Details zur Hamburger Ticket-Affäre
- Udo Lindenbergs Porsche gestohlen: Prozess überraschend beendet
- Wie „Ghost“ bei Drogendeal mitmischte: Entführung geplant
Der 33-Jährige gab zu Beginn der Verhandlung durch seinen Anwalt eine Erklärung ab. Der gebürtige Litauer sei Anfang des Jahres durch eine Anzeige auf einen Baustellenjob in Deutschland aufmerksam geworden. Nach kurzer Zeit erhielt er das Angebot des litauischen Baustellenleiters, Autos von A nach B zu fahren. Dass es sich dabei um keine legale Beschäftigung gehandelt hätte, sei ihm bewusst gewesen. Er habe jedoch nicht gewusst, dass es sich um Autodiebstahl handeln würde.
Prozess Hamburg: Fünf Autos haben einen Gesamtwert von 475.000 Euro
Der Angeklagte hatte in der Vergangenheit in England und Deutschland gelebt und als Handwerker gearbeitet. Nach der Pandemie war L. nach Litauen zurückgekehrt, wo er mit seiner Lebensgefährtin und seinen Kindern zusammenlebte. In Deutschland liegt derzeit keine Vorstrafe gegen ihn vor.
Schätzungen zufolge sollen die fünf Autos einen Gesamtwert von circa 475.000 Euro gehabt haben. Hinzu kommt der beschädigte Lichtmast, den der Fahrer beim letzten Diebstahl umgefahren hatte. Die Kosten belaufen sich hier auf 5000 Euro.
Die exakten Schadenswerte sollen in den kommenden Sitzungen durch verschiedene Gutachten festgestellt werden. Bereits am Freitag findet der nächste Verhandlungstag statt, zu dem sowohl mehrere Polizeibeamte als auch der Beschädigte des letzten Diebstahls geladen sind. Im Vordergrund wird voraussichtlich die Rekonstruktion des Unfallhergangs stehen. Die Urteilsverkündung ist für Anfang September geplant.