Hamburg. Eine kriminelle Meisterleistung war es nicht: 33-Jähriger stahl fünf Sportwagen, steht nun vor Gericht. Bande weiterhin im Umland aktiv.
- 33-Jähriger hatte es auf Porsche Macan abgesehen
- Sein letzter Coup ging gründlich daneben
- Im Kreis Pinneberg wurden zuletzt mehrere Porsches gestohlen
Sein finaler Coup ging gründlich daneben – da half ihm auch die verzweifelte Flucht in den Wald nicht mehr. Nachdem L. mit seiner Bande einen am Salomon-Heine-Weg abgestellten Porsche, Modell Macan (Neuwert: 109.000 Euro), mutmaßlich gestohlen hatte, raste er mit dem Luxusauto am Morgen des 21. Februar geradewegs in eine Polizei-Kontrolle. Der Versuch, sich noch aus dem Staub zu machen, scheiterte am Deelwisch (Lokstedt) grandios.
Auszug aus der Polizeimeldung vom Folgetag: „Bei der Fahrt durch den Kreisverkehr stieß das Auto zunächst gegen eine rechtsseitige Bordsteinkante, kollidierte anschließend mit einem Lichtmast und schleuderte wieder zurück auf die Fahrbahn, auf der das Fahrzeug nicht mehr fahrfähig stehen blieb.“ Dass der 33-Jährige im Gegensatz zum kaputten Auto noch mobil war, rettete ihn auch nicht. Nach kurzer Flucht in das nahe gelegene Waldstück der „Stellinger Schweiz“ schnappte ihn eine Streifenwagenbesatzung. Wie sich herausstellte, besaß der Luxus-Autodieb noch nicht mal einen Führerschein.
Porsche-Bande: 33-Jähriger nach Diebstahlserie vor Hamburger Landgericht
Am Dienstag beginnt der Prozess vor dem Landgericht gegen den 33 Jahre alten, hierzulande nicht vorbestraften Litauer, der bei seinen Taten wohl nicht allein agiert hat. Die Staatsanwaltschaft Hamburg wirft ihm schweren Bandendiebstahl in fünf Fällen vor. Abgesehen hatten es die Kriminellen ausschließlich auf das Porsche-Modell Macan. L. soll mindestens zwei Komplizen gehabt haben, von denen der eine für die Organisation der Diebstähle und der andere – wie er selbst auch – für die Ausführung zuständig gewesen sei. Gefasst worden ist bislang aber nur L.
Die erste Tat, die ihm die Staatsanwaltschaft glaubt, nachweisen zu können, spielte sich Anfang Februar ab. Da stahl die Bande einen an der Eppendorfer Erikastraße geparkten Porsche Macan mit einem Zeitwert von 90.000 Euro, so die Anklagebehörde. Am 11. oder 12. Februar war der Porsche eines an der Meißnerstraße in Eimsbüttel beheimateten Unternehmens an der Reihe (Zeitwert 85.000 Euro), tags darauf einer an der Waldseestraße (Othmarschen) mit einem Zeitwert von 97.000 Euro. Eine Woche später schlug die Bande dann am Loogestieg (Eppendorf) zu, wo sie abermals einen Firmen-Porsche stahl. Nach der letzten Tat am 21. Februar, als L. mit dem PS-starken Luxusboliden in die Lokstedter Polizeikontrolle geriet, kam der 33-Jährige in Untersuchungshaft.
Prozess Hamburg: Drei der fünf gestohlen Porsches wurden sichergestellt
Immerhin: Nur zwei der fünf gestohlenen Porsches sind vermutlich auf Nimmerwiedersehen verschwunden, wie die Sprecherin der Hamburger Staatsanwaltschaft, Mia Sperling-Karstens, dem Abendblatt auf Anfrage bestätigte. Der in Lokstedt verunfallte Wagen sei von der Polizei vor Ort sichergestellt worden.
Kurz nach dem Diebstahl in Othmarschen sei dieser Porsche noch in Hamburg und der gestohlene Wagen vom Loogestieg im niedersächsischen Ahlhorn (bei Cloppenburg) geortet worden. Für die zwei verschwundenen Porsches will die Staatsanwaltschaft Wertersatz einziehen. Hinzu kommen 5000 Euro für den am 21. Februar in Lokstedt beschädigten Lichtmast.
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Gut möglich, dass L.s Komplizen nach seiner Festnahme einfach weitergemacht haben. Denn eine auf Porsches spezialisierte Bande treibt im Hamburger Speckgürtel weiterhin ihr Unwesen. Zwischen Ende Mai und Anfang Juni wurden innerhalb von sechs Tagen im Kreis Pinneberg vier Fahrzeuge des Herstellers gestohlen, der Zeitwert liegt bei insgesamt 350.000 Euro. Und erst am vergangenen Sonnabend machten sich Kriminelle in Schenefeld an einem Porsche Macan zu schaffen, ließen ihn dann aber aus ungeklärter Ursache stehen. Der Eigentümer stellte danach Aufbruchsspuren an seinem Fahrzeug fest.