Hamburg. Krokodile und Schlangen – auf Golfplätzen kommt es oft zu fatalen Begegnungen. Welche Tiere auch in Deutschland den Tod bringen können.

Wie eine Statue liegt der Alligator da. Unbeweglich, scheinbar nicht aus der Ruhe zu bringen. Doch die Tiere sind schnell – und sie sind unberechenbar. Immer wieder kommt es insbesondere im Südosten der USA auf Golfplätzen zu Begegnungen zwischen diesen mächtigen Tieren und den Menschen. Und dabei entstehen für den Sportler beim Golf häufiger gefährliche Situationen. Unter Umständen enden die Konflikte für den Menschen sogar tödlich. Deshalb heißt es: Obacht! Und: Der Klügere, also der Mensch, sollte nachgeben und auf Distanz gehen.

„Alligatoren haben vor allem ein enorm starkes Gebiss“, warnt Rechtsmediziner Klaus Püschel in „Dem Tod auf der Spur“, dem Crime-Podcast des Abendblattes mit Gerichtsreporterin Bettina Mittelacher. „Mit ihren Kiefern, in denen 74 bis 80 Zähne angeordnet sind, können die Tiere den Panzer einer Schildkröte knacken. Da sind die Knochen eines Säugetiers – und eben auch die der Menschen – für sie kein Problem.“

Gefahr beim Golf: Alligatoren können mit ihrem Gebiss tödliche Verletzungen verursachen

Rund 100.000 Alligatoren leben allein in South Carolina. In Florida schätzt man ihre Anzahl sogar auf etwa 1,5 Millionen. Da erscheint die Anzahl der tödlichen Angriffe dieser Tiere auf den Menschen in Florida mit 14 innerhalb von 20 Jahren noch relativ niedrig. Doch auch wenn Alligatoren, die sich überwiegend von Fischen, Vögeln und kleinen Säugetieren ernähren, selten Menschen angreifen: Wenn sie gestört werden, machen sie es.

Der True-Crime-Podcast „Dem Tod auf der Spur“ mit Rechtsmediziner Klaus Püschel und Gerichtsreporterin Bettina Mittelacher
Der True-Crime-Podcast „Dem Tod auf der Spur“ mit Rechtsmediziner Klaus Püschel und Gerichtsreporterin Bettina Mittelacher © Hamburger Abendblatt | Hamburger Abendblatt

Was also tun, wenn ein Alligator, der etwa dreieinhalb bis vier Meter groß und bis zu 450 Kilogramm schwer werden kann, sich auf einem Golfplatz breitmacht? Auf den ersten Blick erscheint ein Golfschläger eine gute Verteidigungswaffe gegen angreifende Tiere zu sein. In der einschlägigen Literatur wird jedoch davon abgeraten. Viel besser ist es demnach, die Flucht zu suchen oder den geordneten Rückzug anzutreten.

Hamburger Rechtsmediziner Püschel: Neben Alligatoren können auch Elefanten gefährlich werden

„Der Rat, sich von Alligatoren fernzuhalten, erscheint mir sehr vernünftig“, stimmt Mittelacher zu. „Denn manche solcher Begegnungen zwischen Mensch und Echse enden ja mit schwersten Verletzungen oder sogar tragischerweise tödlich.“ So wurde im Dezember 2014 auf einem Golfplatz in der Nähe des Krüger National Parks in Südafrika ein Sportler von einem Krokodil umgebracht. Und ein Golfspieler wurde im Jahr 2013 in South Carolina von einem 400-Pfund-Tier attackiert, als er sich am Rande einer Lagune herunterbeugte, um einen Ball aufzuheben. Der Alligator riss dem Mann den Arm ab. Dank sofortiger medizinischer Versorgung konnte das Leben des Opfers gerettet werden.

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Wenn Krokodil oder Schlange für Golfspieler gefährlich werden

Dem Tod auf der Spur: Die Jagd nach dem Täter

In Südafrika gibt es noch größere Tiere als Riesenechsen, mit denen Golfer es zu tun bekommen können. So starb eine deutsche Touristin im Oktober 1999 durch einen Elefanten aus dem Krüger National Park. Auslöser für dieses dramatische Ereignis war vermutlich, dass ein Familienmitglied der Frau einem Dickicht zu nahe gekommen war, hinter dem sich der Elefant verborgen hatte. Urplötzlich, so erzählte es der Mann aus Deutschland später, brach das riesige Tier aus dem Busch und stürmte erst auf ihn, dann auf die Frau zu. Für sie gab es kein Entkommen. Der Elefant trampelte die Stuttgarterin nieder. Die Frau erlag ihren schweren Kopfverletzungen.

Nach einem Schlangenbiss ist schnelle Hilfe erforderlich

Doch auch Tiere, die keine Zentner oder sogar Tonnen auf die Waage bringen, können auf und am Rand von Golfplätzen lebensgefährlich sein: nämlich Schlangen. So kam beispielsweise ein 70-Jähriger zu Tode, nachdem er von einer Klapperschlange gebissen wurde. Dieses Unglück geschah auf einer Anlage im amerikanischen South Dakota. Der Rentner hatte im Rough nach seinem Ball gesucht, als er von der Schlange ins Fußgelenk gebissen wurde. Der Mann wurde in aller Eile in einem Golfkart zum Clubhaus gebracht, während ein Spieler Herzdruckmassage durchführte. Doch als der 70-Jährige schließlich im Krankenhaus ankam, konnte nur noch sein Tod festgestellt werden.

„Dazu muss man sagen: Klapperschlangen gehören zu den giftigsten Reptilien der Welt“, erklärt Mittelacher. Die Vipern sind die dominierenden Giftschlangen des amerikanischen Kontinents. Neben großen Arten wie der Diamant-Klapperschlange und der Texas-Klapperschlange, die Körperlängen von zwei bis zweieinhalb Metern erreichen, gibt es diverse kleinere Arten. Man schätzt, dass in den Vereinigten Staaten jährlich etwa 8000 Menschen von Giftschlangen gebissen werden. Glücklicherweise überleben die meisten. Aber etwa neun bis 14 Opfer sterben jährlich an den Folgen des Bisses.

Püschel warnt: Was man nach Schlangenbissen unbedingt tun sollte – und was auf keinen Fall

„Klapperschlangen-Gifte lassen sich in zwei Gruppen einteilen“, erläutert Püschel, „in Gifte mit vorwiegend neurotoxischen Eigenschaften, die zu einer Lähmung oder einer Übererregung des Nervensystems mit schweren körperlichen Folgeerscheinungen wie beispielsweise Bewusstlosigkeit, Krämpfe, Lähmung oder Kreislaufversagen führen können. Die andere Gruppe sind Gifte, die die Blutgerinnung beeinträchtigen. Nach solchen Bissen kann es zu unstillbaren inneren Blutungen kommen, zum Beispiel Hirnblutungen oder Blutungen im Bereich des Magen-Darm-Traktes.“

Für solche potenziell lebensgefährlichen Bisse steht jeweils ein Antiserum zur Verfügung, das sofort hoch dosiert verabreicht werden sollte. So konnte beispielsweise ein Golfer in Australien im Oktober 2020 nach einem Schlangenbiss gerettet werden. Er hatte auf eine Braunschlange getreten, die als zweitgiftigste Schlange der Welt gilt. In der Regel führt ihr Biss zum Herzstillstand. Aber der Golfer überlebte. Sein Glück war, dass er per Hubschrauber schnell ins Krankenhaus gebracht werden konnte, wo er versorgt und ihm ein Gegenmittel verabreicht wurde.

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„Ein wichtiger Hinweis ist darüber hinaus, dass die Wunde nicht ausgewaschen werden sollte“, erläutert Püschel. „Ebenso sollten unbedingt Versuche unterbleiben, das Gift herauszusaugen. Auch Herumschneiden an der Wunde ist zumindest ineffizient, in den meisten Fällen kontraproduktiv. Stattdessen soll das betroffene Bein oder der Arm fest abgebunden und immobilisiert werden, damit das Gift sich nicht weiter im Körper ausbreiten kann. Auf keinen Fall sollte der Verletzte herumlaufen oder selber versuchen, zu einem Krankenhaus zu gehen. Jede Form von Bewegung ist zu vermeiden. Ein schneller Transport in eine Klinik ist lebenswichtig.“

In Mitteleuropa droht Gefahr durch Zeckenbisse

In Mitteleuropa sind es in der freien Natur in erster Linie die kleineren Tiere, die den Sportlern im wahrsten Sinne des Wortes das Leben schwer machen können: Insekten und Zecken. So winzig und unscheinbar sie sein mögen – von ihnen kann sogar tödliche Gefahr ausgehen. Insbesondere Zecken können gefährliche Krankheiten auslösen, weil sie die unterschiedlichsten Erreger übertragen können. Das betrifft vor allem die Frühsommer-Meningoenzephalitis-Viren (FSME) und Borreliose-Bakterien.

„Dabei schädigt die Frühsommer-Meningoenzephalitis das Gehirn“, erklärt Püschel. „Sie ist ein durch das FSME-Virus verursachte Erkrankung, die mit grippeähnlichen Symptomen, Fieber und bei einem Teil der Patienten mit einer Entzündung von Gehirn und Hirnhäuten verläuft.“ Und die Borreliose könne „vielgestaltig sein und unterschiedlich schwer verlaufen“, so Püschel weiter. „Sie betrifft überwiegend die Haut. Aber auch das Nervensystem, die Gelenke und das Herz können betroffen sein – und dann den ganzen Körper schwächen.“

Golfen in Hamburg: Für wen auch Bienen- und Wespenstiche lebensgefährlich sind

Deshalb ist es wichtig, Vorsorge zu treffen, damit man möglichst von Zecken erst gar nicht gebissen wird. Empfehlenswert sind lange Hosen, festes Schuhwerk sowie das Einsprühen mit sogenannten Repellents, also Sprays, die der Abwehr von Schädlingen dienen. Wichtig ist auch, sich nach jedem Aufenthalt in der Natur nach Zecken abzusuchen. Zusätzlich kann ein Impfschutz vorbeugen, nach einem Zeckenstich an FSME zu erkranken.

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Auch Bienen- und Wespenstiche können für den Menschen gefährlich werden, nämlich dann, wenn derjenige allergisch ist. In (sub-)tropischen Ländern droht zudem Gefahr durch Malaria. „Dabei handelt es sich um eine unter Umständen lebensgefährliche Infektion, die durch einzellige tierische Kleinstlebewesen, die Plasmodien, durch die Stechmücke Anopheles übertragen werden. Die Plasmodien vermehren sich in der Leber und werden in die Blutbahn freigesetzt.“ Jährlich erkranken etwa Hundert Millionen Menschen, und es sterben mehr als eine Million. Durch zunehmende Resistenzen der Plasmodien gegen Chemotherapeutika verschlechtert sich die Situation eher noch. An einem Impfstoff gegen Malaria wird intensiv geforscht und gearbeitet. Bisher ist allerdings noch kein Durchbruch gelungen.

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