Hamburg. Die Bewohner der Häuser in Winterhude und St. Georg erhalten neue Wohnangebote. Doch die Lage um Hamburgs Pflegeheime verschärft sich.
Erst wurden keine neuen Bewohner aufgenommen, Stationen geschlossen – nun ist das Aus offiziell besiegelt: In Hamburg schließen zwei Pflegeheime aufgrund von Personalmangel. Die aktuell mehr als 100 Bewohnerinnen und Bewohner haben bis Ende Januar 2025 Zeit, sich ein neues Zuhause in einer anderen Einrichtung zu suchen oder können eines der Angebote annehmen, das die Diakonie ihnen machen kann.
Der Vorstand der Diakonie Hamburg, Stefan Rehm, sagte: „Das ist ein Alarmsignal. Wir machen seit Jahren auf die Probleme in der Altenpflege aufmerksam und setzen uns für Verbesserungen ein. Dass mit der Diakoniestiftung Alt-Hamburg ein Träger nun erstmals keine andere Möglichkeit sieht, auf den Personalmangel zu reagieren, als Häuser zu schließen, ist besorgniserregend. Ein Grund hierfür ist die starre Fachkraftquote, die unseren Einrichtungen nur sehr wenig Spielraum lässt, flexibel zu reagieren.“
Diese Fachkraftquote schreibt vor, dass für eine bestimmte Zahl an Pflegebedürftigen eine feste Zahl an ausgebildeten Pflegerinnen und Pflegern in einem Haus sein muss. Diese Pflegekräfte gibt es aber nicht mehr – Fachkräftemangel allerorten. So hat es sich entwickelt, dass sich in den beiden Häusern der Diakoniestiftung Alt-Hamburg eine Abwärtsspirale in Gang gesetzt hat.
Pflegeheim Hamburg: Zwei Einrichtungen müssen wegen Fachkräftemangels schließen
Es geht um das Seniorenhaus Matthäus in Winterhude (122 Plätze) und das Heinrich-Sengelmann-Haus in St. Georg (95 Plätze). Sie waren zuletzt nur zu etwa zwei Dritteln belegt. Auch wenn alle Bewohner woanders unterkommen können, gehen Hamburg damit 217 Plätze verloren. Die Diakonie sagte, sie addierten sich zu den ohnehin fehlenden 1300 Plätzen hinzu. „Zumal zu befürchten ist, dass noch weitere Einrichtungen in Hamburg aufgeben müssen“, so die Diakonie.
Diakonie-Vorstand Rehm setzt darauf, dass die Sozialbehörde die Fachkraftquote ändern will, um weitere Schließungen zu vermeiden. Auch auf der Bundesebene wird eine Pflegereform diskutiert, die die Eigenbeteiligung der Pflegebedürftigen und ihrer Angehörigen betrifft sowie den Fachkräftemangel.
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Pflegekräfte in Hamburg: Keine geeigneten Wohnungen, Ärger ums Anwohnerparken
In St. Georg und Winterhude kam möglicherweise hinzu, dass auch Pflege-Azubis immer erst längere Anfahrtswege haben, weil sie sich Wohnungen im weiteren Umfeld der Hamburger City oder den beliebten Stadtteilen nicht leisten können. Auch die Parkplatz-Problematik mit dem Anwohnerparken und den Ausnahmen spielt hier wie in anderen Gesundheitseinrichtungen der Stadt eine Rolle.
Wie Jörg Röskam von der Diakoniestiftung Alt-Hamburg sagte, solle am Standort in Winterhude ein Servicewohnen für Senioren entstehen. Den bisherigen Bewohnern werden Plätze am Mittelweg in Harvestehude angeboten (St. Johannis/St. Nikolai). Das Haus in St. Georg werde möglicherweise im Sinne der Gemeinwohlorientierung vermietet.