Hamburg. Topaktuelle Kriminalstatistik: St. Georg und Hauptbahnhof weiter „Sorgenkind“. Aber: Weniger Wohnungseinbrüche und Autoaufbrüche.

Die Kriminalität ist in Hamburg in der ersten Hälfte des Jahres deutlich zurückgegangen. Bis Ende Mai verzeichnete die Polizei 98.756 Straftaten. Das sind 5366 Taten weniger als im selben Zeitraum des Vorjahres und entspricht einem Rückgang von 5,2 Prozent. Die Zahlen gehen aus Unterlagen hervor, die dem Abendblatt vorliegen. Die positive Entwicklung beruht vor allem auf den Rückgang bei den Diebstahlsdelikten. Auch die Zahl der Taten im Zusammenhang mit schwerster Kriminalität wie Mord und Totschlag oder Vergewaltigung ist signifikant rückläufig. Sorgenkind bleibt der Stadtteil St. Georg und die dort geballte Drogen- und Obdachlosenszene. Das spiegelt sich auch in der Steigerung von einigen Delikten wieder.

Maßgeblich für den Rückgang sind die Diebstahlsdelikte. 40.726 solcher Fälle wurden in Hamburg bis Ende Mai angezeigt. Das sind 4802 weniger als im Vorjahreszeitraum und entspricht einem Rückgang von 10,5 Prozent. Die positive Entwicklung bei diesem Massendelikt hat großen Einfluss auf die Gesamtstatistik. Aber auch schwerste Delikte, die die Mordkommission beschäftigen, sind ungewöhnlich stark rückläufig. So sind bis Ende Mai als „Straftaten gegen das Leben“ elf Fälle bei der Polizei angefallen. Geht es um Taten, die als Mord eingestuft wurden, hat sich die Zahl von elf auf sechs nahezu halbiert. Bei der Gesamtzahl der Totschlagsdelikte ist der Rückgang noch deutlicher. Im vergangenen Jahr wurden 28 Fälle gemeldet. In diesem Jahr sind es im gleichen Zeitraum gerade mal 5. Das entspricht einem Rückgang von rund 82 Prozent.

Kriminalität in Hamburg geht zurück: Seltener Messer oder Schusswaffen im Einsatz

Passend dazu: Es wurden bei Straftaten auch weniger Messer und Schusswaffen eingesetzt oder damit gedroht. Die Zahl der Taten mit Messereinsatz ging um 3,5 Prozent, die der mit Schusswaffen um rund 24 Prozent zurück.

Gute Nachrichten gibt es auch für Mieter und Wohneigentümer: Die Zahl der Wohnungseinbrüche ist stark rückläufig. 1485 Fälle, 222 weniger als im Vorjahr, wurden bis Ende Mai gezählt. Das ist ein Rückgang von 13 Prozent. Geht es um Einbrüche in Keller oder Böden von Wohnungen und Häusern liegt der Rückgang sogar bei 25,1 Prozent. Hier wurden 1260 Fälle, 423 weniger als im Vorjahreszeitraum, bis Ende Mai angezeigt.

Kriminalität in Hamburg: Weniger Wohnungseinbrüche und Autoaufbrüche

Auch wurden deutlich weniger Autos aufgebrochen. Hier beträgt der Rückgang 21,1 Prozent. 5192 Taten wurden bis Ende Mai angezeigt. Das sind 1391 weniger als im Vorjahr. Relativ stabil blieb die Zahl der Diebstähle von ganzen Autos. 745 Fahrzeuge wurden bis Ende Mai in Hamburg gestohlen. Das sind 14 weniger als im gleichen Vorjahreszeitraum.

Steigerungen gibt dagegen bis Ende Mai bei der Gewaltkriminalität, wobei zu den Treibern die Raubdelikte und die gefährlichen und schweren Körperverletzungen zählen. Insgesamt 3639 Fälle von Gewaltkriminalität wurden angezeigt. Das sind 345 mehr als im selben Zeitraum des Vorjahres – eine Steigerung von 10,5 Prozent.

Gewaltkriminalität bleibt ein weiter steigendes Problem in Hamburg

So stieg die Zahl der zur Gewaltkriminalität gehörenden gefährlichen Körperverletzungen auf 2499. Das sind 194 mehr als im Vorjahr und entspricht einer Steigerung von 8,4 Prozent. Bei den Raubtaten wurden 1004 Fälle zur Anzeige gebracht, 186 oder 22,7 Prozent mehr als im Vorjahr. Gleichzeitig ging die Zahl der Vergewaltigungen um elf Fälle auf 120, die der Tötungsdelikte um 28 zurück. Ein nicht unerheblicher Teil sind dabei Delikte, die im Bereich St. Georg registriert werden. Schwerpunkt ist dabei der Bereich um das Drob Inn nahe dem Hamburger Hauptbahnhof.

Aber auch die Zahl der Delikte, bei denen es um Widerstand gegen Polizisten oder Straftaten gegen die öffentliche Ordnung ging, nahm zu. Hier gab es einen deutlichen Anstieg um 866 auf 4245 Fälle, was einem Plus von 26,4 Prozent entspricht. Auch dabei spielt St. Georg eine große Rolle. Durch die vermehrten Kontrollen kommt es immer wieder zu Konflikten – vor allem, wenn Alkohol und Drogen im Spiel sind.

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Bei den Rauschgiftdelikten verzeichnet die Polizei einen Rückgang um 11,2 Prozent. Das sind immer noch 5600 Taten. Der Rückgang ist ausschließlich im Bereich der Konsumentendelikte. Die Zahl der Fälle von Handel und Schmuggel von Drogen stieg dagegen leicht um 32 auf 895 Fälle an.

Völlig unabhängig vom Hauptbahnhof dürfte der Anstieg beim Falschgeld sein. Bis Ende Mai leitete die Polizei 54 Ermittlungen ein, weil „Blüten“, eine oder mehrere, in Umlauf gebracht wurden. Im vergangenen Jahr waren es bis Ende Mai 19 Fälle weniger.