Hamburg. Das brisante Thema brachte Bayerns Innenminister auf den Tisch. Was die Zahlen der Hansestadt zeigen und welche Delikte häufig sind.
- Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) sprach kürzlich ein heikles Thema an: Den wachsenden Teil krimineller Ausländer
- Dabei ist die Lage in Hamburg dramatischer als in Süddeutschland
- Was die Zahlen aus der Kriminalstatistik der Polizei Hamburg offenbaren
Es war ein für die Politik heikles Thema, das Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) bei der Vorstellung der Kriminalitätsentwicklung für sein Bundesland ansprach: der wachsende Anteil von Ausländern als Straftäter. 39,6 Prozent der ermittelten Tatverdächtigen hatten in Bayern – ausländerrechtliche Delikte bereits herausgerechnet – keine deutsche Staatsbürgerschaft. In Hamburg ist die Lage noch etwas dramatischer.
In der Hansestadt sind es nach Herausrechnung der ausländerrechtlichen Delikte 46,4 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahr stieg der Anteil um 3,6 Prozentpunkte. Erstmals seit zehn Jahren lag die absolute Zahl dieser Tatverdächtigen in Hamburg wieder bei über 30.000.
Kriminalität durch Ausländer: So hat sich der Anteil in Hamburg verändert
Wie groß das Problem ist, zeigen erst die sogenannten Tatverdächtigenbelastungszahlen (TVBZ). Sie verraten, wie hoch der Anteil von Tatverdächtigen in Hamburg mit und ohne deutsche Staatsbürgerschaft im Vergleich zu ihrem Anteil an der Bevölkerung ist.
Die Statistik zeigt, wie viele Deutsche und wie viele Ausländer pro 100.000 Einwohner in Hamburg als Tatverdächtige ermittelt wurden. Nach Angaben der Polizei zeigt sich, dass statistisch die Tatverdächtigenbelastungszahlen für Deutsche bei 2519, die für Ausländer bei 10.347 liegen. Sie sind also etwa viermal so hoch. Die Zahlen ergeben sich aus den Daten der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS).
Im Corona-Jahr gab es einen deutlichen Rückgang der Ausländerkriminalität
Aber: 2016, dem Jahr nach der Flüchtlingskrise, lagen die TVBZ bei Ausländern in Hamburg noch bei etwas über 14.000. Tatsächlich sind die Zahlen in den Jahren danach rückläufig gewesen. Nach einem Tiefpunkt im Corona-Jahr, als die TVBZ 8912 betrugen, gab es in der Folge wieder einen Anstieg.
Auffallend ist dabei, dass im Corona-Jahr mit den niedrigen TVBZ bei Ausländern der Wert bei Tatverdächtigen mit deutschem Pass nicht so stark gesunken ist. Das ist ein Indiz dafür, dass viele in Hamburg ermittelte Tatverdächtige nicht in der Hansestadt wohnen, da in dem Corona-Jahr die Bewegungsfreiheit der Menschen stark eingeschränkt war.
Kriminalitätsstatistik: Welche Nationen besonders herausstechen
Geht man nach den einzelnen Staatsangehörigkeiten, werden die Unterschiede deutlich. Die meisten nicht deutschen Tatverdächtigen, mit denen es die Hamburger Polizei im vergangenen Jahr zu tun hatte, waren Afghanen. Gegen 3194 Personen wurde 2023 wegen einer Straftat ermittelt. Das ist aber ein Rückgang von 11,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Gemessen an ihrem Bevölkerungsanteil ergibt sich für sie die überproportionale TVBZ von 11.486. Die am zweitmeisten ermittelten Tatverdächtigen kamen mit 2436 aus Polen. Ihre TVBZ liegt bei 10.040.
Danach folgen Tatverdächtige aus der Türkei mit 2422, wobei diese Gruppe mit 43.419 Einwohnern in Hamburg die mit Abstand größte Gruppe in der Stadt stellt. Die TVBZ liegt bei ihnen unterproportional bei 6277 und damit zweieinhalbmal so hoch wie bei Deutschen. Enorm hoch ist die TVBZ bei Albanern mit fast 30.000, was mit vielen Albanern, die illegal in Hamburg leben, zu erklären sein könnte.
Finanzschwach, bildungsfern – so erklären Gewerkschafter Phänomen
„Viele Migranten, die in Deutschland und Hamburg ankommen, verfügen einerseits nur über sehr begrenzte finanzielle Möglichkeiten und sind andererseits bildungsfern. Das ist eine Mischung, das muss man offen sagen, die Kriminalität zumindest begünstigt. Das sieht man auch an der Statistik, die ausweist, woher Tatverdächtige kommen“, sagt Thomas Jungfer, Landesvorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG). „Dazu kommt, dass Hamburg ein lukratives Ziel für reisende Täter ist. Das erkennt man deutlich bei den Taschendiebstählen, wo von den 661 ermittelten Tatverdächtigen lediglich 90 auch die deutsche Staatsbürgerschaft hatten.“
„Das ist ein lang bekanntes Problem“, sagt auch Jan Reinecke, Landesvorsitzender des Bundes Deutscher Kriminalbeamter (BDK). „Junge Männer und bildungsferne Gruppen sind anfälliger für Kriminalität, die dann in der Statistik auftaucht. Wir brauchen hier eine ehrliche wissenschaftliche Analyse, um dann wirklich geeignete Konzepte zu entwickeln.“
Neue Statistiken: Deutliche Zunahme von Asylbewerbern als Tatverdächtige
Deutlich zugenommen hat die Zahl der ukrainischen Staatsbürger, gegen die ermittelt wurde. Ihre Zahl hat sich auf 2095 mehr als verdoppelt. Allerdings hat sich die Zahl der in Hamburg gemeldeten Ukrainer wegen des Angriffskriegs Russlands von 2021 auf Ende 2022 fast versiebenfacht.
Deutlich hochgegangen ist die Zahl der Tatverdächtigen aus Syrien mit 1691. Das sind 27,2 Prozent mehr als im Vorjahr, wobei ihr Anteil an der Bevölkerung nahezu stabil geblieben ist.
Welche Delikte besonders häufig begangen werden
Geht es um den Aufenthaltsstatus, ist die Zahl der Tatverdächtigen in Hamburg, die sich als Asylbewerber in Deutschland aufhalten, 2023 im Vergleich zum Vorjahr um 61,8 Prozent auf 2651 gestiegen, die der Asylberechtigten sogar um 71,4 Prozent auf 1392, was mit dem Zuzug vieler Ukrainer zusammenhängen dürfte.
Blickt man in die einzelnen Deliktgruppen, sind Ausländer als Tatverdächtige bei eigentlich allen Delikten, besonders aber bei Diebstahlsdelikten, überrepräsentiert. Sie machen lediglich 20 Prozent der Bevölkerung (Stand Ende 2022) aus.
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So sind 58,6 Prozent der bei Diebstahlsdelikten ermittelten Tatverdächtigen ausländische Staatsbürger. Bei schwerem Diebstahl – wie Einbruch oder Autoaufbruch – liegt ihr Anteil sogar bei 66,8 Prozent. Damit ist die Zahl der ermittelten tatverdächtigen Ausländer bei Autoaufbrüchen neunmal so hoch wie bei Personen mit deutschem Pass. Ebenfalls auffällig: Beim Wohnungseinbruch ist der Ausländeranteil bei den Tatverdächtigen im Vergleich zu Personen mit deutschem Pass mehr als achtmal so hoch.
Ein ähnliches Bild gibt es auch bei den Rohheitsdelikten: Dort beträgt der Anteil der tatverdächtigen Ausländer 43,8 Prozent. Im Fall der sogenannten „Straftaten gegen das Leben“, also Tötungsdelikten, beträgt der Anteil 39,1 Prozent. Bei „Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung“, zu denen Vergewaltigung, Verbreitung von Kinderpornografie und das in den Umlauf bringen von Sexpuppen mit kindlichem Erscheinungsbild zählen, liegt der Ausländeranteil bei 37 Prozent. Bei den Vergewaltigungen liegt der Ausländeranteil bei knapp 41 Prozent.