Hamburg. Spannung pur in Hamburgs größtem Bezirk: SPD unterliegt knapp, Grüne sind größter Verlierer. Was das für mögliche Bündnisse bedeutet.

Enges Rennen in Wandsbek: Im größten Bezirk Hamburgs zeichnete sich schon vor der Wahl ein Dreikampf ab, wie bereits 2019, als die CDU am Ende mit 22,2 Prozent knapp hinter SPD und Grünen lag. Erneut ist es auch jetzt äußerst knapp, aber mit anderem Ausgang. Als am Abend endlich alle Stimmen ausgezählt sind, liegt die CDU mit 27,9 knapp aber klar vorn. „Wir haben den festen Willen, in Wandsbek wieder zu regieren“, bekräftigt der CDU-Kreisvorsitzende Dennis Thering. Bisher gibt es in Wandsbek ein rot-grünes Bündnis.

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Spannender als in Wandsbek könnte die Auszählung kaum sein. Den größten Teil des Tages führte die SPD in den Hochrechnungen leicht, die CDU holte aber auf. „Es ist wieder ein spannendes Finale in Wandsbek“, sagte der SPD-Kreisvorsitzende und Finanzsenator Andreas Dressel (SPD) dem Abendblatt schon am Montagnachmittag. „Letztes Mal war es ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit den Grünen und jetzt mit der CDU.“ Man warte gespannt das Ergebnis ab. „Klar ist jetzt, dass es für Rot-Grün allein vermutlich schwierig wird“, so Andreas Dressel mit Blick auf ein Bündnis im Bezirk. Es sei völlig klar, dass sie mit allen demokratischen Parteien sondieren würden, das gebiete die „demokratische Kultur“.

Bezirkswahl in Wandsbek: Spannendes Kopf-an-Kopf-Rennen

Am Ende aber hatte die CDU die Nase vorn mit besagten 27,9 Prozent (+5,7 Prozentpunkte) vor der SPD mit 27,7 Prozent (+1 Prozentpunkt). Größter Verlierer sind auch in Wandsbek die Grünen. Die Partei rangiert auf Rang drei mit 19,4 Prozent, eine Verschlechterung um 6,9 Prozentpunkte. Die AfD konnte ihr Ergebnis auf 11 Prozent verbessern (+3,3 Prozentpunkte). Die FDP bleibt weitgehend unverändert mit 6,9 Prozent, so wie die Linke mit 7,1 Prozent. „Übrige“ gibt es bei dieser Bezirkswahl in Wandsbek nicht. Es ist der einzige Bezirk, in dem nur die sechs genannten Parteien kandidiert haben. Erst nach 19.30 Uhr steht das Wahlergebnis fest.

In Wandsbek hatte ein rot-grünes Bündnis in den vergangenen Jahren durchgehalten – trotz mancher Krisen. Am Anfang war es eine Koalition zweier fast gleich starker Partner, also buchstäblich auf Augenhöhe. Die erfolgsgewohnten Sozialdemokraten rutschten 2019 auf 26,7 Prozent (minus 10,9 Prozentpunkte) ab, während die Grünen ihr Ergebnis mehr als verdoppeln konnten – von 12,5 auf 26,3 Prozent. Mit 16 Abgeordneten lag die SPD nur knapp vor den Grünen mit 15 Abgeordneten der 57-köpfigen Bezirksversammlung.

Rot-grüne Koalition wurde 2022 durch Coup von Andreas Dressel erhalten

Doch als im Herbst 2022 kurz nacheinander drei Mitglieder nach internen Querelen die Grünen-Fraktion verließen, stand die rot-grüne Mehrheit auf der Kippe. Nachdem Verhandlungen mit der FDP über die Bildung einer Ampel-Koalition in Wandsbek gescheitert waren, gelang Andreas Dressel ein Coup.

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Oliver Schweim, der im Streit aus der Grünen-Fraktion ausgetreten und fraktionslos war, schloss sich der SPD an. Ungewöhnlich genug: Schweims ehemalige Parteifreunde akzeptierten den Wechsel, sodass die SPD seitdem mit 17 und die Grünen mit 13 Abgeordneten (zwei hatten die Bezirksversammlung verlassen, ein Grüner rückte nach) in der Bezirksversammlung vertreten sind und die hauchdünne rot-grüne Mehrheit gewahrt blieb.

Bündnis zwischen SPD und CDU wäre ein Signal für die Bürgerschaftswahl

Wie auf Landesebene auch dürfte die CDU eher ein Bündnis mit den Sozialdemokraten als mit den Grünen anstreben, zumal die Wandsbeker SPD traditionell etwas konservativer ausgerichtet ist als manch anderer SPD-Kreisverband. Aber: Ein Bündnis zwischen SPD und CDU in Wandsbek wäre angesichts der Größe und Bedeutung des Bezirks ohne Frage ein Signal für die Bürgerschaftswahl am 5. März 2025. Daher wird es sich die Wandsbeker SPD dreimal überlegen, einen solchen Schritt der Aufwertung der Opposition zu gehen, zumal sich Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) bereits für eine Fortsetzung der rot-grünen Koalition im Hamburger Rathaus ausgesprochen hat. Da nun voraussichtlich für Rot-Grün allein in Wandsbek die Mehrheit fehlt, werden die Karten neu gemischt. Und die CDU ist am Zug.