Hamburg. Viel Schatten und ein wenig Licht: SPD erhält bundesweit nur knapp 14 Prozent bei Europawahl. Hamburger Wahlergebnis deutlich besser.

Plötzlich wird es ganz still: Rund 100 Personen erwarten auf der SPD-Wahlparty am Sonntagabend die erste Prognose für die Ergebnisse der Europawahl. Dann die Enttäuschung: Nur 14 Prozent der Stimmen erhält die SPD deutschlandweit. Damit wird das historisch schlechteste Ergebnis der letzten Europawahl von 15,8 Prozent noch unterboten. Allzu überrascht scheint im Kurt-Schumacher-Haus jedoch niemand zu sein, in Umfragen lag die SPD zuletzt bei 14 bis 15 Prozent. Melanie Leonhard, Landesvorsitzende der SPD Hamburg, kündigte bereits vor der ersten Prognose an, man müsse an diesem Abend Tapferkeit beweisen.

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Hamburgs SPD-Spitzenkandidatin Laura Frick bleibt ein Sitz im Europaparlament damit verwehrt. „Ich glaube, das ist ein ganz bitterer Abend für die SPD“, sagt Frick. Sie findet, man habe einen tollen Wahlkampf gemacht und wolle weiter europäische Politik machen. Dennoch müsse man besser werden, „wir in Hamburg können das“, sagt die 32-Jährige. Für ihre kurze Ansprache erhält sie großen Applaus.

Europawahl: SPD laut Melanie Leonhard mit bitterem Wahlergebnis

Zu der gleichen Einschätzung kommt Melanie Leonhard. Es sei ein bitteres Ergebnis, „da gibt es überhaupt nichts dran zu rütteln“. Im Europawahl-Ergebnis spiegle sich aber auch ganz viel Unzufriedenheit mit der gegenwärtigen Lage im Bund wider. „Ich kann nur hoffen, dass sich das alle Ampel-Parteien zu Herzen nehmen, dass es einer zukunftsbejahenden Kommunikation bedarf.“

Nach den ersten Prognosen wird die Wahlberichterstattung im Fernsehen uninteressant. Es wird viel gesprochen, diskutiert – woran hat das Abschneiden wohl gelegen? Als die ersten Biere getrunken sind, verlagert sich die Wahlparty nach draußen. Zu Bratwurst und Kartoffelsalat läuft „Don‘t Stop Believin‘“ von „Journey“. Der Glaube, dass sich an den Prognosen noch viel ändern wird, ist hier allerdings nicht sehr groß.

Nach erster Hochrechnung 19,1 Prozent in Hamburg

Laut Nils Weiland, dem Landesvorsitzenden der SPD Hamburg, hätten einige aktuelle Themen dem Europawahlkampf geschadet. „Sicherlich haben die Messerattacken von Mannheim nicht geholfen, die AfD noch weiter zu reduzieren.“ Hoffnungen habe er auf die Hamburger Wahlergebnisse „und dann hoffe ich, noch eine Wurst zu bekommen, aber die Schlange ist sehr lang.“

Nils Weilands Hoffnungen sollten belohnt werden. Gegen 20 Uhr werden die ersten Hochrechnungen der Wahlergebnisse für Hamburg veröffentlicht. 19,1 Prozent, eine leichte Verschlechterung zur letzten Europawahl mit 19,8 Prozent und deutlich besser als das bundesweite Ergebnis. Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) will „die Dinge nicht ins Positive drehen“, es mache aber Mut, dass die AfD in Hamburg keinen Rückenwind habe. „Wäre das bundesweite Ergebnis so gewesen, wie in Hamburg, dann wäre Laura Frick Abgeordnete im Europaparlament.“

Peter Tschentscher über das Wahlergebnis: Können „keine Wunder erwarten“

Trotzdem hat die SPD vermutlich ihr Ziel verfehlt, stärkste Kraft in Hamburg zu werden. Nach Auszählung der meisten Wahllokale liegen die Grünen bei 21,2 Prozent, vor der SPD mit 18,7 Prozent. Wichtig sei die Beurteilung im Bundestrend, sagt Tschentscher. „In einer Situation, in der die Ampel-Parteien so unter Druck stehen, können wir keine Wunder erwarten.“ Lange werde er auf der Wahlparty nicht mehr bleiben, „heute gibt es keine Neuigkeiten mehr zu erwarten.“

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Nachdem die Hochrechnungen für Hamburg veröffentlicht sind, machen sich viele Gäste auf den Heimweg. Andere trinken noch ein weiteres Bier, die Wahlparty wird tatsächlich zu einer kleinen Party. Das deutschlandweite Ergebnis wird im Laufe des Abends noch auf 13,9 Prozent korrigiert, Überraschungen erwartet hier niemand mehr. Auch der Song „Shake It Off“ von Taylor Swift wird an diesem Abend gespielt. Also das schlechte Wahlergebnis einfach „abschütteln“?