Hamburg. Junge Hamburgerin darf auch zum ersten Mal wählen – und will gleich „hinter die Kulissen schauen“. Wie ihr der Wahl-O-Mat geholfen hat.
Für Karlotta Friedla ist dieser Sonntag ein ganz besonderer Tag. Die 16-Jährige gibt bei der Europawahl erstmals ihre Stimme ab. Wählen allein war der Hamburgerin jedoch nicht genug, sie arbeitet außerdem als Wahlhelferin. „Ich wollte bei der ersten Wahl sofort hinter die Kulissen schauen“, sagt die Schülerin. Aus Eigeninitiative habe sie sich angemeldet. Auch am Montag arbeitet sie, wenn die Stimmen für die Bezirkswahl ausgezählt werden.
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„Das hier mitzuerleben und der Kontakt zu den Menschen ist etwas ganz Besonderes“, sagt die Hamburgerin. Sie besucht die zehnte Klasse der Sankt-Ansgar-Schule in Borgfelde und muss für ihre Schicht am Montag vom Unterricht freigestellt werden. „Mein Klassenlehrer war sofort Feuer und Flamme.“ Ihre Eltern und Lehrer haben sie dazu inspiriert, bei den Europa- und Bezirkswahlen als Wahlhelferin zu arbeiten. Zur Vorbereitung habe sie sich im Internet Videos angeguckt, zum Dienstbeginn bekomme sie außerdem eine Einführung. Um ihre Schicht von 12 Uhr bis voraussichtlich 19 Uhr entspannt anzutreten, hat sie pünktlich um 9 Uhr gewählt. „Ich war furchtbar aufgeregt“, sagt die 16-Jährige.
Europawahl: Hamburger Erstwählerin wünscht sich mehr Verantwortung für Jugendliche
Erstmals dürfen in Hamburg rund 30.000 Jugendliche im Alter von 16 und 17 Jahren bei der Europawahl ihre Stimme abgeben. 2022 wurde das Mindestalter für die Europawahl in Deutschland von 18 auf 16 Jahre herabgesetzt. Das niedrigere Wahlalter hält Karlotta für eine gute Idee, ihr geht dieser Schritt aber noch nicht weit genug. „Bei vielen anderen Dingen sind wir angeblich noch zu jung. Ich würde mir wünschen, dass wir auch in anderen Bereichen mehr Verantwortung bekommen würden.“
Die Hamburgerin interessiert sich für Politik, möchte darüber aber besser informiert werden. Eine Umfrage unter 1000 Menschen zwischen 16 und 23 Jahren hat zuletzt gezeigt, dass nur 18 Prozent sich gut oder sehr gut über die Aufgaben und Zuständigkeiten des Europaparlamentes informiert fühlen. Dagegen gaben 67 Prozent der Befragten an, wahrscheinlich oder sehr wahrscheinlich am 9. Juni wählen zu gehen.
16 Jahre alte Hamburgerin über den Wahl-O-Mat: „Da kam etwas total Überraschendes raus“
Um sich auf die Wahl vorzubereiten, habe sie unter anderem den Wahl-O-Mat benutzt. „Da kam etwas total Überraschendes raus“, sagt die Schülerin. „Das hat mir aber sehr geholfen, weil ich meine Meinung dann noch mal hinterfragt habe.“ Außerdem habe sie sich Videos von Auftritten der Politiker angesehen – „man muss die Menschen ja auch mögen“. Europa halte sie für ein „spannendes Konzept“, allerdings dauere es häufig zu lange, bis Entscheidungen getroffen würden. „Ich würde mir wünschen, dass die Dinge schneller passieren.“
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Für den Wahlbezirk 41904 nimmt sie am Sonntag in der Ilse-Löwenstein-Schule in Barmbek-Süd Briefe entgegen, prüft, wer wahlberechtigt ist, und teilt Wahlunterlagen aus. Zum Auszählen der Stimmen ist sie nicht eingeplant, sollte jedoch jemand ausfallen, würde sie einspringen. Für beide Tage bekommt sie insgesamt 135 Euro. Alle EU-Bürgerinnen und -Bürger, die am Wahltag das 16. Lebensjahr vollendet haben, können Wahlhelfer werden. Für die Bezirksversammlungswahl müssen sie zudem seit mindestens drei Monaten in Hamburg wohnen.