Hamburg. Marienkrankenhaus, Groß-Sand und Wilhelmstift warten auf eine Einigung. Der jahrelange Verkaufspoker hat mit Hamburger Verhältnissen zu tun.
Nach fast vier Jahren eines nervenaufreibenden Pokerns um dreistellige Millionenbeträge, Tausende Mitarbeiter und neue Patientenströme in Hamburg ist klar: Der Verkauf der drei Krankenhäuser des katholischen Erzbistums an eine Bietergemeinschaft von Immanuel Albertinen und St. Franziskus Stiftung (Münster) ist vorerst gescheitert. Damit ist die Zukunft des Marienkrankenhauses, des Kinderkrankenhauses Wilhelmstift und von Groß-Sand ungewiss.
Ein Bistumssprecher wollte gegenüber dem Abendblatt nicht von einem „Scheitern“ sprechen. Er bestätigte aber die bislang vertraulichen Informationen, dass der Verkaufsprozess wieder für andere Bieter geöffnet worden sei. Damit können sich wieder alle Interessenten um die drei Krankenhäuser bemühen. Der Bistumssprecher sagte: „Wir stehen aktuell im engen Kontakt mit den Geschäftsführern der Krankenhäuser. Die Sozialbehörde ist von Anfang an in den Prozess eingebunden.“
Im Haus von Senatorin Melanie Schlotzhauer (SPD) gibt es reichlich Stirnrunzeln über das Vorgehen und die Kommunikation des Erzbistums. Eine fest zugesagte Millionen-Investition in das sanierungsbedürftige Krankenhaus Groß-Sand wurde vorerst auf Eis gelegt. Konkret zum Verkaufsprozess wollte sich die Behörde nicht äußern.
Die Immanuel Albertinen Diakonie erklärte auf Abendblatt-Anfrage: Man sei weiterhin „im Gespräch“ mit dem Erzbistum zur Übernahme der Häuser. Man habe ein Angebot „unterbreitet, das aus unserer Sicht den Patientinnen und Patienten dient und ebenso geeignet ist, den Krankenhausstandorten sowie den Mitarbeitenden eine gute Zukunftsperspektive zu geben“.
Krankenhaus Hamburg: Verkauf der katholischen Kliniken gescheitert
Das Erzbistum war zuvor bereits daran gescheitert, das Lübecker Marienkrankenhaus an das Land Schleswig-Holstein und das Uniklinikum zu verkaufen. Nach einer Wirtschaftlichkeitsprüfung hatte die Landesregierung in Kiel die Übernahme abgeblasen. Dennoch zog die Geburtshilfe des Lübecker Marienkrankenhauses auf das Gelände des UKSH.
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In Hamburg ist die Situation um die einzelnen Häuser kompliziert: Das Marienkrankenhaus ist mit seinem Integrierten Notfallzentrum bundesweites Modellprojekt. Doch die Kassenärzte haben sich zurückgezogen, weil nicht genügend Patienten kamen. Der Betrieb war unwirtschaftlich. Andere Krankenhäuser wie die Asklepios-Klinik St. Georg sind einfach zu nah, die Konkurrenz durch niedergelassene Fachärzte groß.
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Am Marienkrankenhaus (rund 1800 Mitarbeiter) arbeitet man nach Abendblatt-Informationen jedoch bereits an einer „trägerübergreifenden“ Kooperation. Die Geburtsstation ist sehr beliebt, ein Medizinisches Versorgungszentrum gibt es bereits. Damit soll vor dem Hintergrund der anstehenden Krankenhausreform ein wirtschaftliches Überleben gesichert werden.
Hamburg-Wilhelmsburg: Was wird aus Krankenhaus Groß-Sand?
Das Kinderkrankenhaus Wilhelmstift in Rahlstedt (etwa 1000 Mitarbeiter) kann sich vor kleinen Patienten auch aus dem Umland kaum retten. In Groß-Sand, wo etwa 350 Menschen arbeiten, werden Zehntausende Wilhelmsburger medizinisch versorgt. Sie sorgen sich seit Jahren um „ihre“ Stadtteilklinik.
Ein mit der Übernahme vertrauter Experte sagte dem Abendblatt: Ein Käufer für die drei Hamburger Häuser sei schwer zu finden. Die Klinikneubauten in Altona (Asklepios), am BG Klinikum und der Ausbau des UKE machten anderen Angeboten das Leben noch schwerer. Wie in der Krankenhausreform gefordert, müssten kleinere Häuser sich spezialisieren oder sich weiter für ambulante Angebote öffnen.