Hamburg. Knallbunte Kinder-Armbänder zur Mückenabwehr fluten gerade den Markt. Was sie bringen – und was wirklich gegen Insektenstiche hilft.
- Armbänder gegen Stechmücken liegen voll im Trend.
- Die Bänder duften nach Citronella
- Hamburger Forscher hat mehrere Tipps
„13, 14, 15“, zählte Mats am Morgen in der Kita vor. Dabei deutete er mit seinem Zeigefinger auf die erhabenen, roten Stellen an Waden und Unterarmen, Wange und Hals. „16 Mücken haben mich heute Nacht gestochen“, erklärt der Fünfjährige empört. In Hamburg hat durch die milden Temperaturen die Stechmücken-Saison bereits begonnen und die Insekten machen unerbittlich in den Abendstunden Jagd.
Klar, dass Eltern vor allem ihre Kinder vor den zumeist stark juckenden Stichen schützen wollen. Ein Blick ins Internet, die sozialen Medien und an die Hand- und Fußgelenke junger Kinder macht deutlich: Es scheint tatsächlich Abhilfe zu geben. Und diese kommt auch noch als stylisches Accessoire daher: Armbänder gegen Stechmücken liegen voll im Trend.
Stechmücken-Saison in Hamburg: Trend-Armbänder für Kinder als Schutz?
Diese sehen entweder aus wie gedrehte Kunststoff-Haargummis, sportlicher als feste Canvas-Bänder, einige sind wiederbefüllbar, aus Neopren, wieder andere haben eine Lederarmband-Optik. Die Fülle an unterschiedlichen Designs ist aktuell extrem groß. Dazu angeboten werden fröhlich bedruckte Motivaufkleber für die Kleidung oder Bettwäsche. Auch sie sollen dafür sorgen, dass besonders Kinder und Jugendliche nachts vor den sirrenden Plagegeistern sicher sind.
Die Preise für die zumeist nach Citronella duftenden Bänder variieren je nach Anbieter stark, für ein Band können von 50 Cent bis über 10 Euro verlangt werden. Erhältlich in Drogerien, Apotheken oder online. Doch ist hier nun der Gamechanger auf dem Markt? Können die Armbänder, die auch zusätzlich am Fußgelenk getragen werden können, wirklich Stechmücken vom Körper abhalten?
„Nein“, sagt Prof. Jonas Schmidt-Chanasit. Der Hamburger Virologe des Bernhard-Nocht-Instituts für Tropenmedizin ist sehr klar in seinem Urteil. „Wirksam gegen Stechmücken sind nur Repellents, also Mückensprays, die wir zum Beispiel auch über unser Tropeninstitut überprüft haben und mit einem Siegel ausgestattet haben.“ Alles andere sei unwirksam. „Stechmückenschutzsprays beeinträchtigen die ‚Ortungssysteme‘ der Stechmücken, die dann nicht mehr den Menschen finden können. Das effektivste Repellent enthält den Wirkstoff DEET (Diethyltoluamid). Das Spray bildet einen über mehrere Stunden auf der Haut verbleibenden Schutzfilm, der Stechmücken abhält“, sagt der Experte.
Hamburger Virologe: Wirksam gegen Mücken sind nur getestete Mückensprays
Das ist auch der Grund für die Ablehnung der Trend-Bänder, die höchstens lokal wirken könnten: Bei der Mückenabwehr sei klar, dass nur der großflächige Auftrag auf die Haut Abhilfe schaffen könne. Die Sprays sollten die Wirkstoffe DEET, Icaridin oder IR3535 enthalten.
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Die Wirkungsdauer richte sich danach, in welcher Konzentration die Stoffe in den jeweiligen Sprays seien, so Schmidt-Chanasit. Aufgesprüht, trete die Wirkung sofort ein. Doch auch, wenn er sich gegen die Trend-Bänder, elektronischen Mückenschutz und alle Arten von Citronella-Kerzen positioniert, der Forscher hat einige Tipps, die wirklich helfen:
Mücken in Hamburg: Diese Tipps aus der Forschung helfen wirklich gegen die stechenden Insekten
- Brutstätten abschaffen: „Gießkanne mit Wasser, Regentonne oder schon die kleinsten Wasseransammlungen im Blumentopf oder altem Autoreifen sollte man vermeiden.“ Auch hohes Gras mit Luftfeuchtigkeit oder Bambuspflanzen seien wahre „Mückenhotels“. Ein gemähter Rasen, an den die Sonne tüchtig herankomme, biete hingegen keinen guten Unterschlupf am Tage. Für die Regentonne hat er aber einen Tipp: „Eine Culinex-Tablette zur Bekämpfung von Stechmückenlarven in die Tonne geben, dann hat man mehrere Wochen Ruhe.“
- Moskito-Netze über die Betten: An der Decke befestigt breiten sie sich wie ein schützender Himmel über die Bettkanten und den Schlafenden. Keine Chance des Durchkommens für Mücken und andere Insekten.
- Räucherspiralen: „Das Abbrennen von Räucherspiralen verbreitet Insektizide, bitte aber nur im Freien anwenden“, rät Schmidt-Chanasit.
- Moskito-Gitter vor Fenstern und Türen: ein sicherer Schutz gegen unerwünschte, stechende Eindringlinge.
- Kleidung imprägnieren: Mit Textil-Sprays oder Waschmittel mit dem Wirkstoff Permethrin hat man sogar mehrere Wochen Ruhe vor Stechmücken.
- Oft duschen: „Da die Stechmücken unter anderem durch den menschlichen Körpergeruch – sowie durch Körpertemperatur und Ausatemluft – angezogen werden, kann häufiges Duschen auch ein Mittel sein, sich zu schützen“, rät der Professor des Bernhard-Nocht-Instituts.
Diese Tipps gelten übrigens für Groß und Klein – damit das Stiche-Zählen am Morgen hoffentlich ausbleibt.