Hamburg. Einst waren sie fast ausgerottet, doch in diesem Jahr ist die Population ungewöhnlich groß. Was das für die Natur bedeutet.
„Hin und her und rundherum, kriecht es, fliegt es mit Gebrumm.“ Während es die bei Wilhelm Busch beschriebenen Maikäfer früher in rauen Mengen gab, war es in Hamburg viele Jahre etwas Besonderes, wenn man einen zu Gesicht bekam. Derzeit sind sie jedoch vielerorts sehr präsent. So wie die Mücken, die dieses Jahr sehr früh unterwegs sind.
Das Jahr 2024 scheine für den Feldmaikäfer (Melolontha melolontha) in Hamburg ein sehr gutes Jahr zu sein, sagt Ilka Bodmann, Sprecherin des Naturschutzbundes Deutschland (Nabu). „Uns haben bislang sehr viele Nachweise erreicht, vor allem nördlich der Elbe. Auch in dicht besiedelten Bereichen scheint es einen Verbreitungsschwerpunkt zu geben.“
Maikäfer in Hamburg: Dass es 2024 so viele gibt, passt zum Zyklus
Vom Lebenszyklus der Maikäfer her passe das. „Das Besondere an dieser Art: Die Larven der Maikäfer, auch Engerlinge genannt, leben vier Jahre in der Erde, bevor sie nach ihrer Metamorphose zum Käfer durch die Luft düsen“, sagt die Sprecherin des Nabu-Landesverbandes Hamburg e. V. „Ich erinnere mich, dass 2012 ein ausgesprochenes Maikäfer-Jahr in Hamburg war, daher würde 2024 zum Zyklus passen. Die großen Käfer verlassen im Frühjahr ihr Versteck im Erdboden, sobald die Lufttemperatur 20 Grad Celsius erreicht.“
Auch Franziska Fleischhauer, Sprecherin der Hamburger Umweltbehörde, sagt: „Die Schwankungen in der Population des Feldmaikäfers sind oft stark ausgeprägt. Perioden mit massenhaftem Auftreten wechseln sich mit Jahren mit wenigen Beobachtungen ab und können durch verschiedene Faktoren wie Witterungsbedingungen, Lebensraumveränderungen und landwirtschaftliche Praktiken beeinflusst sein.“
In Hamburg fühlt sich vor allem der Feldmaikäfer sehr wohl
Von den bis zu 2,5 Zentimeter großen Insekten gibt es zwei Arten: den Feldmaikäfer mit einem meist schwarzen Halsschild und den Waldmaikäfer, dessen Halsschild meist braun gefärbt ist. „In Hamburg ist fast ausschließlich der Feldmaikäfer anzutreffen. Der Feldmaikäfer bevorzugt Wiesen, Kulturland und Gärten. Diese Ansprüche werden in Hamburg ja durchaus erfüllt“, sagt die Nabu-Sprecherin. Der Waldmaikäfer benötige dagegen sandigen Boden.
Maikäfer sind in weiten Teilen Europas heimisch. Trotz seines Rufs als Schädling hätten die Feldmaikäfer wichtige ökologische Funktionen, sagt Behördensprecherin Fleischhauer. „In den Larvenstadien leben sie im Boden und fressen organische Substanz, was zur Umwälzung und Belüftung des Bodens beiträgt. Zudem gebe es viele Tiere, die gerne Maikäfer fressen, wie Vögel, Fledermäuse, Igel und Spitzmäuse.
Maikäfer wurden mit Gift bekämpft und waren auch in Hamburg fast ausgerottet
Maikäfer wurden seit den 1950er-Jahren mit dem Gift DDT und durch große Einsammelaktionen bekämpft. „Das führte dazu, dass die Tiere fast ausgestorben sind in Deutschland. Auch durch die intensive Landnutzung sind die Massenentwicklungen sehr selten geworden“, sagt Nabu-Sprecherin Ilka Bodmann. Über viele Jahre sei es sogar etwas Besonderes gewesen, im Frühjahr einen Maikäfer zu sehen.
In den vergangenen Jahren seien sie allerdings wieder etwas häufiger aufgetreten. „Die Zeiten der großen Maikäfer-Schwärme sind allerdings vorbei, zumindest in Hamburg. Die größten Vorkommen gibt es im Südwesten Deutschlands. Hauptvorkommen sind die nordbadische und südpfälzische Rheinebene sowie die hessische Rhein‐Main-Ebene.“
Maikäfer in Hamburg: Gefährlich für Pflanzen sind die Engerlinge
Die Käfer ernährten sich vorwiegend von Blättern der Laubbäume, bevorzugt von Buchen und Eichen. Die meisten kahl gefressenen Bäume erholten sich wieder und bildeten mit dem sogenannten Johannistrieb im Juni noch einmal neue Blätter, sagt Bodmann. „Verheerend dagegen kann der Wurzelfraß der Engerlinge sein. Die Käferlarven fressen an Pflanzenwurzeln. Bei einem Massenauftreten können sie daher Schäden an Obstanlagen oder anderen Baumpflanzungen anrichten.“
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Wer Maikäfer sehen möchte, könne das vor allem in der Dämmerung, sagt Behördensprecherin Fleischhauer. „Auf diesen Schwärmflügen suchen sie nach Paarungspartnern. Nach der Paarung sterben die Männchen, wodurch aktuell auch immer wieder tote Maikäfer gefunden werden.“
Wer Maikäfer entdeckt, kann diese über die App ObsIdentify oder die Internetseite observation.org melden.