Hamburg. Rückgang um 30 Prozent seit Ende 2022. Insgesamt haben die Schulen 9357 zugewanderte Kinder und Jugendliche in zwei Jahren aufgenommen.

Der im Februar 2022 begonnene russische Angriffskrieg gegen die Ukraine dauert an, aber die Zahl der vor allem von dort geflüchteten Schülerinnen und Schüler, die in Hamburg in speziellen Klassen unterrichtet werden, ist rückläufig. Aktuell besuchen 3431 Kinder und Jugendliche Internationale Vorbereitungsklassen (IVK) für Geflüchtete und Zugewanderte. Das hat der Senat in seiner Antwort auf eine Kleine Anfrage der SPD-Bürgerschaftsabgeordneten Kazim Abaci und Nils Hansen mitgeteilt. Zum Vergleich: Ende 2022 wurden 4852 Jungen und Mädchen in IVK unterrichtet – ein Rückgang um 29,3 Prozent.

Werden die Basisklassen und die Lerngruppen an den Grundschulen hinzugerechnet, dann besuchen derzeit 4001 aus dem Ausland zugewanderte Kinder und Jugendliche insgesamt 331 Klassen an 164 allgemeinbildenden Schulen. „Im Juli 2023 hatte der Ausbau mit 382 Internationalen Vorbereitungsklassen, Basisklassen und Lerngruppen an 178 Schulen einen Höchststand erreicht“, schreibt der Senat. Ziel der IVK sei es, „neu zugewanderte Kinder und Jugendliche mit oder ohne Fluchthintergrund ohne beziehungsweise nur mit geringen Kenntnissen der deutschen Sprache zügig in das Schulleben zu integrieren und die erfolgreiche Teilnahme an einem Bildungsgang zu gewährleisten“.

Schule Hamburg: 2411 geflüchtete Schüler zu Beginn des Schuljahres in Regelklassen gewechselt

In der Regel wechseln die zugewanderten Schülerinnen und Schüler nach einem Jahr in die Regelklassen und erhalten noch mindestens ein weiteres Jahr eine zusätzliche Förderung. Nach Angaben des Senats sind zum Beginn des Schuljahres 2023/24 insgesamt 2411 Jungen und Mädchen aus einer IVK in das Regelsystem gewechselt. Zum Ende des ersten Halbjahres Anfang Februar 2024 waren es noch einmal 304 Schülerinnen und Schüler.

Die Zeugniskonferenz der einzelnen Schulen entscheidet über Einstufung und den passenden Zeitpunkt des Übergangs in die Regelklassen. „Es gilt der Grundsatz, dass nicht mehr als vier Schülerinnen und Schüler aus einer IVK in die gleiche Regelklasse wechseln, die sog. 4er-Quote“, schreibt der Senat. Eine interne Datenauswertung im März dieses Jahres habe ergeben, „dass es den Schulen trotz der hohen Anzahl von in das Regelsystem wechselnden IVK-Schülerinnen und -Schülern gelungen ist, diese 4er-Quote einzuhalten – nur an vier Schulen wurde die Quote in vier Jahrgangsstufen leicht überschritten“.

Hamburgs Gymnasien haben Anteil an IVK-Klassen in den vergangenen Jahren deutlich gesteigert

Von den 4001 zugewanderten und geflüchteten Jungen und Mädchen besuchen 1052 die Vorbereitungsklassen einer Grundschule, 1703 die Klassen einer Stadtteilschule und 1213 die eines Gymnasiums und 33 ein Regionales Bildungs- und Beratungszentrum (ReBBZ). Im direkten Vergleich der weiterführenden Schulen entfällt auf die Stadtteilschulen mit 58,4 Prozent der Schülerinnen und Schüler der deutliche höhere Anteil als auf die Gymnasien mit 41,6 Prozent. Allerdings haben die Gymnasien ihren Anteil an IVK-Schülerinnen und -Schülern in den vergangenen Jahren deutlich gesteigert.

122 IVK und Basisklassen sind an 49 Schulen mit dem niedrigen Sozialindex 1 oder 2 eingerichtet. Laut Senat gibt es aktuell 119 dieser Klassen an Schulstandorten mit dem Sozialindex 3 oder 4 und weitere 106 Klassen an Schulen in eher privilegierter Lage mit dem Sozialindex 5 oder 6. Wie viele Schülerinnen und Schüler jeweils in den Schulen der unterschiedlichen Sozialindices unterrichtet werden, hatten die SPD-Abgeordneten nicht abgefragt.

Anteil der Privatschulen an Aufnahme geflüchteter Schüler mit 2,5 Prozent sehr gering

In seiner Antwort auf eine Kleine Anfrage der Linken-Bürgerschafts-Fraktionschefin Sabine Boeddinghaus hatte der Senat Ende März diese Zahlen genannt: 462 Jungen und Mädchen besuchen eine Schule mit dem niedrigsten Sozialindex 1. An Schulen mit Sozialindex 2 gibt es 912 IVK-Schüler, und an Standorten mit Sozialindex 3 sind es 540 Schüler, mit Sozialindex 4 710 Schüler, mit Sozialindex 5 517 Kinder und mit Sozialindex 6 schließlich 223 Kinder. Die Schulen mit den unteren drei Sozialindices besuchen 56,9 Prozent der IVK-Schüler, die Schulen der drei oberen Stufen 43,1 Prozent.

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In seiner Antwort auf die Anfrage der SPD-Abgeordneten zieht der Senat auch eine Zwischenbilanz der jüngsten Zuwanderungsbewegung. Demnach wurden 2022 insgesamt 7005 schulpflichtige Kinder und Jugendliche mit ausländischer Staatsangehörigkeit und in der Regel aufgrund von Flucht in die Hamburger Schulen aufgenommen. Im Jahr 2023 waren es nur noch 2352 Jungen und Mädchen. Von den insgesamt aufgenommenen 9357 Schülerinnen und Schülern besuchten nur 232 eine Privatschule, während 97,5 Prozent an einer staatlichen Schule unterrichtet wurden.

SPD-Abgeordneter Kazim Abaci: „Hamburgs Weg ist eine Erfolgsgeschichte“

„Die Aufnahme von mehr als 9000 geflüchteter und neu zugewanderter Kinder und Jugendlicher in das Hamburger Schulsystem war und ist eine Mammutaufgabe. 9000 Schülerinnen und Schüler – das entspricht etwa 400 zusätzlichen Klassen“, sagt Nils Hansen, schulpolitischer Sprecher der SPD-Bürgerschaftsfraktion. „Mit der Einrichtung von IVK über die gesamte Hamburger Schullandschaft hinweg ist es uns gelungen, die Belastung für das Hamburger Schulsystem abzufedern. Bis auf wenige Ausnahmen wurden jeweils nur vier Schüler und Schülerinnen aus IVK auf eine Regelklasse verteilt“, sagt der SPD-Abgeordnete.

„Die Fluchterfahrungen, die Herausforderungen eines neuen Wohnumfeldes und das Erlernen einer neuen Sprache können gerade für Kinder und Jugendliche hohe Hürden für eine gelingende Integration sein. Mit den Vorbereitungsklassen geht Hamburg einen erfolgreichen Weg, der geflüchtete und zugewanderte Kinder und Jugendliche bei diesen Herausforderungen unterstützt“, sagt Kazim Abaci, integrations- und flüchtlingspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion. „Dem Senat ist es gelungen, Schülerinnen und Schüler über die ganze Stadt, in Schulen aller Schulformen und über alle Soziallagen hinweg gleichmäßig zu verteilen. Mit den Erfahrungen der letzten zwei Jahre können wir festhalten: Hamburgs Weg bei der Teilhabe geflüchteter und zugewanderter Kinder ist eine Erfolgsgeschichte“, sagt Abaci.