Hamburg. 35-Jähriger steht ab Montag in Hamburg vor Gericht. Was ihm nach der Tat Ende 2023 am Airport vorgeworfen wird und welche Strafe ihm droht.
- Anfang November 2023 ereignete sich am Hamburger Airport ein stundenlanger Nervenkrieg
- Ein Mann war auf das Flughafen-Gelände gelangt – mit Waffen und seiner Tochter als Geisel
- Ab Montag muss sich der Vater nun vor dem Landgericht Hamburg verantworten
- Ihm droht eine lange Haftstrafe
Es war eine Tat, die ganz Hamburg aufgewühlt hat – und die Frage aufwarf, ob die Sicherheit am Flughafen ausreichend gewährleistet sei. Ein Wagen wurde auf das Vorfeld gelenkt, dann begann ein stundenlanger Nervenkrieg, mit dem ein 35-Jähriger versucht haben soll, seine Ausreise zusammen mit seiner vierjährigen Tochter zu erzwingen. Vorher soll er das Mädchen aus der Obhut der Mutter entführt haben.
Jetzt beginnt gegen den Verdächtigen der Prozess vor dem Landgericht Hamburg. Von Montag an muss sich der Mann nach exklusiven Informationen des Abendblattes wegen Geiselnahme, Entziehung Minderjähriger, vorsätzlicher Körperverletzung sowie Delikten nach dem Waffengesetz vor Gericht verantworten. Bei einer Verurteilung sieht das Gesetz eine Mindeststrafe von fünf Jahren vor, denkbar wäre sogar eine Verurteilung zu bis zu 15 Jahren Haft. Der Prozess ist zunächst auf zehn Verhandlungstage bis zum 20. Juni terminiert.
Prozess Hamburg: Dem Angeklagten wird Geiselnahme vorgeworfen
Dem türkischen Staatsangehörigen wird in der Anklage vorgeworfen, seine vierjährige Tochter am frühen Abend des 4. November 2023 aus der Stader Wohnung der Mutter, die das alleinige Sorgerecht hatte, entführt zu haben. Sodann fuhr er den Ermittlungen zufolge mit dem Kind in einem Mietwagen zum Helmut-Schmidt-Flughafen.
Dort habe der 35-Jährige mit dem Auto die drei Schranken des Nordtors durchbrochen und sei auf das Vorfeld gerast, um schließlich neben einer voll besetzten Passagiermaschine der Turkish Airline zu halten. Über den Notruf der Polizei soll er schließlich mit dem Besitz von drei Bomben gedroht, zwei selbst gebaute, brennende Molotowcocktails aus dem Fahrzeug geworfen und mit einer halbautomatischen Kurzwaffe mehrmals in die Luft geschossen haben.
Das Motiv des Mannes laut Anklage: Er wollte damit erzwingen, dass ihm ein Flugzeug zur ungehinderten Ausreise in die Türkei für sich und seine Tochter bereitgestellt wird. Mit der Bombendrohung habe er seiner Forderung Nachdruck verleihen wollen, so die Staatsanwaltschaft. Die Vorkommnisse am Flughafen hatten seinerzeit zum Einsatz eines Großaufgebots der Polizei und mehrerer Sondereinheiten geführt.
Großaufgebot der Polizei Hamburg und mehrerer Sondereinheiten im Einsatz
Nach etlichen Stunden, also am Nachmittag des Folgetages, erfolgte die Festnahme des 35-Jährigen. Zuvor habe er seine vermeintliche Sprengstoffweste freiwillig abgelegt und seine Tochter, die offenbar unverletzt blieb, einer Polizeibeamtin übergeben, heißt es in der Anklage. Den Ermittlungen zufolge trug der Verdächtige außerdem ein Messer, 22 Schuss Munition, ein Reizstoffsprühgerät und eine mit einer Patrone durchgeladene und entsicherte Schusswaffe bei sich.
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Während des 18-stündigen Einsatzes war der gesamte Flugverkehr am Helmut-Schmidt-Flughafen eingestellt. Erst gegen 17.30 Uhr am Tag nach Beginn des Geschehens wurde der Flugbetrieb wieder aufgenommen.
Mehrere Maßnahmen im Bereich Sicherheit wurden umgesetzt
Wenige Wochen nach den Geschehnissen vom 4. und 5. November 2023 wurden am Airport nach Angaben des Flughafens erste Sofortmaßnahmen im Bereich der Sicherheit umgesetzt. Zugleich wurde beschlossen, dass dauerhafte bauliche Verstärkungen vorgenommen werden sollten. Vor vier Wochen schließlich war die Erweiterung des Sicherheitskonzepts am Flughafen Hamburg der Öffentlichkeit präsentiert worden.
Am Ein- und Ausgangsbereich des Nordtores wurden drei anthrazitfarbene Falttore aus gepanzertem Metall eingebaut und nun in Betrieb genommen. Sie sollen verhindern, dass sich Menschen unerlaubt Zutritt zum Flughafengelände verschaffen und beispielsweise so wie im November vergangenen Jahres ein Vater mit seiner kleinen Tochter als Geisel mit dem Auto auf das Rollfeld gelangen können.
Flughafen Hamburg spricht von „höchsten Sicherheitsstandards“ bei Umbau
„Die Zufahrten zum Sicherheitsbereich sind nun zusätzlich gesichert. Diese wirklich massiven Tore, die höchstem Sicherheitsstandard entsprechen, öffnen sich erst dann, wenn Fahrzeug und Fahrzeuginsassen überprüft wurden“, erklärt Katja Bromm, Sprecherin des Flughafens. „Darüber hinaus werden derzeit dauerhafte bauliche Verstärkungen geplant. Die Baumaßnahmen werden schnellstmöglich beginnen“, sagt Flughafensprecherin Katja Bromm. „Dabei wird der Flughafen zahlreiche zusätzliche Abwehrmaßnahmen installieren, die je nach Lage auf dem Flughafengelände ganz unterschiedlich ausfallen. Ein Beispiel sind massive Toranlagen und erweiterter Einfahrschutz.“