Hamburg. Feinste Hamburger Kreise sind betroffen, darunter auch eine Mode-Ikone. 29-Jähriger steht als Teil von Bande vor Gericht. Die Vorwürfe.

Es hätte ein netter Abend bei Freunden werden sollen. Die Suppe stand schon auf dem Tisch, als den Unternehmer Oliver L. (alle Namen geändert) ein Anruf erreichte, der sein Leben nachhaltig erschüttern sollte: „Hier ist eingebrochen worden“, teilte der Hausmeister dem 67-Jährigen mit.

Als der Hamburger zurück in seiner Villa in Winterhude war, stellte er fest, dass etliche Wertsachen gestohlen worden waren. Es fehlten Schmuck und Uhren, überwiegend Rolex, im Wert von insgesamt rund einer Million Euro.

Prozess Hamburg: Einbrecher erbeuten in Villa Millionen-Schmuck – Opfer leidet seit Tat

Seitdem ist für Oliver L. sein Zuhause kein wirklich sicherer Ort mehr. Aufgehebelte Türen, aufgerissene Schranktüren, durchwühlte Schubladen: Das waren die Eindrücke, die bei dem Unternehmer bis heute tief in dem Gedächtnis verankert sind, erzählt der Hamburger als Zeuge im Prozess vor dem Landgericht.

In dem Verfahren muss sich jener Mann verantworten, der laut Anklage einer der Einbrecher war, die die Villa von Oliver L. heimsuchten. Karlo R. steht unter anderem wegen Wohnungseinbruchsdiebstahls vor Gericht. Dabei soll der 29-Jährige Mitglied einer Bande gewesen sein. Diese versuchte auch, in das Haus einer bekannten Hamburger Mode-Ikone einzudringen.

Prozess Hamburg: Uhren und Schmuck im Wert von einer Million geklaut

Die Staatsanwaltschaft legt ihm fünf Taten zur Last, alles Einbrüche in gehobenen Wohnlagen Hamburgs wie Harvestehude und Winterhude. Ein mutmaßlicher Mittäter wurde bereits verurteilt, zu sechs Jahren Freiheitsstrafe. Laut seinem Verteidiger wolle sich Karlo R. vorerst nicht zu den Vorwürfen äußern. Möglicherweise wird er später Stellung nehmen. Der Anklage zufolge ereigneten sich die Einbrüche zwischen dem 19. Februar und dem 9. April 2021. In drei Fällen soll es beim Versuch geblieben sein, weil die Täter sich etwa durch heimkehrende Bewohner gestört fühlten.

So brach die Bande den Ermittlungen zufolge einen Einbruch in eine Villa in Harvestehude ab, wo sie versuchten, eine Terrassentür aufzuhebeln – und dann die Alarmanlage losging. Es handelt sich dabei um das Haus einer bekannten Modedesignerin. Sie war sogar zu Hause, als die Einbrecher kamen, bemerkte aber nichts von der Tat. Passanten hatten den optischen Alarm bemerkt und die Polizei alarmiert. Die Beamten stellten bei der Suche nach den Tätern fest, dass versucht worden war, eine Terrassentür der Villa aufzuhebeln.

In einem anderen Fall soll die kriminelle Truppe Modeschmuck zusammengerafft und weggebracht haben. Allein bei Oliver L. machten sie demnach richtig fette Beute. Seiner Versicherung legte der 67-Jährige später Quittungen und Zertifikate unter anderem von Uhren der Marken Rolex und Jaeger le Coultre vor sowie von Schmuck der Marken Chopard und Bulgari.

Bewohner waren gerade 20 Minuten weg, als die Täter zuschlugen

Die Einbrecher müssen ein relativ kleines Zeitfenster genutzt haben. Oliver L. erzählt als Zeuge, dass er und sein Partner an jenem Abend bei Freunden zum Essen eingeladen gewesen seien und wohl erst etwa 20 Minuten weg waren, als sie erfuhren, dass es den Einbruch gab. Er habe, als er wieder zu Hause war, „erst mal das Chaos gesehen“, erzählt der Zeuge vor Gericht. „Alles an Schmuck war weg“, nur wenige Ausnahmen habe es gegeben.

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Die Täter seien nach seinem Eindruck „ganz gezielt“ vorgegangen, müssten wohl schon vorher das Grundstück und vielleicht auch Teile des Hauses ausgekundschaftet haben, meint Oliver L. Denn es sei bemerkenswert, dass die Einbrecher offenbar schnurstracks ins Obergeschoss gingen, dort eine Tür aufhebelten, die unter anderem zum Ankleidezimmer der Hausbesitzer führte. Dort, in den Schubladen und Fächern, waren die Pretiosen gelagert, die die Täter erbeuteten.

Prozess Hamburg: Im Dunkeln fühlen sich Opfer nicht mehr wohl

Der Vorsitzende Richter gibt zu bedenken, dass die Vorgehensweise der Täter in diesem Fall nicht außergewöhnlich sei. Aus seiner langjährigen Erfahrung beim Verhandeln ähnlicher Fälle wisse er, dass es in hochpreisigen Wohnlagen fast immer das Ankleidezimmer und stets das Obergeschoss sei, wo Einbrecher als Erstes suchen.

Für Oliver L. mag das nur bedingt beruhigend wirken. Auch heute noch, rund drei Jahre nach dem Einbruch, fühle er sich wegen der Täter, die in sein Haus eindrangen, unwohl, sagt der 67-Jährige. So würde er Garten und Terrasse im Dunkeln meiden. Sein Partner fühle sich ebenfalls „ständig bedroht. Er geht auch nicht mehr allein raus, schon gar nicht im Dunkeln.“ Oliver L. selbst leide seit der Tat auch unter Schlafstörungen. Professionelle Hilfe wie etwa Gespräche mit einem Psychologen nehme er allerdings nicht in Anspruch. „Das muss ich mit mir selber ausmachen.“ Der Prozess wird fortgesetzt.