Hamburg. Nach dem Geiseldrama ist ein neues Sicherheitssystem in Betrieb gegangen. Wir erklären, was sich geändert hat.

  • Am Flughafen Hamburg ist ein neues Sicherheitssystem in Betrieb gegangen.
  • Zuvor hatte es heftige Vorfälle gegeben, die eine Debatte ausgelöst hatten.
  • Wie viel Geld investiert und welche neuen Sicherheitseinrichtungen installiert wurden.

Strahlende Sonne, 13 Grad – die Bedingungen hätten am Mittwoch (27. März) kaum besser sein können, um die Erweiterung des Sicherheitskonzepts am Flughafen Hamburg erstmals der Öffentlichkeit zu präsentieren. Am Ein- und Ausgangsbereich des Nordtores wurden drei anthrazitfarbene Falttore aus gepanzertem Metall eingebaut und nun in Betrieb genommen.

Flughafen-Sicherheit
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    Sie sollen verhindern, dass sich Menschen unerlaubt Zutritt zum Flughafengelände verschaffen und beispielsweise so wie im November vergangenen Jahres ein Vater mit seiner kleinen Tochter als Geisel mit dem Auto auf das Rollfeld gelangen können.

    Flughafen Hamburg spricht von „höchsten Sicherheitsstandards“ bei Umbau

    „Die Zufahrten zum Sicherheitsbereich sind nun zusätzlich gesichert. Diese wirklich massiven Tore, die höchstem Sicherheitsstandard entsprechen, öffnen sich erst dann, wenn Fahrzeug und Fahrzeuginsassen überprüft wurden“, erklärt Katja Bromm, Sprecherin des Flughafens.

    Dieses stabile Falttor soll am Hamburger Flughafen dafür sorgen, dass niemand mehr so einfach auf das Rollfeld gelangen kann.
    Dieses stabile Falttor soll am Hamburger Flughafen dafür sorgen, dass niemand mehr so einfach auf das Rollfeld gelangen kann. © FUNKE Foto Services | Michael Rauhe

    Ein kleiner Haken: Die Tore des Nordtores sind auch die Hauptzufahrt von externen Einsatzfahrzeugen von Feuerwehr und Polizei. Dadurch, dass sich die Falttore nur langsam öffnen, könnte es einige Sekunden länger dauern, bis die Helfer am jeweiligen Einsatzort angekommen sind.

    Flughafen Hamburg: Geiselnahme und „Letzte Generation“ lösten Sicherheitsdebatte aus

    Es ist wenige Monate her, da erlangte das Eingangstor 43g am Flughafen Hamburg unrühmliche bundesweite Bekanntheit. Ein Mann hatte seine Tochter als Geisel genommen, raste durch den Sicherheitsbereich auf das Rollfeld und parkte dort unter einer Maschine von Turkish Airlines. Nach stundenlangen Verhandlungen ging letztlich alles unblutig über die Bühne.

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    Es war aber der Anfang einer emotional geführten Sicherheitsdebatte. Zumal sich im Juli – vier Monate vor dem Geiseldrama – Klimakleber der „Letzten Generation“ Zutritt zum Rollfeld verschaffen konnten. Der Tenor: Eine der wichtigsten Infrastruktureinrichtungen der Stadt ist nicht ausreichend gesichert. Auf den Social-Media-Kanälen gab es einen regelrechten Shitstorm gegen den Flughafen.

    Unmittelbar nach der Geiselnahme wurde mit der Planung der Aufrüstung der Sicherheitstechnik begonnen. Den Zuschlag der Ausschreibung für die Sicherheitstore erhielt die im sächsischen Grünhainichen ansässige Firma Zabag Security Engineering GmbH, die vor allem auf die Sicherung von Industrieanlagen spezialisiert ist.

    Baumaßnahmen am Flughafen Hamburg sollen im Sommer abgeschlossen sein

    Neben den neuen Stahltoren werden zusätzlich an den Zufahrten zum Sicherheitsbereich versenkbare Poller installiert. Zudem wurden sogenannte „Mobile Rammschutzanlagen“ angeschafft und in hochmoderne Sensoren- und Kameratechnik für die knapp 16 Kilometer lange Umzäunung investiert. Kostenpunkt für alle Maßnahmen in diesem Jahr: vier Millionen Euro.

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    Alle Bau- und Installationsmaßnahmen sollen bis zum Sommer abgeschlossen sein. „Derzeit läuft noch die technische Prüfung der Sensoren- und Kameratechnik. Wenn diese abgeschlossen ist, können wir mit der Installation beginnen. Aber klar ist auch, dass unser Sicherheitskonzept immer ein dynamischer Prozess ist“, sagt Flughafensprecherin Bromm.

    Flughafen Hamburg: Keine absolute Sicherheit für das Gelände möglich

    Dessen ist man sich auch in der Hamburger Politik bewusst. Am Mittwoch machte sich Martin Helfrich, Sprecher der Wirtschaftsbehörde, vor Ort ein Bild von den neuen Sicherheitstoren. „Der Flughafen Hamburg erfüllt die Standards, die vorgeschrieben sind, ergreift darüber hinaus noch weitere Maßnahmen, die vielleicht nicht sichtbar, aber extrem wirksam sind“, sagte er. Klar sei aber auch, dass es bei mehr als 16 Kilometern Außengrenzen keine absolute Sicherheit für das Flughafengelände geben könne. „Der Airport hat nach den Geschehnissen vom Vorjahr noch einmal eine Schippe draufgelegt.“

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    Regelmäßig wollen Wirtschaftsbehörde, Bundespolizei und die Flughafenbetreiber in den Austausch über das Thema Flughafensicherheit treten. „Die Behörden haben immer einen Blick auf eine Gefährdungslage. Sei es abstrakt oder akut“, sagte Helfrich.

    Zu der Frage, ob es Erkenntnisse gebe, auf die man reagieren müsse, dazu seien der Flughafen als Betreiber, die Luftsicherheitsbehörde und die Innenbehörden von Bund im Land im Dialog. „Der Austausch zwischen Behörden, Ministerien und Flughafen ist offen und vertrauensvoll. Wir werden das Thema Sicherheit weiter im Blick haben“, erklärt Helfrich.