Hamburg. Die Pflege-Not betrifft uns alle – schon jetzt! Was Betroffene und Angehörige in Hamburg wissen sollten.
Wohin mit Oma? Es ist eine stereotype Frage, die in vielen Hamburger Familien auftaucht, wenn die Seniorin an Rüstigkeit, Beweglichkeit und Gesundheit mehr und mehr verliert. Kann sie in den Haushalt ihrer Kinder aufgenommen werden oder muss ein Platz in einem Heim her?
Wohin mit Mama und Papa? Kinder der Babyboomer-Generation in Deutschland, die just ihre Zeit des beruflichen Ruhestands bereits am Horizont leuchten sehen, sind mit dieser Frage aktuell konfrontiert. Es gibt immer weniger Pflegekräfte in ambulanten Diensten, Krankenhäusern, Senioren-Einrichtungen.
Und genau an diesem Punkt beginnt es vielen zu dämmern: Wohin mit mir, wenn ich eines Tages an körperlicher und mentaler Kraft einbüße, weil das Altern bei mir keine Ausnahme machen wird?
Pflege in Hamburg: Wie lassen sich mehr Fachkräfte gewinnen?
In der Pflege ist es wie beim Klimawandel. Erst die persönliche Betroffenheit führt zur Erweckungserfahrung. Was seit vielen Jahren von Fachleuten und einigen verantwortungsvollen Politikern in treuer Einigkeit wie ein Mantra vorgebetet wird, entfaltet in der Nach-Corona-Zeit und der Vor-Pflegekatastrophe erst seine Überzeugungskraft. Der Applaus für die Schwerstarbeiter der Pandemie ist verhallt, die Situation in ihren Jobs aber nicht verbessert. Es fehlt nicht an mehr adäquater Bezahlung, sondern an Nachwuchs, der Pflegerinnen und Pfleger unterstützt und perspektivisch ihre Arbeit übernimmt. Die Abwärtsspirale aus Überlastung, Frustration und Aufgabe kann noch gestoppt werden.
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Infos und Einschätzung zu Pflegegraden aus einer Hand?
Für die Krankenhäuser gibt es sinnvolle Vorschläge aus der Praxis. In der häuslichen und stationären Pflege wird man vieles neu denken müssen. Die starren Quoten von x Fachkräften zu x Hilfskräften gehören schleunigst überarbeitet. Im Krankenhaus wurden auch die Personaluntergrenzen ausgesetzt, als der Notstand immer größer wurde. Natürlich darf es kein Dumping, keine Billigpflege geben, keine großen Abstriche bei der Qualität. Feedback von Gepflegten und Angehörigen wird schon sehr ernst genommen. Die Politik braucht zudem ein viel offeneres Ohr für die Träger, die Verbände und die Krankenkassen.
Eine Pflegeeinschätzung und Beratung mit mehreren Experten aus einer Hand oder einer Stelle wäre wünschenswert. Wenn durch Bürokratieabbau freie Heimplätze belegt werden können, ist viel gewonnen. Noch positiver wäre es, wenn man zum Beispiel in Hamburg trägerübergreifend einen Notruf Kurzzeitpflege einrichten könnte. Wer aus dem Krankenhaus oder der Reha kommt, braucht oft Tage oder Wochen, bis er wieder zu Hause klarkommt. Das wäre eine Antwort auf die drängendste aller Fragen: Wohin mit Oma jetzt?