Hamburg. Prozess gegen drei Männer startet in Hamburg. Sie sollen Teil einer internationalen Drogenorganisation sein. Film zeigt Ablauf der Tat.
Drogenhandel und eine versuchte Entführung mithilfe einer Maschinenpistole: Das wird drei Angeklagten seit Freitag am Landgericht Hamburg vorgeworfen. Gemeinsam sollen sie im vergangenen November versucht haben, einen 35-jährigen Mann aus einer Sportsbar in Hamburg zu entführen. In der Verhandlung werden dramatische Videoaufnahmen gezeigt.
Im Gerichtssaal herrscht Stille, die Ränge sind voll. Neben Vertretern der Presse sind auch Angehörige des Angeklagten K. dabei. Der 23-Jährige soll die Entführung gemeinsam mit zwei weiteren Männern, 30 und 33 Jahre alt, versucht haben. Die Justiz vermutet, dass alle drei Männer Teil einer internationalen Drogenorganisation sind.
Mehrere Kilogramm Kokain und Marihuana sollen die drei Männer im Stadtgebiet Hamburg verkauft und transportiert haben. Der 30-jährige Angeklagte J. stimmte laut Anklage sogar zu, dafür im Sommer 2023 die Bahamas zu verlassen und nach Deutschland zu reisen. Nur wenige Tage nach seiner Ankunft soll er in eine Chat-Gruppe mit dem Titel „sleep“ hinzugefügt worden sein.
Prozess in Hamburg: Mehrere Kilogramm Drogen und Maschinenpistolen gefunden
Über diese Gruppe wurden der Anklage gemäß Absprachen für den Drogenhandel getroffen. Mithilfe von Codewörtern wie Paris, Berlin, Madrid oder Prada übergab der Angeklagte J. demnach mutmaßlich Drogen an weitere Personen.
Auch der 33-jährige Angeklagte M. soll für die internationale Rauschgiftorganisation Drogen verkauft haben. Die Gruppe soll ihm mehr als 10.000 Euro dafür gegeben haben, damit auch er von den Bahamas aus nach Deutschland reist. Für die Organisation sollte er als Drogenhändler und Geldzähler arbeiten.
Der Angeklagte J. war laut Anklageschrift dafür zuständig, den Angeklagte M. anzulernen, und beauftragte ihn unter anderem damit, mindestens ein Kilogramm Marihuana an unbekannte Abnehmer zu übergeben. Der dritte, 23 Jahre alte Angeklagte soll laut Anklage von der Organisation große Mengen Kokain aus einem Depot zum Weiterverkauf erhalten haben.
Nicht nur Drogenhandel, sondern auch Verstoße gegen das Waffengesetz werden dem 30-jährigen J. vorgeworfen. Bei einer Durchsuchung seiner Wohnung wurden von der Polizei neun Maschinenpistolen, mehrere Magazine und über 700 Patronen gefunden. J. soll sich seinem Cousin am Tattag gegenüber bereit erklärt haben, das 35-jährige geplante Opfers zu entführen.
Auch der Cousin des J. wird strafrechtlich verfolgt und ist laut Anklage in derselben Drogenorganisation tätig wie der 30-jährige Angeklagte. Die Staatsanwaltschaft geht zunächst davon aus, dass J. sich am ersten November 2023 bewaffnete und die anderen Angeklagten mit einem Auto abholte. Gemeinsam sollen die drei zu einer Sportsbar gefahren sein, um dort einen 35-jährigen Mann unter Waffengewalt zu entführen. Als Hintergrund der versuchten Entführung wird laut Aussagen des Gerichts eine Auseinandersetzung des geplanten Opfers mit Hinterleuten der Drogenorganisation vermutet.
Videoaufnahmen zeigen im Gerichtssaal vermeintlichen Tatablauf
Auf einem großen Bildschirm im Gerichtssaal ist ein abgefilmter Handybildschirm zu sehen, auf dem wiederum ein Video läuft. Es zeigt den vermeintlichen Tatablauf der versuchten Entführung am 1. November 2023. Von einer erhöhten Position ist der Vorbereich einer Tür zu sehen. Nach ein paar Sekunden tritt eine dunkel gekleidete Gestalt aus der Tür.
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Es soll es sich dabei um den 35-jährigen Geschädigten handeln. Es wird vermutet, dass er dies tat, um mit den Angeklagten zu sprechen. Der 35-Jährige läuft auf die gegenüberliegende Straße zu, und dann geht alles ganz schnell. Der Mann rennt zurück in Richtung Tür und entkommt nur knapp einem Verfolger, der ihn noch am Ärmel packt.
Dem 35-Jährigen gelingt dennoch die Flucht durch die Tür der Sportsbar. Er hält daraufhin laut Anklageschrift die Tür von innen zu, und die Angreifer flüchten. Zeugen berichten später in einem Notruf, dass ein weißes Auto vom Tatort davonfuhr. Wieso die vermeintlichen Täter ihren Plan über Bord warfen, ist zunächst unklar.
Prozess in Hamburg: Dramatische Notrufe von Zeugen bei der Polizei
Der zuständige Oberstaatsanwalt bringt zum Prozessbeginn Tonaufnahmen von Notrufen aus der Tatnacht mit. Gerade noch rechtzeitig, denn die Dateien sollten in vier Tagen gelöscht werden. Der erste Notruf vom Tatort geht um kurz nach 20.30 Uhr ein. Ein Mann ruft panisch ins Telefon und erzählt, dass er und andere Anwesende sich in der Sportsbar verstecken. Auf den Toiletten und hinter Sofas habe man Schutz gesucht.
Ein weiterer Anrufer meldet sich nur eine Minute später bei der Polizei. Er berichtet von einer Schießerei ohne Verletzte und bittet die Polizei, sich zu beeilen: „Bitte kommen Sie vorbei!“ Am kommenden Dienstag wird der Prozess fortgesetzt.