Hamburg/Kiel. Es fehlt Personal. Betreuungszeiten werden reduziert. Beschwerden gibt es überall. Welches Bundesland besser aufgestellt ist.

Oft sind es nur wenige Hundert Meter, die Schulen am Hamburger Stadtrand von denen in Schleswig-Holstein trennen. Blickt man auf das Ganztagsangebot und die Ergebnisse in nationalen Bildungstests in den beiden Bundesländern, sind es eher Lichtjahre.

Manche Kinder in Hamburg und Schleswig-Holstein können sich beinahe zuwinken, so nah liegen ihre Kitas beieinander – und doch trennen beide Bundesländer Welten. Hier, in Hamburg, spricht die sonst so kritische Bertelsmann Stiftung von einer „kindgerechten Betreuung“ der über Dreijährigen und von einer „Politik aus einer Hand“, da, auf der anderen Seite der Landesgrenze, fehlt es an Tausenden Kitaplätzen, die Wartelisten sind lang, der Ausfall groß.

Das Abendblatt hat Zahlen aus den vier zuständigen Ministerien und Behörden in Hamburg und Kiel zusammengetragen, mit Bildungsexperten gesprochen, eine Kita besucht. Die große Übersicht – Teil 1: Die Kitas.

Kitas: Die Lage in Schleswig-Holstein

Es ist ein trüber, ein nasser Vormittag. Für Aminata Touré wird es dennoch ein heißer Empfang, den 1200 Erzieher und Eltern der schleswig-holsteinischen Sozialministerin an diesem Morgen Ende März vor dem Kieler Landeshaus bereiten. „Wir kennen kaum das Personal, für Kinder ist das eine Qual“, schmettern sie der Politikerin zur Melodie der „Vogelhochzeit“ entgegen. „Fiderallala“. Touré ist nicht nach Singsang. Aber der „Shootingstar der Nord-Grünen“ stellt sich der Menge, versucht mit ihren Argumenten durchzudringen. „Wir brauchen gute Fachkräfte und insgesamt mehr Personal im Bereich der frühkindlichen Bildung, um eine gute Kindertagesbetreuung in Schleswig-Holstein zu gewährleisten“, sagt sie.

Die grüne Ministerin, seit knapp zwei Jahren im Amt, hat Inventur gemacht. Auf gut 500 Seiten listen beauftragte Wissenschaftler im „Evaluationsbericht zum Kindertagesförderungsgesetz“ auf, was in Schleswig-Holstein gut läuft. Und vor allem: woran es fehlt – nämlich an Kitaplätzen, an Erzieherinnen und Erziehern, an Geld, an Flexibilität. Die Experten attestieren Touré und der schwarz-grünen Landesregierung durchaus, dass sich die Kitalandschaft im Norden in den vergangenen fünf Jahren deutlich verbessert hat.

Aminata Touré (Grüne) verantwortet als Ministerin für Soziales, Jugend, Familie, Senioren, Integration und Gleichstellung seit Juni 2022 die Kitapolitik in Schleswig-Holstein.
Aminata Touré (Grüne) verantwortet als Ministerin für Soziales, Jugend, Familie, Senioren, Integration und Gleichstellung seit Juni 2022 die Kitapolitik in Schleswig-Holstein. © picture alliance/dpa | Axel Heimken

Inzwischen fließen Jahr für Jahr gut 1,5 Milliarden Euro in Schleswig-Holstein in das Kinder-Betreuungssystem. 43 Prozent oder 700 Millionen Euro zahlt das Land, 37 Prozent finanzieren die Gemeinden (550 Millionen Euro) und 20 Prozent die Eltern (300 Millionen Euro) über Beiträge, die seit der Kitareform bei rund 230 Euro pro Kind bei einer Achtstundenbetreuung gedeckelt sind.

Kitas in Schleswig-Holstein: Beim Personal „knirscht es“

Zum Vergleich: Vor zehn Jahren lag der Anteil des Landes noch bei 145 Millionen Euro, ein Kitaplatz kostete Eltern damals bis zu 800 Euro. Mit der großen Kitareform der „Jamaika“-Koalition (2017 bis 2022) hat sich auch das Angebot verbessert. 2014 gab es 105.000 Kitaplätze, heute werden 125.000 der 154.000 Null- bis Sechsjährigen in insgesamt 1948 Einrichtungen betreut. Hinzu kommen 8000 Plätze in der Kindertagespflege.

Nur: Trotz Reform ist die Finanzierung noch immer nicht „voll auskömmlich“, der gesetzlich vorgeschriebene Betreuungsschlüssel wird noch immer nicht durchgängig erreicht, das Kitagesetz ist „zu weit weg von der Praxis“, und beim Personal „knirscht es“. So steht es im Evaluationsbericht.

Familienunternehmer kritisieren Ausfälle scharf

Laut dem Bildungsmonitor der Bertelsmann Stiftung vom November 2023 fehlen in Schleswig-Holstein aber immer noch 15.600 Kitaplätze. Die Landesregierung widerspricht der Zahl nicht. Wer schließlich den Platz der Wahl gefunden hat, hadert trotz allem: „Ausfälle in der Kitabetreuung spüren wir in den Unternehmen jeden Tag. Es ist mittlerweile so schlimm, dass die mangelhafte Betreuungssituation Eltern vom Arbeitsmarkt fernhält“, sagt Rüdiger Behn von den „Familienunternehmern“. Nach einer verbandsinternen Umfrage beklagen 90 Prozent der Firmenchefs im Norden die fehlende Verlässlichkeit. Auch für die Eltern sei die Situation unbefriedigend: Sie müssten kurzfristig umplanen, was oft zu höherer Belastung und Stress führe, so die „Familienunternehmer“.

Die Zahl der Fach- und Verwaltungskräfte in Kitas im Norden ist von 16.800 innerhalb von zehn Jahren auf jetzt 25.000 gestiegen. Hinzu kommen weitere gut 1000 Hilfskräfte, sogenannte „Helfende Hände“. In der Theorie kommen zwei Fachkräfte auf 20 Kinder, befristet und in begründeten Ausnahmen dürfe der Betreuungsschlüssel auf 1,5 gesenkt werden, informiert das Sozialministerium. Die Bertelsmann Stiftung kalkuliert den zusätzlichen Personalbedarf auf rund 4000 Stellen.

„Rechtsanspruch auf Kitaplatz nicht bedarfsgerecht erfüllt“

Laut der Studie ist die Quote der unter Dreijährigen in Kindertagesbetreuung mit 36 Prozent identisch mit dem Bundesdurchschnitt. Tatsächlich wünschten sich jedoch 49 Prozent der Eltern für ihr Kind in dieser Altersgruppe eine Betreuung. Bei den Drei- bis Sechsjährigen liegt die Betreuungsquote mit 89 Prozent unter dem Bundesschnitt. Hier hätten 97 Prozent der Eltern Bedarf an einer Kindertagesbetreuung angemeldet, kritisiert die Stiftung. Ihr Fazit: „Schleswig-Holstein kann den Rechtsanspruch auf einen Kitaplatz nach wie vor nicht bedarfsgerecht erfüllen.“

Tatsächlich spitzt sich die Lage in vielen Kindertagesstätten im Norden zu. Trotz aller Anstrengungen fehlt es hinten und vorn an Personal – wie in so vielen anderen Berufen auch. Stellen sind zwar da, nur können sie nicht besetzt werden. Die Folge: Die Belastung für die verbliebenen Erzieherinnen und Erzieher steigt – und mit ihr der Krankenstand.

Eltern zittern bei App-Alarm auf dem Smartphone

Aminata Touré gesteht ein, dass das Kitagesetz, das vor ihrer Zeit als Sozialministerin auf den Weg gebracht worden war, „zu weit weg von der Praxis“ ist. Es sei bürokratisch und nicht flexibel genug in Zeiten des Fachkräftemangels. Und so plant Touré die Reform der Reform.

„Wir Eltern zittern jedes Mal, wenn die Kita-App auf dem Handy aufleuchtet“, sagt Nathalie Rieck. Ihr Partner arbeitet als Polizist beim Bundeskriminalamt, oft ist er weit weg von Zuhause im Einsatz. Geht der Alarm der Kita-App ein, muss Frau Rieck mal wieder die ganze Tages- und Wochenplanung umwerfen und „Lösungen finden, die dem Kind, dem Job und einem selbst nicht gerecht werden“, sagt die Frau, deren vier Jahre alte Tochter eine Kita in Uetersen besucht.

Nathalie Rieck ist Unternehmerin. „Natürlich kann ich einiges an mein Team delegieren, dennoch gibt es in unserem Produktionsbetrieb häufig Situationen, bei denen Präsenz erforderlich ist. Ich spüre jede Stunde in den Ergebnissen, die ich nicht in meinen Betrieb einbringen kann“, sagt sie.

Hilfe für Kitas in sozialen Brennpunkten

Web-Programmiererin Jill Heyer, Mutter einer fünf Jahre alten Tochter, zog 2020 mit ihrem Mann nach Uetersen. Die Familie wartete lange auf einen Kitaplatz. Als der endlich da war, hörten die Probleme nicht auf: Weil Personal fehlt, hat die Kita die Betreuungszeiten dauerhaft eingeschränkt. „In meinem Beruf ist Homeoffice zum Glück machbar. Aber es gibt viele andere Eltern, insbesondere Mütter, die ihre Arbeitszeit drastisch reduzieren mussten“, sagt Jill Heyer. Um auf diese prekäre Lage aufmerksam zu machen, haben engagierte Eltern in der Region Uetersen-Tornesch die „Gute-Kita-Initiative“ gegründet. Auch Erzieherinnen machen mit. Denn sie sind es, die in den Kindertagesstätten den personellen Mangel auffangen müssen.

Kommentar zum Thema

Zurück in die Landeshauptstadt. Das Kieler Sozialministerium verweist auf Abendblatt-Nachfrage nach der Personalausstattung in Kitas in sozialen Brennpunkten auf das „Landesprogramm Sprach-Kitas“. Jährlich 7,3 Millionen Euro stünden zur Verfügung, um unter anderem „Sprachfachkräfte“ zu finanzieren. Damit werde die sprachliche Bildung von 10.400 betroffenen Kindern in 230 Kitas gezielt gefördert.

FDP-Opposition kritisiert „Flickschusterei“

Auch plant das Sozialministerium „in enger Abstimmung mit dem Bildungsministerium“ sogenannte Perspektiv-Kitas. Es geht vor allem um Kindertagesstätten in der Nähe von Schulen, in denen massive Sprachdefizite festgestellt wurden. Das Ministerium spricht von „besonders belasteten Sozialräumen“, in denen Kitas zusätzliches Personal erhalten sollen, um die „Bildungs- und Teilhabechancen gezielt zu verbessern“. Ein Problem im Norden: Anders als in Hamburg, gibt es in Schleswig-Holstein weder verpflichtende Sprachstandstests für Vierjährige noch eine spezielle Förderung von Kindern, die schlecht Deutsch sprechen. Dazu später mehr.

„Es ist davon auszugehen, dass die Kitas in Schleswig-Holstein aktuell ihren Bildungsauftrag für die Mehrheit der Kinder noch nicht erfüllen“, bilanziert die Bertelsmann Stiftung in ihrem Bildungsmonitor. Das sieht auch Heiner Garg von der FDP so. Bis zur Regierungsneubildung im Sommer 2022 war er Sozialminister in Schleswig-Holstein. Er vermisse bei der schwarz-grünen Landesregierung eine engagierte, nach vorne gerichtete Kitapolitik, sagt Garg. „Die eigentlich zuständige Ministerin interessiert sich leider kaum für diese zentrale Herausforderung. Es verfestigt sich der Eindruck, dass sie lustlos eine der wichtigsten Zukunftsaufgaben verwaltet.“

Garg spricht von „Flickschusterei“ bei der Suche des Landes nach neuen Fachkräften. Der FDP-Politiker erwartet, dass die Zahl der Kitakinder weiter zunehmen wird. „Darauf muss man sich aber vorbereiten – strategisch und finanzpolitisch. Beides sehe ich bei Schwarz-Grün derzeit nicht. Im Gegenteil, die in diesem Bereich wenig glücklich agierende Ministerin lässt es zu, dass bis heute der Eindruck entsteht, Schwarz-Grün plane höhere Elternbeiträge bei gleichzeitig sinkender Qualität in den Kitas“, kritisiert Heiner Garg eine „zähe und unambitionierte Kitapolitik“ in Schleswig-Holstein.

Die Lage in Hamburg

„Hamburg baut – anders als andere Bundesländer - das System im Schul- und im frühkindlichen Bildungsbereich seit Jahren systematisch aus, und zwar quantitativ, als auch qualitativ“, lobt Anette Stein von der Bertelsmann Stiftung. Die Stadt steuere den Kita- und Schulbereich schon lange Zeit evidenzorientiert. Heißt: Hamburg sammelt systematisch Bildungsdaten, nutzt die vielen Statistiken für den Um- und Ausbau der Systeme. „Das geht einfacher, wenn man es als Stadtstaat zentral aus einer Hand steuert, während in Schleswig-Holstein die Gemeinden die Unterschiedlichkeit der Lagen prägen“, sagt Bildungsexpertin Stein. „In Hamburg wird Politik aus einer Hand gemacht.“

So liegt in der Hansestadt die Quote der unter Dreijährigen in der Kindertagesbetreuung mit 49 Prozent deutlich über dem Bundesdurchschnitt. Das reicht der Bertelsmann Stiftung aber noch nicht. Tatsächlich forderten 58 Prozent der Eltern mit Kindern unter drei einen Betreuungsplatz. Bei Kindern über drei Jahren steht ein Bedarf von 98 Prozent einem Angebot von 95 Prozent gegenüber. Daraus hat Bertelsmann ein Defizit von 6400 Plätzen errechnet. Bertelsmann greift für seine Analysen auf Daten des Deutschen Jugendinstituts zurück. Das befragt jedes Jahr im Auftrag des Bundes bundesweit Eltern nach ihrem Kinderbetreuungsbedarf. Aus diesen Zahlen errechnet die Stiftung dann ihre Zahlen.

Hamburger Senat verweist auf Kita-Gutschein-System

Nur: der Senat lässt diese Zahlen nicht gelten. Jedes Kind, das in einer Kita oder von einer Tagespflegeperson betreut werden soll, bekomme in Hamburg einen Betreuungsplatz, versichert Stefanie Lambernd von der Sozialbehörde. Die Abweichungen bei den Zahlen lassen sich mit der unterschiedlichen Systematik der Erfassung erklären: Während für die Bertelsmannerhebung Eltern nach ihrem Bedarf gefragt werden, registriert Hamburg, wer sich tatsächlich mit einem Kita-Gutschein meldet und einen Betreuungsplatz sucht.

Um einen genauen Überblick über den aktuellen und künftigen Bedarf zu ermitteln, hat Hamburg 2003 das Kita-Gutschein-System entwickelt. So kann die Stadt flexibel auf eine steigende Nachfrage reagieren. „Die Kitas und ihre Träger kennen die Bedarfe vor Ort und können ihre Angebote dezentral, selbstständig und eigenverantwortlich anpassen und gegebenenfalls auch neue Kitas aufbauen“, sagt Stefanie Lambernd.

81.800 Kinder werden in Hamburg betreut

Zuletzt ist mit den wachsenden Kinderzahlen auch die Zahl der Kitas kontinuierlich gestiegen. In 1194 Einrichtungen werden derzeit rund 81.800 Kinder betreut. Zum Vergleich: 2012 besuchten 58.360 Hamburger Kinder 972 Kitas. Im vergangenen Jahr habe die Stadt rund 1,2 Milliarden Euro für den Bereich Kita zur Verfügung gestellt, informiert die Sozialbehörde.

In Hamburg haben alle Eltern von Kindern ab einem Jahr einen Rechtsanspruch auf fünf beitragsfreie Stunden täglich, Mittagessen inklusive. Wer das Kind länger in der Kita unterbringen will, muss zahlen. Der Elternbeitrag ist dann gestaffelt nach Einkommen, Familiengröße und Betreuungsumfang. Höchstens zahlen Eltern – bei einer täglichen zwölfstündigen Betreuung – 204 Euro monatlich.

Wie Hamburg im Stadtstaatenvergleich abschneidet

Zuletzt besuchten laut Behörde 26.700 Kinder unter drei und knapp 55.100 Kinder über drei eine Kita in Hamburg. Damit wurden 2023 jedes zweite Kind unter drei Jahren in Kitas und der Tagespflege betreut, sagt Lambernd. In der Altersgruppe von drei bis zur Einschulung waren es sogar mit 98,9 Prozent die allermeisten Kinder.

Melanie Schlotzhauer (SPD) verantwortet als Sozialsenatorin seit Dezember 2022 die Kitapolitik in Hamburg.
Melanie Schlotzhauer (SPD) verantwortet als Sozialsenatorin seit Dezember 2022 die Kitapolitik in Hamburg. © FUNKE Foto Services | Marcelo Hernandez

Bertelsmann hat für Hamburg errechnet, dass eine Fachkraft für 7,5 Kinder ab drei zuständig ist. Das sei „kindgerecht“. Aber in den Krippengruppen sei eine Fachkraft rechnerisch zuständig für 4,1 Kinder. Das sei kein kindgerechter Personalschlüssel.

Anderenorts ist es deutlich schlechter. Der Bertelsmann-Bildungsmonitor vergleicht auch die Stadtstaaten miteinander. Dabei schneidet Hamburg klar am besten ab. So ist die Betreuungssituation in Berlin bei Weitem nicht so gut wie in Hamburg, und die in Bremen ist hundsmiserabel.

Jedes Kind muss mit viereinhalb zum Sprachtest

Hamburg finanziert Kitas mit einem überdurchschnittlich hohen Anteil von Kindern aus sozial benachteiligten Familien oder aus Familien, in denen nicht Deutsch gesprochen wird, zusätzliches Personal. Stadtweit können 444 Einrichtungen vom neuen Landesprogramm „Kita-Plus“ profitieren. 2024 und 2025 stellt die Stadt dafür jährlich rund 30 Millionen Euro zur Verfügung. Die Verhandlungen zwischen Kitas und Stadt über das Procedere laufen.

In Hamburg kosten die ersten fünf Stunden Betreuung pro Tag nichts – anders als in Schleswig-Holstein. Der zweite Hauptunterschied zwischen den Nachbarländern, auf den Bildungsexperten verweisen, sind die in Hamburg verpflichtenden Sprachstandstests für Viereinhalbjährige. Neidvoll blickt die schleswig-holsteinische Bildungsministerin Karin Prien von der CDU auf das Nachbarland. Hier wird jedes Kind in diesem Alter zum Deutschtest einbestellt. Wer durchfällt, weil beispielsweise zu Hause kaum Deutsch gesprochen wird, wird quasi zwangsbeglückt – und sprachlich gezielt und verpflichtend geschult. Ziel ist, dass die Kinder bis zur Einschulung ihre Defizite aufarbeiten können.

Auch in Hamburg ist bei vielen Eltern der Ärger groß

Das praktiziert Hamburg seit fast 20 Jahren so, die guten Noten in nationalen Bildungstests geben der Stadt recht. Auch wenn Bildungsministerin Prien eine Anhängerin dieses Hamburger Weges ist – mehrheitsfähig in der schwarz-grünen Koalition sind verpflichtende Tests samt Sprachschulungen in Schleswig-Holstein nicht. Die Folge: „Bis heute gibt es keine Strategie für den Übergang zwischen Kita und Schule in Schleswig-Holstein“, kritisiert FDP-Bildungsexperte Heiner Garg.

Obwohl Hamburg in der Kinderbetreuung besser aufgestellt ist als Schleswig-Holstein – auch hier ist der Ärger bei vielen Eltern groß: Stellen sind offen, Bewerber fehlen, der Krankenstand ist hoch. In der Folge schränken Kitas ihre Betreuungszeiten ein. Mal fallen Frühdienste aus, mal sind es Spätdienste. Mal werden Gruppen tageweise geschlossen, mal werden sie zusammengelegt, verbunden mit der Bitte, möglichst zu Hause zu bleiben.

Mehr zum Thema

Beim Landeselternverband Kinderbetreuung beobachtet man die Entwicklung mit Sorge. Der LEA berichtet auf seiner Homepage von einer „Vielzahl personeller Ausfälle“. Es fehle an Personal, um das zu kompensieren. „Was bleibt, ist eine für alle Seiten frustrierende und unzureichende bis hin zu unverantwortliche Situation in den Einrichtungen“, schreibt der LEA.
(Mitarbeit: Michael Rahn)

Viele weitere Artikel zu Bildunf, Schule und Kitas finden Sie hier auf abendblatt.de.

Lesen Sie in Teil 2: Die Schulen