Hamburg. Spezielles Förderprogramm gestartet: 92 Hamburger Schulen nehmen teil. Auch die Lehrer selbst müssen Mathe trainieren.
Immer wieder Mathe. Hamburger Schülerinnen und Schülern bereitet das Fach Probleme. Etwa 21 Prozent der Viertklässler kommen mit so großen Defiziten an die weiterführende Schule, dass ein Weiterlernen nicht möglich ist, heißt es von der Schulbehörde. Am Donnerstag ist das Förderprogramm „Mathe sicher können“ offiziell gestartet. Das Programm unterstützt Hamburgs Lehrkräfte dabei, grundlegende Mathe-Konzepte an sogenannte Risikoschüler zu vermitteln, die den Anschluss verloren haben. 31 Hamburger Schulen haben jetzt ihre Zertifizierungen erhalten.
„Bis vor einigen Wochen war ich selbst noch eine Lehrkraft“, sagt Schulsenatorin Ksenija Bekeris (SPD), die seit diesem Jahr im Amt ist. Sie wisse selbst, wie schwierig es sein kann, das Feuer in den Schülern zu entfachen. „Ich finde, dass sich dieses Programm dem auf ganz besondere Weise widmet“. Die Kinder werden in Kleingruppen unterrichtet. Die Unterrichtsmaterialien wurden speziell dafür entwickelt.
Schule Hamburg: Mathe-Förderung – Lehrer müssen zwei Jahre weitergebildet werden
Um teilnehmen zu können, mussten die Schulen einen langen Prozess durchlaufen. Mathematiklehrer wurden zwei Jahre lang zu Trainern weitergebildet. 92 weiterführende Schulen nehmen an dem Förderprogramm teil. 54 Schulen wurden bereits zertifiziert. 31 weitere Schulen sind jetzt dazugekommen. Sieben Schulen sind noch im Zertifizierungsprozess.
Eine der neu zertifizierten Schulen ist die Schule auf der Veddel. Fünf weitergebildete Mathelehrer bringen dort nun Schülerinnen und Schüler der Jahrgänge fünf bis neun in Mathe auf Kurs. Der inhaltliche Schwerpunkt liegt auf dem Aufbau von Zahlen- und Stellenwertverständnis. Die Lehrkräfte haben außerdem wöchentlich 30 Minuten Zeit, sich untereinander auszutauschen. Auch die Nelson-Mandela-Schule in Wilhelmsburg erhält am Donnerstag ihre Zertifizierung. Acht trainierte Lehrkräfte helfen dort leistungsschwachen Schülerinnen und Schülern der Jahrgänge fünf bis sieben.
Schule Hamburg: Mathe-Programm in Stellingen begeisterst Schüler
„Mathe sicher können“ wird vom Deutschen Zentrum für Lehrerbildung Mathematik (DZLM) entwickelt. Es wird in mehreren Bundesländern umgesetzt, und soll gezielt sogenannte Risikoschüler fördern. Das Programm wurde in Hamburg koninuierlich erweitert und erfreue sich großer Beliebtheit, heißt es von der Schulbehörde „Es begeistert Schüler, die von sich selbst glauben, richtig schlecht in Mathe zu sein, für die Mathematik“, sagt Markus Stobrawe, Schulleiter der Stadtteilschule Stellingen, die ebenfalls zertifiziert wurde.
Hamburgs Grundschüler haben sich in den Fächern Deutsch und Mathematik im bundesweiten Vergleich zuletzt verbessert. Das ergab eine Bildungsstudie des Instituts für Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) aus dem Jahr 2022. Im Länderranking landete Hamburg auf Rang sechs. 2011 lag die Hansestadt noch auf Platz zwölf. Am besten schneiden die Schüler in den Bereichen Lesen (Rang drei) und Zuhören (Rang vier) ab. Fast ein Fünftel (17,7 Prozent) der Viertklässler erreicht jedoch nicht den Mindeststandard im Lesen. In Mathematik verfehlt sogar fast ein Viertel (23,8 Prozent) den Mindeststandard am Ende der Grundschule.
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Die Schulbehörde hat weitere Maßnahmen zur Verbesserung der Mathematikkompetenzen der Schülerinnen und Schüler ergriffen. So wurde die Mindestanzahl der Mathe-Stunden in Grundschulen auf fünf erhöht. Nur wer Mathe studiert oder eine besondere Fortbildung besucht hat, darf nach dem Fachlehrerprinzip Mathe unterrichten. Auch in der Vorschule werde verstärkt auf Mathematik gesetzt. Außerdem werden durch sogenannte „Kermit-Tests“ die Kompetenzen von Schülerinnen und Schülern in Deutsch, Mathe und Englisch überprüft.