Hamburg. Angesichts des Rückgangs spricht CDU von „alarmierendem Trend“. Welche Bereiche in Hamburgs öffentlichem Dienst stärker betroffen sind.

Die Attraktivität des öffentlichen Dienstes scheint in den Augen junger Menschen abzunehmen. Darauf deuten zumindest Zahlen hin, die der Senat jetzt in seiner Antwort auf eine Große Anfrage der CDU-Bürgerschaftsfraktion mitteilte. Demnach haben sich im vergangenen Jahr 12.033 Jugendliche und junge Erwachsene um eine von der Stadt als Arbeitgeberin angebotene Ausbildung oder ein Studium der öffentlichen Verwaltung beworben. Das bedeutet einen Rückgang um 15,5 Prozent gegenüber 2021, als 14.244 Bewerbungen gezählt wurden.

Damit verstetigt sich offensichtlich ein Trend, denn bereits 2022 wurden lediglich 11.995 Bewerbungen registriert. Auch die Zahl der Einstellungen in Ämtern und Behörden ist rückläufig: von 1418 Absolventen (2021) auf 1345 im vergangenen Jahr – ein Minus von 5,1 Prozent. Die Ausbildungen münden im Erfolgsfall zu 79 Prozent später in ein Beamtenverhältnis.

Polizei, Feuerwehr und Co.: Immer weniger Bewerber für Hamburgs öffentlichen Dienst

In dieser Statistik nicht enthalten sind zum Beispiel die Berufsgruppen der Lehrkräfte, Richter und Staatsanwälte, die eine universitäre Ausbildung durchlaufen. Ebenfalls nicht berücksichtigt sind die Beschäftigten der öffentlichen Unternehmen wie das Uniklinikum Eppendorf, die Stadtreinigung oder die Hochbahn.

Besonders deutlich ist die Abnahme der Zahl der Bewerbungen im Bereich der Steuerverwaltung: Für den Beruf des Steuersekretärs oder der Steuersekretärin gab es laut Senatsantwort 2021 noch 1223 Bewerbungen, aber im vergangenen Jahr nur 642 – ein Minus von 47,5 Prozent. Nur geringfügig besser sieht es bei den Diplom-Finanzwirten aus, deren Bewerberzahl von 944 (2021) auf 607 (2023) um 35,7 Prozent zurückging.

Besonders groß sind die Rückgänge bei der Steuer- und Justizverwaltung sowie der Polizei

Auch der Job des Justizsekretärs scheint an Attraktivität verloren zu haben: Hier sank die Zahl der Bewerbungen von 363 auf 288 um 20,6 Prozent. Während der Trend auch bei den Diplom-Rechtspflegern mit einem Minus von 24,1 Prozent (von 310 auf 288 Bewerbungen) negativ ist, wollen mehr junge Menschen in den Justizvollzugsdienst: Die Zahl der Bewerbungen hat sich im Zwei-Jahres-Zeitraum auf 103 Bewerbungen fast verdoppelt. Beim Beruf des Obersekretärs im Justizvollzugsdienst kletterte die Zahl der Interessenten von 375 auf 498 – ein Plus von 32,8 Prozent.

Signifikant sind die Rückgänge dagegen beim großen Personalkörper der Polizei. Polizeimeister oder -meisterin wollten im vergangenen Jahr 1955 junge Menschen werden. Zwei Jahre zuvor waren es noch 2517 – ein Minus von 22,3 Prozent. Ein ähnliches Bild ergibt sich bei der Laufbahn des Polizei- bzw. Kriminalkommissars: Auf 2370 Bewerbungen 2021 folgten 1661 im vergangenen Jahr – minus 29,9 Prozent. Bei der Feuerwehr sank das Interesse um 20,2 Prozent auf 266 Bewerber und Bewerberinnen.

Die Quote der Ausbildungsabbrecher und derjenigen, die durchfallen, ist gesunken

„Die öffentliche Verwaltung sieht sich mit einem alarmierenden Trend konfrontiert. Die Stadt als Arbeitgeberin muss dringend attraktiver werden, um qualifizierte Fachkräfte anzuziehen. Wir fordern konkrete Maßnahmen und stehen bereit, mit dem Senat und den Gewerkschaften Lösungen zu erarbeiten, um den öffentlichen Dienst wieder sexy zu machen“, sagt der CDU-Bürgerschaftsabgeordnete Sandro Kappe, Fachsprecher seiner Fraktion für den öffentlichen Dienst.

Immerhin: Die Zahl der freiwilligen Beendigungen von Ausbildungen in der öffentlichen Verwaltung ist zurückgegangen. Im Einstellungsjahr 2021 brachen 117 junge Menschen ihre Ausbildung oder ihr Studium ab, was einer Quote von 8,7 Prozent entspricht. Im vergangenen Jahr waren es 53 Nachwuchskräfte. Die Abbruchquote sank auf 3,9 Prozent. Eine positive Tendenz ergibt sich auch bei der Durchfallerquote. Im Einstellungsjahr 2021 schieden 73 junge Menschen infolge unzureichender Leistungen aus (5,5 Prozent), im Jahr 2023 waren es nur fünf Auszubildende oder Studierende (0,4 Prozent). Aus den Senatsantworten ergeben sich nicht die Gründe für die Entwicklung.

Stadt zahlt für einzelne Berufsgruppen während der Ausbildung deutliche Aufschläge

Um einzelne Ausbildungsgänge attraktiver zu gestalten, gewährt die Stadt zum Teil bereits seit mehreren Jahren Aufschläge auf das sogenannte Anwärter-Grundgehalt. So erhalten Auszubildende für den Strafvollzugsdienst einen 80-prozentigen Aufschlag zu ihrem Grundgehalt von 1318,18 Euro. Bei angehenden Feuerwehrbeamten mit ähnlichem Grundgehalt liegen die Zuschläge zwischen 70 und 100 Prozent, bei der Fachrichtung Wasserschutzpolizei im Polizeivollzugsdienst sind es ebenfalls 70 Prozent.

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Ein weiterer Aspekt zur Steigerung der Attraktivität des öffentlichen Dienstes ist die Bereitstellung von Wohnheimen und Wohnplätzen für Auszubildende und Studierende. Aktuell bietet die Stadt 5060 Plätze in Wohnheimen und Wohnungen an. Der weitaus größte Teil mit 4430 Plätzen entfällt auf das Studierendenwerk, die allerdings den Studierenden aller Hamburger Hochschulen und allen Auszubildenden offenstehen. „Das Studierendenwerk arbeitet weiter an der Realisierung von ca. 2000 weiteren Wohnplätzen für Studierende (1400) und Auszubildende (600)“, schreibt der Senat.

Die CDU-Opposition fordert einen deutlichen Ausbau der städtischen Wohnheimplätze

„Die bisherigen Ankündigungen des Senats zum Ausbau der Wohnheimplätze reichen bei Weitem nicht aus. Und während große Unternehmen bereits Dienstwohnungen für ihre Mitarbeiter anbieten, hinkt die Stadt hier deutlich hinterher“, sagt der CDU-Abgeordnete Kappe. Laut Senatsantwort auf die Große Anfrage verfügt die Stadt derzeit über 407 Dienstwohnungen.

„Die Bewerbendenzahlen sind in einigen Bereichen – etwa der allgemeinen Verwaltung – stabil, in anderen Bereichen in der Tat rückläufig. Das ist auch eine Folge des demografischen Wandels und keine Entwicklung, die allein den öffentlichen Dienst betrifft, sondern sich in nahezu allen Branchen niederschlägt“, sagt Volker Wiedemann, Leiter des Personalamtes der Stadt. Es gelinge der Stadt weiterhin gut, ihre Ausbildungs- und Studienplätze mit qualifizierten Bewerbenden zu besetzen. „Auf dem aktuellen Bewerbendenmarkt muss aber auch die Stadt größere Anstrengungen unternehmen als früher, um als attraktive Arbeitgeberin dauerhaft präsent zu sein“, sagt Wiedemann. Dies gelinge unter anderem durch die Kampagne „Jobs so bunt wie das Leben“ mit Plakaten und im Internet sowie durch ein digitales Bewerbungsmanagementsystem.