Hamburg. Kostenlose Ferienbetreuung und Planspiel in Demokratie: Wo Kinder und Jugendliche eine Stadt nach ihren Regeln bauen.

Kinder an die Macht! In der „Kinderstadt Hamburg“ wird das unter den Bedingungen eines Planspiels bald Realität. Bereits zum dritten Mal findet das Ferienangebot in Hamburg statt, dieses Jahr auf einem Gelände in Hammerbrook. Bis zu 500 Kinder und Jugendliche können in den ersten zwei Wochen der Sommerferien 2024 dort das Erwachsenenleben ausprobieren. Unter dem diesjährigen Motto „Stadt und Natur“ können die Kinder selbstbestimmt ihre eigene Stadt bauen und sollen dabei ein Verständnis für Demokratie entwickeln.

„Ganz essenziell für die Kinderstadt ist, dass Kinder die Stadt selbst gestalten“, sagt Lisa Zander, künstlerische Leiterin. Bereits nach der Anmeldung beginne die elternfreie Zone. Im sogenannten Galaxy-Office werden dann die Spielregeln festgelegt. Diese seien laut Lisa Zander ganz einfach, denn „sie können jeden Tag umgeworfen werden“. Ganz zentral werde die Stadtversammlung sein, wo die Teilnehmer über Themen abstimmen können – ganz wie in einer Demokratie. Außerdem soll es eine Zeitung geben, die über das Tagesgeschehen berichtet.

Kinderstadt Hamburg 2024: „Fliegende Fahrräder“ – Kinder mit kreativen Ideen

Lisa Zander leitet die Kinderstadt zum dritten Mal. 2022 fand die Kinderstadt Hamburg in der HafenCity statt. „Mich interessiert daran, dass es ein freier Raum ist für Kinder. Es gibt keine starren Regeln und jeden Tag neue Überraschungen“, sagt die 32-jährige Künstlerin und Architektin. Es sei interessant, die Perspektive der Kinder wahrzunehmen. Von fliegenden Fahrrädern bis hin zu einem Zug, der über das Gelände fahren soll, seien schon viele Ideen dabei gewesen.

Auch in anderen Städten werden ähnliche Projekte umgesetzt. „Kinderstädte sind Orte, an denen die Fantasie blüht“, sagt Hella Schwemer-Martienßen, zweite Vorsitzende der Patriotischen Gesellschaft, die das Projekt in Hamburg initiiert hat. Neuer Kooperationspartner ist in diesem Jahr der Verein dock europe. Dieser organisiert Seminare für politische Bildung und engagiert sich für internationale Begegnungen unter anderem für Kinder und Jugendliche.

Kinderstadt Hamburg 2024: Jugendliche sollen Verantwortung übernehmen

Für die Kinderstadt Hamburg stellt der Verein dock europe pädagogisches Personal bereit, das auch für die Sicherheit verantwortlich ist. „Wir sorgen dafür, dass die Kinder Spaß haben und dabei niemand ins Wasser fällt“, sagt Suna Voss, von dock europe. Sie übernimmt die pädagogische Leitung der Kinderstadt. Das Konzept: Kinder und Jugendliche sollen Verantwortung übernehmen.

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Die Kinderstadt befindet sich in diesem Jahr auf dem Gelände von „PARKS“ in Hammerbrook, Bullerdeich 6, einem ehemaligen Recyclinghof. Den Kindern und Jugendlichen steht eine Fläche von ungefähr 6000 Quadratmetern zur Verfügung. „Wir sind sehr froh, als Bezirk Hamburg-Mitte mit dieser Fläche helfen zu können“, sagt Bezirksamtsleiter Ralf Neubauer (SPD). „Dieser Spielort ist vor allem auch für Kinder aus den benachbarten Stadtteilen interessant und lädt sie dazu ein, dieses kostenlose Angebot zu nutzen.“ Es sei ein „beispielhaftes gesellschaftliches Engagement“.

Das Gelände ist mit dem Auto und mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen. Es werde gerade darüber beraten, eine bessere ÖPNV-Anbindung für die Sommerferien einzurichten, sagt Hella Schwemer-Martienßen. Die Kinderstadt steht Teilnehmern vom 22. Juli bis zum 2. August ohne Anmeldung offen. Die kostenlose Ferienbetreuung wird von Montag bis Freitag angeboten, jeweils von 10 bis 16 Uhr.