Hamburg. Die Summe soll aus Betrugsmasche „Falsche Polizisten“ stammen. Angeklagter ging in Berufung. Wie der Prozess beim Landgericht endete.
Die Leute gerieren sich als Freund und Helfer. Sie geben vor, als Polizisten das Ersparte älterer Menschen retten zu wollen. Doch tatsächlich handeln sie nach einer abgefeimten Betrugsmasche: Als „falsche Polizisten“ bringen sie ihre Opfer um Geld, Schmuck und andere Wertsachen. Oft haben die Senioren, die solchen Banden zum Opfer fallen, sämtliche Ersparnisse verloren. In einigen Fällen handelt es sich sogar um sechsstellige Beträge.
Im Zusammenhang mit solchen bandenmäßigen Betrugstaten, die sich im September und Oktober 2018 abgespielt haben sollen, wurde ein Mann am Flughafen Hamburg festgenommen. Der Vorwurf gegen den 60-Jährigen lautete auf Geldwäsche. Laut Anklage, die ihn später vor Gericht gebracht hat, soll er im Abflugbereich des Airports 43.800 Euro Bargeld in seiner Jacke und in seiner Hosentasche mit sich geführt haben. Den Ermittlungen zufolge wollte er das Geld in die Türkei schmuggeln und dort an einen Mittäter übergeben.
Prozess Hamburg: Mann wegen Geldwäsche von 43.800 Euro vor Gericht
Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der 60-Jährige wusste, dass das Geld gezielt von älteren Menschen ertrogen wurde. Bei dem Bargeld, das der Verdächtige bei sich trug, handelte es sich überwiegend um größere Geldscheine. Er soll unter anderem 50 Banknoten im Wert von 500 Euro bei sich getragen haben sowie weiteres Geld in 100- und 50-Euro-Scheinen.
Nachdem das Amtsgericht den Mann in einem Prozess vom April 2022 als überführt angesehen und ihn zu einer Freiheitsstrafe von einem Jahr, ausgesetzt zur Bewährung, verurteilt hatte, ging der Beschuldigte in Berufung. Diese hätte am Dienstag vor dem Landgericht verhandelt werden sollen.
Doch der Angeklagte erschien nicht zum Prozess. Er lebe mittlerweile in der Türkei und habe kein Visum erhalten, um zu der Hauptverhandlung nach Deutschland zu reisen, ließ der 60-Jährige dem Gericht mitteilen. Diese Begründung überzeugte weder Staatsanwaltschaft noch Gericht. Die Berufung wurde daraufhin verworfen.
Betrug in Hamburg: Insgesamt soll die Beute rund 150.000 Euro betragen haben
Bei den Straftaten, aus denen die 43.800 Euro stammen sollen, handelt es sich den Ermittlungen zufolge um zwei Betrugsfälle, bei denen insgesamt rund 150.000 Euro erbeutet worden sein sollen. Weitere Ermittlungen hatten Hinweise darauf ergeben, dass eine Person mit einem Teil des Bargeldes zum Flughafen wolle. Dort kam es dann zur Überprüfungen von Reisenden – und zur Festnahme des 60-Jährigen.
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Bei den Betrügereien sogenannter „falscher Polizisten“ handelt es sich um eine abgefeimte Masche, bei der vorzugsweise Senioren am Telefon vorgegaukelt wird, sie sollten vor einer Einbrecherbande gewarnt werden. Der Anrufer ist in der Regel angeblich ein Kriminalbeamter, der die Bürger zu äußerster Vorsicht ermahnen wolle. Eine Einbrecherbande treibe ihr Unwesen, und auf einer Liste der Opfer, die die Bande bald heimsuchen wolle, stehe der Name des jeweiligen Seniors.
Betrugsmasche: Einige Opfer räumen sogar ihre Schließfächer leer
Um zu verhindern, dass er oder sie beklaut werde, solle man alle Wertsachen zusammensuchen und der „Polizei“ an der Wohnungstür oder an der Gartenpforte übergeben. Ein Kriminalbeamter werde Geld und Schmuck an sich nehmen und sicher verwahren. Immer wieder fallen Opfer fallen auf den Betrug rein; einige räumten sogar ihre Bankschließfächer leer, weil ihnen weisgemacht wurde, ihre Wertsachen seien nicht einmal dort mehr sicher.
Tatsächlich handelt es sich weder bei den Anrufern noch bei den Abholern um echte Polizisten, sondern um Mitglieder einer Bande. Die Hinterleute sitzen häufig in der Türkei. Oft wird in einer Vielzahl von Anrufen so viel psychischer Druck aufgebaut, dass die Opfer den Legenden letztlich Glauben schenken – und sich mit Weggabe ihrer Ersparnisse nicht selten finanziell ruinieren.