Hamburg. Bande soll als angebliche Kriminalbeamte Opfer um Geld und Wertsachen betrogen haben. Hamburgerin verlor allein 339.000 Euro.

Sie nannten sich „Kriminalbeamter Fröhlich“, „Polizeibeamter Schwarz“ oder „Kommissar Schulz“. Sie gerierten sich als Freund und Helfer. Doch tatsächlich waren sie keine Polizisten – sondern ausschließlich darauf aus, ältere Leute um ihre Ersparnisse zu bringen. Mit der miesen Masche, als falsche Polizisten das Vertrauen ihrer Opfer zu erlangen, erbeutete eine Bande sehr viel Geld. Allein eine Frau verlor offenbar auf diese Weise 339.000 Euro.

Wegen dieser Taten vom Sommer 2020 müssen sich seit Montag drei Männer vor dem Landgericht verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft den drei Angeklagten im Alter von 25 bis 27 Jahren gewerbsmäßigen Betrug vor. Sie sollen als Mitglieder einer Bande dazu beigetragen haben, dass drei ältere Hamburger einen Großteil ihres Vermögens verloren, vielleicht sogar alles, was sie besaßen. Die Senioren rückten bereitwillig ihr Geld und ihren Schmuck heraus, räumten sogar ihre Bankschließfächer leer und übergaben alles den angeblichen Kriminalbeamten. Eines der Opfer war demnach 82 Jahre alt, eines 79, und eine andere Frau war stark sehbehindert.

Prozess Hamburg: Mit dieser Legende wurden die Opfer geködert

Die Geschichte, die laut Anklage beispielsweise Egon R. (Name geändert) am Telefon vorgegaukelt wurde: Der Anrufer sei ein Kriminalbeamter, der die Bürger zu äußerster Vorsicht ermahnen wolle. Eine Einbrecherbande treibe ihr Unwesen, und auf einer Liste der Opfer, die die Bande bald heimsuchen wolle, stehe der Name des 82-Jährigen. Um zu verhindern, dass er beklaut werde, solle der Rentner alle seine Wertsachen vor die Wohnungstür legen. Von dort werde ein Kriminalbeamter Geld und Schmuck an sich nehmen und sicher verwahren.

Egon R. glaubte dem vermeintlichen Polizisten. Er packte 47.000 Euro in einen Beutel und tat, wie es ihm geraten wurde. Sein Geld sah er nie wieder. Ebenso wenig wie eine 79-Jährige. Den Ermittlungen zufolge wurde ihr weisgemacht, dass auch sie im Visier von Einbrechern sei und ihre Wertsachen der Polizei übergeben solle.

Miese Masche: Opfer räumten für falsche Polizisten Bankschließfächer leer

Sie rückte EC-Karte und PIN heraus, wodurch zunächst 2000 Euro von ihrem Konto abgehoben wurden. Darüber hinaus sollen die Angeklagten und ihre Mittäter die Rentnerin veranlasst haben, ihre Bankschließfächer leerzuräumen. Nun händigte sie Schmuck und Bargeld im Gesamtwert von 70.000 Euro aus – laut Ermittlungen an einen der Angeklagten, der sich wahrheitswidrig als Polizeibeamter ausgegeben habe.

Am schlimmsten traf es wohl Annette G. (Name geändert). Die sehbehinderte 65-Jährige wurde der Anklage zufolge immer wieder angerufen, mit der Legende bevorstehender Einbrüche verängstigt und dann dazu aufgefordert, ihre Wertsachen der Polizei zu überreichen. Im Vertrauen auf die angeblichen Kriminalbeamten legte sie zunächst 48.000 Euro auf die Fensterbank, später übergab sie weitere 87.000 Euro an einen falschen Polizisten. Schließlich holte sie auch noch ihre Ersparnisse aus ihren Bankschließfächern und vertraute sie einem angeblichen „Kriminalbeamten Schwarz“ an – insgesamt 339.000 Euro.

Falsche Polizisten: Auftraggeber wurde mittlerweile verurteilt

Der Mann, der den Ermittlungen zufolge Auftraggeber für die Betrugstaten der „falschen Polizisten“ ist, hat sich mittlerweile in einem anderen Prozess vor Gericht verantworten müssen. Er erhielt vier Jahre und zehn Monate Freiheitsstrafe.

Die abgefeimte Betrugsmasche der „falschen Polizisten“ reiht sich ein in weitere Straftaten wie der sogenannte Enkeltrick oder die Schockanrufe. Ziel der Täter ist es jeweils, älteren Menschen gegenüber eine Notlage vorzutäuschen und sie dazu zu bewegen, Geld und andere Wertsachen herauszugeben. Oft wird in einer Vielzahl von Anrufen so viel psychischer Druck aufgebaut, dass die Opfer den Legenden letztlich Glauben schenken – und sich mit Weggabe ihrer Ersparnisse nicht selten finanziell ruinieren.

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Alle drei Angeklagten im Prozess vor dem Landgericht legen an diesem ersten Verhandlungstag Geständnisse ab. Sie räumen ein, jeweils Geld und Wertsachen von den Senioren abgeholt beziehungsweise die Hamburger zur Bank begleitet zu haben, wo die Opfer ihre Schließfächer leerten und ihre Wertsachen aus der Hand gaben.

„Ich bedaure das sehr“, sagt beispielsweise der 27-Jährige. „Hätte ich gewusst, dass es um den Betrug alter Menschen geht, hätte ich es nicht gemacht.“ Die Tat bezeichnet er als „sehr unmoralisch“. Zumal er selber in der Altenpflege tätig ist und „mit dem Herzen dabei“ sei. Auch der 25 Jahre alte Angeklagte arbeitet als Altenpfleger. Der dritte ist Student.

Prozess Hamburg: Angeklagte legen Geständnisse ab. „Ich schäme mich“

Die Angeklagten erzählen, sie hätten im Auftrag eines Bekannten gehandelt. Von ihm hätten sie das Angebot bekommen, nebenbei Geld zu verdienen, und dann die Anweisungen bekommen, zu bestimmten Adressen in Hamburg zu fahren und beispielsweise Umschläge abzuholen. Zwei von ihnen gestehen auch, die älteren Hamburger zur Bank begleitet zu haben, wo diese in gutem Glauben ihre Schließfächer leerten und Geld und Schmuck herausgaben.

Einer erzählt, er habe 1800 Euro für diesen Botengang erhalten. „Mir war klar, dass es nichts Legales war. Ich dachte, dass es vielleicht um Drogen ging“, lässt einer der Angeklagten seine Verteidigerin mitteilen. Den Betrug an den Senioren „bedauere ich sehr“. Ein anderer lässt erklären, die Taten seien „verwerflich“. Und der Dritte im Bunde sagt, er schäme sich. Der Prozess wird fortgesetzt.