Hamburg. Ausreichend Sport, aber nicht zu viel: Hamburger Kinderarzt rät, wie man bei Bewegungsmangel, Ranzen, Stress und Co. vorbeugen kann.
Verspannt, verdreht, verlegen. Immer mehr Menschen klagen über Rückenschmerzen – auch Kinder und Jugendliche. Bereits 2017 berichteten laut einer Studie 18 Prozent der Kinder und Jugendlichen in Deutschland über wiederkehrende Rückenschmerzen in den letzten drei Monaten. Das geht aus einer Leitlinie hervor, die von der Deutschen Gesellschaft für Kinder und Jugendliche e.V. veröffentlicht wurde. Dr. Kiril Mladenov, Leitender Arzt der Kinderorthopädie am Altonaer Kinderkrankenhaus, gibt anlässlich des Tages der Rückengesundheit am 15. März fünf Tipps, um Rückenschmerzen bei Kindern und Jugendlichen vorzubeugen.
„Eine entscheidende Rolle spielt, wie viel und wie lange sich die Kinder bewegen“, sagt Dr. Mladenov. „Zwei bis vier Stunden Sport pro Woche – zusätzlich zum Schulsportunterricht – sind optimal.“ Die Art des Sports sei nicht entscheidend. Viel wichtiger sei, dass das Kind Spaß am Sport hat und sich regelmäßig bewegt. Zu viel an sportlicher Betätigung dürfe es aber auch nicht sein. „Sowohl Bewegungsmangel als auch übermäßige sportliche Belastungen von mehr als acht Stunden pro Woche im Kindesalter stellen ein erhöhtes Risiko für Rückenbeschwerden dar.“
Rückenschmerzen: Diese Tipps sollen Kindern und Jugendlichen helfen
Welche Last verträgt ein Kinderrücken? Beim Schulranzen sei nicht das absolute Gewicht entscheidend, sondern viel mehr die Tragedauer sowie Trageposition. „Hier sollte darauf geachtet werden, dass das Kind einen ergonomisch passenden Rucksack trägt“, sagt Dr. Mladenov. Weitere Tipps für Eltern:
- Der Ranzen sollte dicht am Rücken liegen.
- Die Oberkante sollte mit der Schulterhöhe abschließen.
- Die Trageriemen sollten nicht zu locker sein und symmetrisch eingestellt werden.
- Ein zu tief liegender Ranzen kann zu einer Hohlkreuzbildung führen.
- Die Benutzung des Beckengurtes wird empfohlen.
Auch im Sitzen bewegen! Eine starre Haltung kann den Rücken belasten. Deswegen sollten Kinder ihre Sitzposition regelmäßig ändern. „Wenn Kinder ein Verständnis dafür haben und sich regelmäßig daran erinnern, die Sitzposition zu verändern, ist das eine gute Maßnahme gegen Verspannungen.“ Das passiere bei Kindern aber sowieso ganz intuitiv: Mal nach hinten lehnen, mal nach vorne, dann die Arme auf den Tisch oder gleich den ganzen Oberkörper.
Stress kann auch bei Kindern Rückenschmerzen auslösen
Matratzen sind Geschmackssache und der ist von Kind zu Kind unterschiedlich. „Das Wichtigste ist, dass sich das Kind wohlfühlt und gut auf der Matratze schlafen kann“, sagt Dr. Mladenov. Wacht das Kind morgens mit Rückenproblemen auf oder empfindet die Matratze als unbequem, dann sollte auf jeden Fall eine andere Matratze ausprobiert werden. Bei gesunden Kindern sei das Schlafen auf einer speziellen Matratze nicht erforderlich. Liegen bereits Rückenprobleme vor, sollte die Beratung in einem Fachgeschäft in Abstimmung mit einem Arzt erfolgen.
Oder auch einfach mal abschalten: Stress kann bei Kindern zu Verspannungen im Nacken- und Rückenbereich führen. Deshalb sei es wichtig, auf ausreichend Entspannungsphasen zu achten. Bei der Freizeitgestaltung können Eltern einplanen, dass sich Lern- und Aktivitätsphasen abwechseln.
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Wichtig sei es, abzuklären, um welche Art von Rückenschmerzen es sich handelt. Die Tipps von Dr. Mladenov können bei nicht spezifischen Schmerzen, also bei milden Beschwerden helfen. Bei spezifischen Rückenschmerzen liege häufig eine organische Ursache vor. „Sehr plötzlich auftretende Schmerzen beim Kind, Schmerzen in Kombination mit Fieber, neurologischen Ausfällen oder Deformitäten an der Wirbelsäule, Schmerzen nach einem Trauma oder auch bei Ruhebeschwerden sollten sehr schnell abgeklärt werden.“ In solchen Fällen sollte unverzüglich ein Arzt aufgesucht werden.