Hamburg. Endlich Aufatmen: Nach den Warnstreiks auf den Hamburger Bus- und U-Bahn-Linien haben die beiden Konfliktparteien eine Lösung gefunden.

Endlich einmal gute Nachrichten von der Streikfront: Zwar wurden S-Bahnen und Fernverkehr gerade wieder bestreikt, ebenso wie der Flugverkehr – aber zumindest Busse und U-Bahnen in Hamburg dürften künftig uneingeschränkt fahren. Denn: Die Hamburger Hochbahn und die Gewerkschaft Ver.di haben sich in der vierten Verhandlungsrunde auf einen neuen Manteltarif geeinigt. Das teilte das Verkehrsunternehmen am Freitagmittag mit. Damit sind vorerst weitere Streiks bei den Hamburger Bussen und U-Bahnen abgewendet.

Pendler können also aufatmen, schließlich traf der Ausfall von U-Bahnen und Bussen den öffentlichen Nahverkehr noch deutlich stärker als der Notfalltakt der S-Bahnen. Zuletzt hatte ein 48-Stunden-Streik den U-Bahn- und Busverkehr vom 29. Februar bis 2. März lahmgelegt.

Hochbahn Hamburg: Nur noch 37 Stunden Wochenarbeitszeit

Kernpunkt des neuen Manteltarifvertrages ist die stufenweise Reduzierung der Wochenarbeitszeit von derzeit 39 Stunden schrittweise auf 37 Stunden, die ab dem 1. Juli 2027 gelten soll, wie die Hochbahn erklärt. Auch der Urlaub werde um einen Tag länger: Von 2026 an hätten alle Hochbahnerinnen und Hochbahner Anspruch auf 31 Tage Urlaub.

Geeinigt haben sich die Tarifparteien auch auf eine Erhöhung der Schichtzulagen für geteilte Dienste, Nacht-, Wochenend- und Feiertagsarbeit, so die Hochbahn. Erstmals werde auch eine Zulage für die Arbeit an Sonnabenden gezahlt.

Hochbahn Hamburg wird deutlich familienfreundlicher

Verbesserungen gebe es auch in Sachen Familienfreundlichkeit. So könnten Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen mit Kindern künftig zusätzlich zur gesetzlichen Regelung des Kinderkrankengeldes pro Jahr und Kind fünf voll bezahlte „Kinder-krank-Tage“ nehmen.

Hierfür sei lediglich ein ärztliches Attest für das Kind nötig. Darüber hinaus werde für das Elterngeld für die Mitarbeitenden in den ersten zwei Lebensmonaten des Kindes für einen Monat auf das volle Monats-Nettoentgelt aufgestockt. Das soll die Hochbahn auch als Arbeitgeberin für junge Mütter und Väter attraktiv machen.

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Und: Alle Auszubildenden sollen nach ihrem Abschluss grundsätzlich ein Angebot für eine unbefristete Stelle bekommen. Derzeit hat die Hochbahn 140 Auszubildende. Der Manteltarifvertrag tritt – vorbehaltlich der Gremienzustimmung – rückwirkend zum 1. Januar 2024 in Kraft und hat eine Laufzeit von 24 Monaten. Die Regelungen zur Wochenarbeitszeit gelten bis Ende 2027.

Verkehr Hamburg: Wink an die streikende Lokführergewerkschaft

Saskia Heidenberger, Personalvorständin und Arbeitsdirektorin der Hochbahn, die den Abschluss für die Arbeitgeberseite verhandelt hat, freut sich über die Einigung. „Beide Parteien haben sich aufeinander zubewegt und einen guten Ausgleich der unterschiedlichen Interessen gefunden“, sagt sie. „Respekt, Teamwork und Offenheit waren die wichtigsten Erfolgsfaktoren für unsere zügige Einigung.“ Als Arbeitgeberin sei die Hochbahn an die Grenze des Machbaren gegangen.

„Aufeinander zubewegt“, „Respekt“ und „Offenheit“ unter den Tarifparteien – ob das auch ein Wink ist an die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) unter der Führung von Claus Weselsky? Gerade erst wurden die S-Bahn in Hamburg sowie der Fernverkehr bundesweit für 35 Stunden bestreikt. Und Weselsky hat weitere Arbeitsniederlegungen angekündigt. Jetzt fordert er zur Wiederaufnahme der Tarifverhandlungen am Montag, die Arbeitgeberseite müsse bis Sonntag um 18 Uhr ein neues schriftliches Angebot vorlegen. In diesem Fall sei die GDL zu Verhandlungen am Montag bereit und wolle auch auf weitere Streiks verzichten. Kritiker nennen die Ausstände völlig überzogen.