Hamburg. Starke Einschränkungen am Donnerstag und Freitag: Was ausfällt und wo Züge fahren, welche Alternativen es gibt – und was die Bahn rät.
Mit Streiks bei Bus und Bahn haben die Hamburgerinnen und Hamburger ja nun schon unfreiwillig reichlich Erfahrung. Und die werden sie brauchen, denn in der Nacht zum Donnerstag beginnt der nächste Ausstand im Fernverkehr der Deutschen Bahn und auch bei der S-Bahn Hamburg. Der Streik im Personenverkehr der Bahn soll am Donnerstag um 2 Uhr beginnen und am Freitag um 13 Uhr enden, wie Claus Weselsky, Chef der Lokführergewerkschaft GDL, angekündigt hat Der Streik startet im Güterverkehr bereits am Mittwochabend um 18 Uhr. Ausfälle im Bahnverkehr und dann noch ein komplett eingestellter Betrieb am Flughafen Fuhlsbüttel: Reisende im Raum Hamburg und Schleswig-Holstein brauchen wieder starke Nerven oder müssen sich Alternativen suchen. Das Abendblatt beantwortet die wichtigsten Fragen dazu.
Streik bei S-Bahn Hamburg: Wer ist betroffen?
Die S-Bahn Hamburg erwartet massive Einschränkungen, arbeitet aber an einem Notfahrplan. „Wir werden wieder ein Grundangebot anbieten, das sich am Angebot beim letzten Streik orientiert“, sagt ein Bahnsprecher zum Abendblatt. Zu spüren bekommen werden besonders die Menschen im Süden und äußeren Westen der Stadt die Auswirkungen des neuerlichen Ausstands. Die U-Bahnen sowie die Busse fahren in Hamburg wie gewohnt, sie sind nicht vom Streik betroffen. Entsprechend werden Fahrgäste gebeten, auf sie auszuweichen – wenn möglich. Die Unternehmen Metronom, Erixx und AKN werden nicht bestreikt, allerdings kann der Ausstand auch auf ihren Verbindungen zu Ausfällen und Verspätungen führen.
Wie fahren die S-Bahnen in Hamburg während des Streiks?
Auf den Hauptlinien der S1, S2 und S3 sind Fahrten im 20-Minuten-Takt geplant. Die S5 zwischen Neugraben und Stade soll im Stundentakt fahren. Die S1 wird in mehreren Abschnitten im Pendelbetrieb verkehren, das hat „dispositive Gründe“, wie der Bahnsprecher sagt. Die Züge pendeln alle 20 Minuten in den Streckenabschnitten zwischen Wedel und Blankenese, zwischen Blankenese und Ohlsdorf und zwischen Ohlsdorf und Flughafen beziehungsweise Poppenbüttel. Der Anschluss werde jeweils gewährleistet, die Züge fahren bahnsteiggleich.
Kann sich kurzfristig was ändern – weitere Ausfälle in Hamburg?
Ja. Letzte Gewissheit, welche Verbindungen während des 35-Stunden Streiks angeboten werden, gibt es erst in letzter Minute, wenn klar ist, wie viele Menschen sich beteiligen. „Die genauen Taktzeiten werden wir defintiv erst am Donnerstag in den frühen Morgenstunden bekannt machen können“, sagt der Bahnsprecher. Wer früh unterwegs sei, finde die Informationen auf der Seite der S-Bahn Hamburg. Auch die Apps von HVV und Deutscher Bahn zeigten aktuell verfügbare Verbindungen an.
Streik: Wie fahren die Züge des Regional-Expresses?
RE 6 (Westerland-Sylt)–Hamburg-Altona): Zwischen Westerland und Niebüll wird laut Deutscher Bahn voraussichtlich überwiegend ein Dreistundentakt zur Hauptverkehrszeit angeboten. Vereinzelt verkehren Züge auf der Strecke zwischen Husum und Niebüll. Die Züge des Sylt Schuttles plus sind zwischen Niebüll und Westerland (Sylt) für Reisende des Nahverkehrs freigegeben. Achtung: Die Kapazitäten sind begrenzt. Am 7. und 8. März ist zwischen Heide und Niebüll ein Ersatzverkehr mit Bussen der Fa. Hannrath sowie zwischen Heide (Holst) und Itzehoe der Fa. Flaegel Reisen im Pendel eingerichtet.
RE 7/RE 70 (Flensburg/Kiel–Hamburg Hbf): Die Züge zwischen Kiel Hbf, Neumünster und Hamburg verkehren voraussichtlich im Zweistundentakt, zwischen Neumünster und Flensburg im Dreistundentakt. Von und nach Flensburg muss in Neumünster umgestiegen werden.
- RE 8/RE 80 (Lübeck Hbf–Hamburg Hbf): Die Züge verkehren vsl. im Stundentakt.
- RB 81 (Bad Oldesloe–Hamburg Hbf): Die Züge verkehren voraussichtlich im Zweistundentakt. Der bereits veröffentlichte Ersatzverkehr mit Bussen aufgrund von Baumaßnahmen ist von den Streikmaßnahmen nicht betroffen. Am 7. und 8. März ist ein Ersatzverkehr mit Bussen zwischen Bargteheide und Ahrensburg der Fa. Limo Bus im Pendel eingerichtet.
- RE 5 (Cuxhaven–Hamburg Hbf): Die Züge verkehren im Drei- bis Vierstundentakt und halten zusätzlich in Hamburg-Neugraben. Zusätzlich ist ein Ersatzverkehr mit Bussen zwischen Cuxhaven und Stade in Planung.
- RB 38 (Hannover–Soltau–Buchholz–Hamburg-Harburg): Die Züge fallen vsl. aus. Ein Ersatzverkehr ist in Planung.
- Weitere Informationen zu Verbindungen des Regional-Expresses gibt es hier.
Wie sieht es im Fernverkehr aus?
Die Bahn fährt auch im Fernverkehr einen Notfahrplan mit einem Grundangebot an Verbindungen. Es sollen zudem längere Züge mit mehr Sitzplätzen unterwegs sein. Die Zugbindung für den 7. und 8. März ist aufgehoben, Fahrgäste können ihre Fahrten also auch an einem späteren Tag nachholen. Die Deutsche Bahn hat eine kostenlose Sonderhotline unter der Nummer 08000-996633 mit allen Infos zu Verbindungen und dem Streik eingerichtet.
Fliegen – auch hier wird gestreikt
Mitarbeiter der Luftsicherheitskontrolle am Hamburger Flughafen sind von Mittwochabend (22. Uhr) bis Donnerstag (22 Uhr) zu einem eintägigen Warnstreik aufgerufen. Die zentrale Sicherheitskontrolle bleibt geschlossen, der Flughafenbetreiber hat deshalb alle 141 Abflüge für Donnerstag abgesagt. Die Maschinen sollen teilweise ohne Passagiere starten, teilte der Helmut-Schmidt-Flughafen mit. Das ist notwendig, um weitere Störungen im Flugverkehr zu vermeiden. Auch der Vorabend-Check-in sei am Mittwoch und Donnerstag nicht möglich, informierte der Airport auf seiner Internetseite. Bei den Ankünften seien ebenfalls Ausfälle und Verspätungen zu erwarten, hieß es. Für Freitag erwartet der Flughafen darüber hinaus viele Umbuchungen, sodass mit stark ausgelasteten Flügen zu rechnen sei.
Sind Mietwagen eine Alternative?
Ja, aber offenbar hatten viele Reisende dieselbe Idee, denn im bundesweiten Durchschnitt wurden über das Vergleichsportal Check24 zu Wochenbeginn, als die Streikankündigung kam, 368 Prozent mehr Mietwagen gebucht als in der Vorwoche, wie dieses mitteilte. Auch die Preisentwicklung zeigte demnach stark nach oben: deutschlandweit um durchschnittlich 62 Prozent.
Wellenstreiks angekündigt: Wie geht es weiter?
Weitere Verkehrsbeeinträchtigungen könnten in den kommenden Wochen folgen. GDL-Chef Weselsky will Streiks künftig nicht mehr wie zuletzt mit rund 48 Stunden Vorlauf ankündigen, sondern mit sogenannten Wellenstreiks beginnen. Auch Ausstände während des Osterverkehrs schloss er nicht aus. „Damit ist die Eisenbahn kein zuverlässiges Verkehrsmittel mehr“, sagte er. „Sehr wahrscheinlich wird auch der sogenannte Notfahrplan so nicht zu fahren sein.“ Einen solchen Rumpffahrplan hatte die Bahn bei den bisherigen Arbeitskämpfen im laufenden Tarifstreit stets aufgestellt, um zumindest ein eingeschränktes Angebot aufrechtzuerhalten. Bisher fuhren im Fernverkehr etwa stets rund 20 Prozent der Züge.
Gewerkschaft versus Deutsche Bahn: Worum dreht sich der Tarifstreit?
Knackpunkt der seit Monaten schwelenden Auseinandersetzung ist die Forderung der GDL nach einer Absenkung der Wochenarbeitszeit für Schichtarbeiter von 38 auf 35 Stunden ohne finanzielle Einbußen. Fast vier Wochen saßen beide Seiten zuletzt hinter verschlossenen Türen zusammen, um einen Kompromiss zu finden. Zwei Schlichter, der frühere Bundesinnenminister Thomas de Maizière und Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (beide CDU), moderierten die Gespräche. Ohne Erfolg. Laut Weselsky lag zuletzt ein Vorschlag der beiden Vermittler auf dem Tisch, der eine Arbeitszeitreduzierung auf 37 Stunden vorsah sowie die Möglichkeit, die Arbeitszeit innerhalb eines bestehenden Wahlmodells eine weitere halbe Stunde abzusenken. Das habe die Gewerkschaft abgelehnt.