Hamburg. Aufstiegschancen in Bezirksämtern besser als in Behörden. Geschäftsführung der meisten öffentlichen Unternehmen rein männlich besetzt.
Das Ziel des rot-grünen Senats gilt unverändert: Bei der Besetzung von Führungspositionen in Ämtern, Behörden und öffentlichen Unternehmen sollen Frauen und Männer zu gleichen Teilen berücksichtigt werden. Doch bis diese „geschlechterparitätische“ Besetzung von Führungskräften in allen Bereichen erreicht ist, ist es noch ein langer Weg. Kurz vor dem Weltfrauentag am 8. März hat der Senat in seiner Antwort auf eine Kleine Anfrage des CDU-Bürgerschaftsabgeordneten André Trepoll Bilanz zum aktuellen Stand gezogen. Zwar hat der Anteil von Frauen in Führungspositionen insgesamt leicht zugelegt, aber es gibt erhebliche Unterschiede zwischen den Ämtern und Behörden.
Keine Verwaltungseinheit ist in den Führungspositionen weiblicher aufgestellt als das Bezirksamt Altona. Von 48 Topstellen des früheren höheren Dienstes (jetzt Laufbahngruppe 2 E2) sind 30 weiblich besetzt. Das entspricht einem Anteil von 62,5 Prozent und bedeutet eine Steigerung gegenüber dem Vorjahr, als der Frauenanteil 54,55 Prozent betrug. Auf Rang zwei folgt unmittelbar dahinter das Bezirksamt Wandsbek mit einem Frauenanteil von 61,22 Prozent (2023: 59,09 Prozent) in Führungspositionen.
Hamburger Verwaltung: In vier der elf Behörden haben Frauen in Führungspositionen die Oberhand
Insgesamt haben es Frauen in den sieben Bezirksämtern leichter, in Führungspositionen aufzusteigen, als in den Behörden. In den Bezirksämtern Hamburg-Nord (56,6 Prozent) und Eimsbüttel (55,81 Prozent) sind weibliche Vorgesetzte in der Mehrheit. Im Bezirksamt Hamburg-Mitte liegt die Quote bei exakt 50 Prozent. Lediglich in Bergedorf sind Frauen auf Chefsesseln mit 48,89 Prozent knapp und in Harburg mit 39,47 Prozent sogar deutlich in der Minderheit. Als Führungspositionen gelten nach Angaben des Senats alle Stellen mit Vorgesetzten- und Erstbeurteilungsfunktion, wobei Stellvertretungen nicht dazugezählt werden.
In nur vier der elf Behörden haben Frauen in den Toppositionen des früheren höheren Dienstes die Oberhand: Spitzenreiter ist die Behörde für Schule und Berufsbildung mit 59,98 Prozent (2023: 56,79 Prozent), gefolgt von der Arbeits-, Gesundheits- und Sozialbehörde mit 53,47 Prozent, der Umweltbehörde mit 51,89 Prozent und der Justizbehörde mit 51,33 Prozent. Die für Gleichstellung zuständige Wissenschaftsbehörde hat die Geschlechterparität noch nicht ganz erreicht, konnte ihren Anteil aber von 45,83 Prozent (2023) auf 48,44 Prozent steigern. Im Mittelfeld rangieren die Kulturbehörde (44,44 Prozent), die Wirtschaftsbehörde mit 42,37 Prozent und die Verkehrsbehörde mit 40,43 Prozent.
In der Innen- und der Finanzbehörde sitzen die wenigsten Frauen auf Chefsesseln
Abgeschlagen mit Werten deutlich unter 40 Prozent sind die Stadtentwicklungsbehörde (36,78 Prozent), die Innenbehörde (32,64 Prozent) und die Finanzbehörde mit der Steuerverwaltung (31,08 Prozent) die Schlusslichter bei diesem Aspekt der Frauenförderung in der öffentlichen Verwaltung. Deutlich Luft nach oben besteht auch in der Senatskanzlei mit einem Anteil von 42,86 Prozent Frauen in Führungspositionen sowie dem Personalamt mit 38,89 Prozent.
Signifikante Unterschiede gibt es auch bei der Teilzeitquote der Führungskräfte. Spitzenreiter ist das Bezirksamt Altona, wo 28 Prozent der Vorgesetzten keine volle Stelle bekleiden, gefolgt von der Schulbehörde mit 24 Prozent und der Verkehrsbehörde mit 22 Prozent. Die geringsten Teilzeitquoten bei den Spitzenpositionen weisen die Senatskanzlei mit vier Prozent, die Innenbehörde mit fünf Prozent und die Kulturbehörde mit sieben Prozent auf. Die anteilige Verteilung der Teilzeitarbeit auf Männer und Frauen hatte Trepoll nicht abgefragt.
In 47 der 69 öffentlichen Hamburger Unternehmen sitzen in der Geschäftsführung ausschließlich Männer
Die Senatsantwort auf die CDU-Anfrage listet 69 öffentliche Unternehmen auf – von der Staatsoper über den Flughafen, die Universität, die Hochbahn und das Deutsche Klimarechenzentrum bis zur Sprinkenhof GmbH. In sechs der Gesellschaften und Anstalten öffentlichen Rechts sind ausschließlich Frauen in der Geschäftsführung tätig: in den drei Gesellschaften der Kita-Vereinigung Elbkinder, dem Schülerforschungszentrum Hamburg, der Hamburg Media School sowie der Logistik-Initiative Hamburg Management GmbH.
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Paritätisch besetzt ist die Führungsspitze von 13 öffentlichen Unternehmen. Darunter sind die Hochbahn, die Hamburger Stadtentwässerung, die Wasserwerke, die Stromnetz und die Gasnetz GmbH, die HafenCity GmbH, Kampnagel, das Schauspielhaus und die städtische Beteiligungsgesellschaft HGV. In 47 Führungsetagen der öffentlichen Unternehmen – also mehr als zwei Drittel – gibt es bislang keine Frauen. Übrigens: Die HHLA hat als einziges Unternehmen keine Auskunft über die Frauenquote gegeben. Als börsennotierte Aktiengesellschaft beantworte sie Fragen ihrer Aktionäre nur auf der jährlichen Hauptversammlung, so der Senat in seiner Antwort auf die Trepoll-Anfrage.
Senat und CDU-Opposition ziehen eine insgesamt positive Bilanz, sehen aber Nachholbedarf
„Es ist erfreulich, dass immer mehr Frauen in Führungspositionen tätig sind und wir bei der Gleichstellung so weit vorangekommen sind“, zieht Trepoll Bilanz. „Nun muss man in manchen Dienststellen schon aufpassen, dass die Männer im Sinne der Geschlechterparität nicht benachteiligt werden“, so der CDU-Abgeordnete. Während Trepoll es positiv bewertet, dass Wissenschafts- und Gleichstellungssenatorin Katharina Fegebank (Grüne) „unserem Druck gefolgt ist und den Anteil weiblicher Führungskräfte in den letzten Jahren“ in ihrer Behörde deutlich gesteigert hat, besteht aus seiner Sicht in der Innenbehörde, dem Personalamt und einigen öffentlichen Unternehmen „allerdings noch immer Nachholbedarf“.
Der Senat bewertet die Entwicklung insgesamt als positiv. „Unterschiede bestehen teils bedingt durch spezifische Anforderungen der Berufe weiter“, heißt es in der Senatsantwort knapp.