Hamburg. Anteil der unter 30-Jährigen deutlich gestiegen. Fast jeder zweite Kripo-Beamte ist eine Frau. Rund 330 Vollzugsbeamte mehr als 2015.
Der Generationswechsel schlägt bei der Hamburger Polizei voll durch. Seit Beginn der Pensionierungswelle 2016 ist die Polizei nicht nur deutlich jünger geworden. Es sind auch mehr Frauen im Vollzugsdienst. So stieg deren Anteil von 24,6 Prozent in 2015 auf 34,1 Prozent bis Ende 2023. Zeitgleich ist die Polizei größer geworden. Waren vor neun Jahren noch 7398 Beamte im Vollzugsdienst, waren es Ende vergangenen Jahres 7732. Das geht aus Zahlen hervor, die dem Abendblatt vorliegen.
Es sind die geburtenstarken Jahrgänge, die in den vergangenen Jahren die Hamburger Polizei verlassen haben. Dort geht man bereits mit 60 in Pension. So gab es von 2016 bis 2023 rund 2600 Pensionierungen. Damit ist fast jede dritte Stelle neu besetzt worden. Das macht sich auch in der Altersstruktur bemerkbar. Bei der Schutzpolizei sind etwa 1733 Beamte zwischen 21 und 30 Jahre alt. 2016 waren es noch 781. Ihr Anteil am Personal in ihrer Sparte stieg von 13,5 Prozent auf 29 Prozent. Bei der Wasserschutzpolizei, mit 484 Vollzugsbeamten die kleinste Sparte bei der Hamburger Polizei, ist die Entwicklung noch prägnanter. Dort stieg der Anteil der Altersgruppe der 21- bis 30-Jährigen im Vollzugsdienst von 3,72 Prozent auf 10,32 Prozent.
Polizei Hamburg: Der Anteil der Frauen bei der Kripo liegt bei über 40 Prozent
Etwas anders sieht es aktuell bei der Kripo aus. Dort hat der Anteil der 21 bis 30 Jahre alten Mitarbeiter im Vollzugsdienst abgenommen. Gehörten Ende 2015 noch 189 Beamte zu dieser Altersgruppe, waren es 187 Ende 2023. Ihr Anteil schrumpfte, da im selben Zeitraum das Personal von 1481 auf 1568 Beamte anstieg, von 12,8 Prozent auf 11,9 Prozent. Deutlich größer ist dennoch der Anteil der Frauen bei der Kripo geworden. Er stieg in den vergangenen neun Jahren von 32,9 Prozent auf 43,4 Prozent.
Dass es bei der Polizei auch Nachwuchssorgen gibt, zeigen die Beamten, die trotz des Erreichens der Pensionierungsgrenze noch im Dienst sind. Ende 2023 waren zwölf Beamte, acht bei der Schutzpolizei, vier bei der Kripo im Dienst, die 61 Jahre und älter sind.
Viele Pensionierungen bescheren der Polizei auch einen „Erfahrungsverlust“
Die große Zahl der jungen Beamten hat nicht nur Vorteile. Mit den Pensionierungen geht ein großer „Erfahrungsverlust“ einher. Das dürfte sich besonders an den Polizeiwachen bemerkbar machen, da dort – nach der Zeit bei der Bereitschaftspolizei – besonders viele der Berufsanfänger aus den Sparten Schutzpolizei und Wasserschutzpolizei eingesetzt sind.
Ein weiteres Problem: Viele, gerade ältere Beamte gehen in Teilzeit. Vergangenes Jahr waren es im April knapp 11,9 Prozent aller Polizisten im Vollzugsdienst. Im gehobenen Dienst stieg sogar die Quote. Dort arbeiten 13,8 Prozent der Beamten als „Teilzeitkommissare“.
Dabei gibt es einen deutlichen Unterschied zwischen Männern und Frauen. Während im vergangenen Jahr von den männlichen Polizisten 4,8 Prozent in Teilzeit arbeiteten, waren es bei den Polizistinnen 25,8 Prozent. Bei der Kripo betrug der Anteil der Frauen in Teilzeit nahezu ein Drittel.
Einstellungsoffensive bei der Polizei Hamburg begann bereits 2016
Die Polizei hatte angesichts der hohen Pensionierungszahlen bereits 2016 eine Einstellungsoffensive gestartet, damals unter dem Titel EO 300+. Damit sollten nicht nur die Pensionierungen ausgeglichen, sondern auch die Zahl der Beamten im Vollzugsdienst erhöht werden.
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Rechnet man die Mitarbeiter dazu, die die Polizei zusätzlich bekommen hat, beispielsweise für Bewachungsaufgaben an Konsulaten und jüdischen Einrichtungen, gab es Ende 2023 genau 861 Polizeibedienstete mehr als noch Ende 2015. Bis Ende 2024 sollen es 1000 Polizeibedienstete mehr sein.
Polizei Hamburg: Andy Grote dienstältester Innensenator der Nachkriegsgeschichte
Thomas Jungfer, Landesvorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG), sieht die Entwicklung positiv, hält sie aber auch für dringend geboten. „Die Polizei hat in den vergangenen Jahren in allen Bereichen zahlreiche neue Aufgaben dazubekommen. Das bedeutet, dass eine höhere Zahl an Beamten nicht zwangsläufig mehr Sicherheit bringt.“
Andy Grote hat die Einstellungsoffensive einen Rekord beschert. Seit seiner Ernennung zum Innensenator Anfang 2016 hat der SPD-Politiker rund 3430 junge Polizisten vereidigt. Die hohe Zahl kommt nicht nur durch die Einstellungsoffensive. Grote ist bereits acht Jahre im Amt in Hamburg. Das hat vor ihm noch kein anderer Innensenator der Nachkriegsgeschichte geschafft.