Hamburg. Auch am Bahnhof Altona sind Taubenschläge geplant. Mit Attrappen will Hamburg die Population dauerhaft senken – tierschutzkonform.
Tauben machen viel Dreck – auch und gerade in Bahnhöfen. Mit einem Trick will Hamburg die Population jetzt verringern. Dabei werden Taubeneier gegen Attrappen ausgetauscht. Die neuen Taubenhäuser, die am Hamburger Hauptbahnhof und am Bahnhof Altona nach dem Willen der Regierungsfraktionen von SPD und Grünen in der Bürgerschaft aufgestellt werden, sollen aber nicht nur für mehr Sauberkeit, sondern auch für eine bessere Gesundheit der Stadttauben sorgen.
Geplant sind jeweils drei Taubenschläge nahe dem Hauptbahnhof und dem Bahnhof Altona, wie SPD und Grüne am Montag mitteilten. Über den rot-grünen Antrag entscheidet die Hamburgische Bürgerschaft in der nächsten Sitzung am 13. März.
Rund 800 Tauben leben am Hamburger Hauptbahnhof
Die Schwärme der Stadttauben setzen sich unter anderem aus Nachfahren verwilderter Haustauben zusammen, heißt es in dem Antrag. Viele deutsche und europäische Kommunen hätten über Jahrzehnte Erfahrungen mit betreuten Taubenschlägen gesammelt, um den Bestand der Stadttauben tierschutzkonform zu regulieren. Und: „Der Schlag hält Nistplätze bereit, wobei die Eier der Tiere zu einem großen Teil gegen Attrappen ausgetauscht werden, um so die Anzahl der Nachkommen tierschutzkonform zu verringern.“
Der SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Markus Schreiber befasst sich seit Langem mit der Idee. Zusammen mit Grundeigentümern in St. Georg konnte er geeignete Orte für die drei zusätzlichen Taubenschläge in Hauptbahnhof-Nähe finden. Bezirksamtsleiterin Stefanie von Berg (Grüne) fand in Altona entsprechende Plätze.
Pro Schlag können ungefähr 200 Tauben versorgt werden, so Schreiber. „Am Hauptbahnhof wird es mit den drei neuen dann vier Schläge geben, sodass der Bestand von circa 800 Tauben um den Hauptbahnhof versorgt werden kann“, sagt der SPD-Mann. Er glaubt, dass das Projekt bundesweit beispielhaft sein und für eine große Entlastung im Stadtteil St. Georg sorgen wird.
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Die Taubenschläge sollen von der Stadtreinigung betreut werden. Diese wird die Taubenschläge reinigen, die Tauben füttern und die Eier austauschen. Für das Projekt stehen den Angaben zufolge jährlich 350.000 Euro in den kommenden drei Jahren bereit.
„Hamburgs große Bahnhöfe weisen oft einen hohen, durch große Taubenpopulationen hervorgerufenen Verschmutzungsgrad auf“, sagte Markus Schreiber. Es sei daher wichtig, den Bestand zu kontrollieren, wenn nötig zu reduzieren und den gesundheitlichen Zustand der Stadttauben zu verbessern. Tauben zu füttern, ist ohnehin verboten.
Hauptbahnhof: Hamburger Projekt in dieser Größe einmalig
„Stadttauben erhalten in den Taubenhäusern ausreichend artgerechtes Futter und Plätze zum Brüten“, erklärt auch Lisa Maria Otte, tierschutzpolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion. Ein Teil der Eier soll regelmäßig durch Attrappen ausgetauscht werden, um die Population unter Kontrolle zu halten. Otte: „So wird es künftig weniger, aber gesündere Tauben in unserer Stadt geben.“
Ein Wunsch, dem sich die Bahn, Gewerbetreibende und Tierschutzvereine anschließen. Dies sei „ein Meilenstein“ für den Tierschutz, so Otte. „Der Beschluss ist in dieser Größenordnung einmalig in Deutschland. Hamburg kann damit ein echtes Vorbild für andere Großstädte sein“, sagt auch sie.