Harburg. Feuerwehr rettet zwei verletzte Jungtiere aus verzweifelter Lage. Ein Tierschützer ist gleich zur Stelle – und leistet erste Hilfe.

Zu einem ungewöhnlichen Einsatz wurde die Harburger Feuerwehr gerufen: Ein Tierschützer hatte am Bahnhof zwei augenscheinlich verletzte Tauben-Küken in einem Nest auf einer Busanzeigetafel erspäht.

Die Jungtiere hatten sich direkt zwischen sogenannten Abwehr-Spikes niedergelassen und konnten sich nicht mehr allein befreien.

Taubenrettung in Harburg: Ein Tierschützer reinigt das verschmutzte Gefieder

Die Feuerwehr rückte an und stellte fest, dass eine der zwei winzigen Tauben durch verklebten Kot am Nest festhing – die zweite hatte sich an den Spikes zur Taubenabwehr am Flügel aufgespießt.

Unter großem Interesse der Bahn- und Busreisenden befreite die Feuerwehr die Vögel und übergab den verletzten Vogel an den 23-jährigen Louis Giese von Gandolfs Taubenfreunden.
Unter großem Interesse der Bahn- und Busreisenden befreite die Feuerwehr die Vögel und übergab den verletzten Vogel an den 23-jährigen Louis Giese von Gandolfs Taubenfreunden. © HA | Lenthe-Medien

Unter großem Interesse der Bahn- und Busreisenden befreite die Feuerwehr die Küken und übergab den verletzten Vogel an den Mann, der die Not der Tiere bemerkt hatte: den 23-jährigen Louis Giese. Der junge Harburger reinigte das Gefieder des kleinen Jungvogels mit einem Taschentuch und legte es vorsichtig in einen Jutebeutel.

Stadttauben: Für viele einfach nur „Ratten der Lüfte“

Für die einen sind Tauben die „Ratten der Lüfte“, für andere Stadtvögel die irgendwie dazu gehören. Und dann gibt es Vereinigungen, die sich um das Wohl der Wildtiere kümmern – wie zum Beispiel Gandolfs Taubenfreunde, zu denen auch Louis Giese gehört. Der Harburger hat bereits mehrere hundert Tauben in der Vergangenheit gerettet.

Tierschützer wie er kümmern sich um Stadttauben und bringen sich immer wieder in die Politik der Stadt Hamburg und auch des Bezirks Harburg ein. Meist geht es dabei um die Domestizierung, etwa durch Taubenschläge.

Tauben in Harburg: Eine halbe Stunde später folgt die Hiobsbotschaft

Die befreiten Jungvögel müssten nun dringend wieder aufgepäppelt werden, erklärte Giese noch vor Ort – im besten Fall bei einer Privatperson, die sich dem Tier annehme.

Doch nur eine halbe Stunde später folgte die Hiobsbotschaft: Das Küken hatte sich so stark verletzt, dass es sehr wahrscheinlich eingeschläfert werden muss.

Für Louis Giese ein weiterer Beweis dafür, wie sinnlos und auch gefährlich die Spikes für Stadttiere sind. Die Tauben lassen sich zwischen dem Drahtgeflecht nieder und verletzten sich nur. Das sei, so Louis, reinste Tierquälerei. Besser seien Taubenhäuser, in Hamburg bräuchte man etwa 30 von ihnen.

Dort könnten frisch gelegte Eier gegen Placebo-Eier ausgetauscht und so die Population eingedämmt werden.