Hamburg. Caterer versorgen Schulen weiterhin mit 16 Millionen Mahlzeiten. Wer die Kosten gestiegener Preise trägt, was sich für Eltern ändert.
Der Streit um das Mittagessen an Hamburgs Schulen scheint beendet. Die Caterer, die bereits mit einem Lieferstopp gedroht hatten, bekommen nun doch mehr Geld: Um die Qualität des Mittagessens an Hamburgs Schulen langfristig zu sichern, hat sich die Schulbehörde mit den an Schulen tätigen Cateringunternehmen abschließend, wie es heißt, auf eine neue Preisstruktur verständigt. „Für das restliche Schuljahr können die Cateringunternehmen nun einen Maximalpreis von 5,30 Euro abrechnen“, teilte die Behörde am Mittwochnachmittag mit. Und das Beste: Die Eltern müssen keinen Cent mehr bezahlen als bisher. Ihr Anteil bleibt bis Schuljahresende bei 4,35 Euro. Zum neuen Schuljahr greife dann ab Sommer ein neuer Preisberechnungsmechanismus.
Die Schulcaterer hatten, wie berichtet, im Januar eine erst im Dezember geschlossene Vereinbarung mit der Behörde wieder aufgekündigt, die vorsah, dass sie pro Essen 4,90 statt 4,80 Euro abrechnen können, um gestiegene Lebensmittelpreise und Arbeitskosten auszugleichen. Die Differenz von zehn Cent wollte ohnehin die Behörde übernehmen, sodass sich für die Eltern nichts ändern sollte. Die Caterer kritisierten dann aber im Januar, dass die Vereinbarung mit der Behörde nicht die Übernahme der zum 1. Januar erhöhten Mehrwertsteuer berücksichtige. Tatsächlich hatte die Bundesregierung die Mehrwertsteuer wegen der Corona-Einbußen zeitweise abgesenkt, diese Absenkung war zum Jahreswechsel ausgelaufen.
Schule Hamburg: Caterer drohten mit Lieferstreik
Für die Caterer untragbar: Sie kündigten an, den Kontrakt nicht zu unterzeichnen, und drohten damit, die Schulen nicht mehr zu beliefern oder die Qualität des Essens abzusenken. Jetzt gesteht die Schulbehörde zu, dass von der höheren Mehrwertsteuer auch viele Cateringunternehmen in Hamburg betroffen seien, „weshalb eine unterjährige Anpassung des maximal abrechenbaren Essenspreises erforderlich wurde“. Ausgangsbasis war dabei der Essenspreis von 3,90 Euro im Schuljahr 2020/21. Der Preis von 5,30 Euro, der nun rückwirkend ab dem 1. Januar 2024 gelten soll, berücksichtige „sowohl die starken Preissteigerungen der letzten Jahre als auch die Entscheidung des Bundes, die temporäre Absenkung der Mehrwertsteuersenkung im Gastronomiebereich auslaufen zu lassen“, er bilde die tatsächlichen durchschnittlichen Preisentwicklungen in den relevanten Preisindices nach.
„Der kostenlose Ganztag in Hamburg ist sowohl in der Breite als auch in der Qualität einzigartig in Deutschland und ein wichtiger Baustein zur Schaffung von gleichen Bildungschancen und zur Verbesserung von Vereinbarkeit von Familie und Beruf“, sagte der Staatsrat in der Schulbehörde, Rainer Schulz, zur jetzigen Einigung. „Ein gesundes und qualitätsvolles Mittagessen ist dabei ein wichtiges Element für das Gelingen des Ganztags.“ Die nun vollzogenen Anpassungen würden das schulische Mittagessen auf einem tragfähigen Fundament halten und so „die Qualität des Essens langfristig sicherstellen“.
Jedes Jahr 16 Millionen Mittagessen in Schulkantinen
Jedes Jahr werden mehr als 16 Millionen Mittagessen in Hamburgs Schulkantinen herausgegeben. Kinder von Eltern im Leistungsbezug essen komplett kostenfrei. Für Kinder aus Familien mit mehreren schulpflichtigen Kindern und/oder einem geringen Einkommen greift die Hamburger Sozialstaffel. Mehr als die Hälfte der Essen werde so entweder komplett kostenlos oder zu einem reduzierten Preis bereitgestellt, heißt es aus der Schulbehörde, wobei sich Stadt und Bund die Kosten teilen.
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Bis 31. Juli gilt nun rückwirkend seit Jahresbeginn ein maximal abrechenbarer Preis von 5,30 Euro. Der Elternpreis bleibt hiervon bis zum Schuljahresende unberührt bei 4,35 Euro. Ab dem Sommer soll ein neuer Preisberechnungsmechanismus greifen, mit dem die Essenspreise an die Entwicklungen der Lebensmittel- und Arbeitskosten gekoppelt und jährlich angepasst werden.
Kein Lieferstopp: Schulcaterer sind mit zügiger Einigung zufrieden
„Insbesondere während der hohen Inflation durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine zeigte sich, dass der bisherige Mechanismus nicht in der Lage war, stark steigende Kosten in der notwendigen Geschwindigkeit abzubilden“, so Schulz. Der neue Mechanismus soll die Angleichung der Maximalpreise an die tatsächlichen Kosten ermöglichen.
Auch die Schulcaterer sind einverstanden: „Durch die Mehrwertsteuererhöhung standen die Hamburger Schulcaterer existenziell unter Druck, wir sind daher zufrieden mit der zügigen Einigung und begrüßen vor allem, dass die Eltern unterjährig nicht weiter belastet werden“, sagt Okan Saiti, Geschäftsführer von Mammas Canteen, der eine größere Zahl von Schulen versorgt. Man hoffe „auf den Erhalt der bunten Caterer-Landschaft in der Stadt“.