Hamburg. Mehr als 80 Schulen mit etwa 45.000 Schülerinnen und Schülern sollen profitieren. Senatorin spricht von „mehr Chancengerechtigkeit“.
Es ist ein großer Schritt in Richtung Chancengerechtigkeit für Schülerinnen und Schüler: Hamburg erhält 215 Millionen Euro, mit denen die Förderung benachteiligter Kinder ausgeweitet werden soll. Dieses Geld soll in den kommenden zehn Jahren fließen, beginnend mit dem Schuljahr 2024/2025. Profitieren sollen von dem Startchancen-Programm mehr als 80 Schulen in Hamburg mit bis zu 45.000 Schülerinnen und Schülern.
Die neue Schulsenatorin Ksenija Bekeris (SPD) sagte bei der Vorstellung des Startchancen-Programms am Montag im Rathaus, dass dieses eine „große Durchschlagskraft haben“ werde. Bekeris sprach darüber hinaus von einem „ganz tollen Ergebnis für Hamburg“. Das Startchancen-Programm soll dazu beitragen, dass benachteiligte Schülerinnen und Schüler insbesondere beim Lesen, Schreiben und in Mathematik gefördert werden, sowie in ihrer Persönlichkeitsentwicklung. Bekeris nannte es ein „Programm für mehr Chancengerechtigkeit“.
Schule Hamburg: Stadt erhält 215 Millionen Euro für benachteiligte Schüler
Das große Ziel des Startchancen-Programm ist es, den Bildungserfolg von der sozialen Herkunft zu entkoppeln. Damit sollen auch Ausbildungsreife und Berufsfähigkeit gestärkt werden. Die Schulen, die daran teilnehmen, werden danach ausgesucht, ob dort besonders viele Kinder armutsgefährdet sind, beziehungsweise ob die Schülerinnen und Schüler einen Migrationshintergrund haben.
„Ich freue mich sehr, dass es gelungen ist, ein großes Programm für mehr Chancengleichheit und für die Verringerung der sozialen Spaltung in Deutschland zu vereinbaren“, sagte Senatorin Bekeris weiter. „Der Abbau von Bildungsbenachteiligung ist eine zentrale gesellschaftliche Aufgabe, zu der Schulen einen großen Beitrag leisten können.“
Schule in Hamburg: Bildungserfolg von sozialer Herkunft entkoppeln
Insgesamt werde Hamburg durch das Startchancen-Programm „hervorragend in seiner bisherigen Strategie bestärkt“, so Bekeris. „Mit dem Sozialindex, der Ganztagsschule, den zahlreichen Förderprogrammen fokussiert sich Hamburg schon seit vielen Jahren auf Kinder und Jugendliche, die von Haus aus benachteiligt sind. Ich freue mich sehr, dass dieser Schwerpunkt nun auch deutschlandweit umgesetzt werden soll.“
Insgesamt sollen bundesweit 4000 Schulen unterstützt und rund eine Million benachteiligte Schülerinnen und Schüler gezielt beim Erwerb von Basiskompetenzen in Deutsch und Mathematik sowie ihrer Persönlichkeitsentwicklung gefördert werden. Bund und Länder geben dazu jeweils pro Jahr eine Milliarde Euro für Investitionsmittel, also insgesamt 20 Milliarden Euro über zehn Jahre, für ein schulisches Chancenbudget und für mehr Personal in multiprofessionellen Teams. Die 215 Millionen Euro, die Hamburg insgesamt erhalten soll, gelten für eine zehnjährige Laufzeit. Laut Programmvorgabe nehmen 60 Prozent Grundschulen teil und 40 Prozent weiterführende Schulen.
In Hamburg sollen 80 Schulen unterstützt werden, bundesweit 4000
Das Startchancen-Programm ist ursprünglich Teil des Koalitionsvertrages der Bundesregierung, wird jetzt aber als Bund-Länder-Programm in gemeinsamer Verantwortung von Bund und Ländern und bei gleicher gemeinsamer Finanzierung umgesetzt. Das heißt konkret: Für jeden Euro, den die Bundesregierung zur Verfügung stellt, müssen die Länder einen Euro gegenfinanzieren.
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Hamburg gehört neben Schleswig-Holstein, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz zu einer Gruppe von vier Bundesländern, denen das Mandat für die Verhandlungen zwischen Bund und Ländern für das Startchancen-Programm übertragen wurde. In diesen Ländern gibt es bereits umfassende Erfahrungen mit Programmen, die eine ähnliche Zielsetzung wie das Startchancen-Programm verfolgen. In Hamburg ist es das Programm „23+ Starke Schulen“.
Senatorin Bekeris lobte den Einsatz von Staatsrat Rainer Schulz sowie von Martina Diedrich, Leiterin Institut für Bildungsmonitoring, die dazu beigetragen hätten, bei den Verhandlungen zwischen Bund und Ländern die inhaltliche Ausgestaltung des Programms zu einem erfolgreichen Abschluss zu führen. „Davon werden Kinder und Jugendliche in Hamburg und ganz Deutschland profitieren“, betonte Bekeris. „Dafür bin ich außerordentlich dankbar.“
Ein Programm in drei Säulen: So geht das Startchancen-Programm
Beim Startchancen-Programm werden den teilnehmenden Schulen die Mittel künftig in drei Programmsäulen bereitgestellt: erstens ein Investitionsprogramm für eine zeitgemäße und förderliche Lernumgebung; zweitens Chancenbudgets für bedarfsgerechte Lösungen zur Schul- und Unterrichtsentwicklung und drittens Personal zur Stärkung multiprofessioneller Teams. Dabei sollen für die erste Säule 40 Prozent der Mittel aufgewendet werden, für die anderen beiden Säulen jeweils 30 Prozent.
Kritik kam von der Linken in Hamburg: „Generell begrüße ich, dass für zehn Prozent der elf Millionen Schüler/-innen in unserem Land endlich Geld in nennenswerter Größe aufgebracht wird. Doch der Beginn im übernächsten Schuljahr, 2024/25, ist viel zu spät, und angesichts des Flächenbrandes in unserem Bildungswesen ist eine Milliarde viel zu wenig“, sagte Sabine Boeddinghaus, bildungspolitische Sprecherin der Linksfraktion in der Hamburgischen Bürgerschaft. „Hinzu kommt eine schwache pädagogische Unterfütterung: Das Dickschiff Bildung soll mit dünnen Brettern geflickt, ausgebessert werden. Ich befürchte wieder einmal nur Flickwerk aus der Behörde!“