Hamburg. Was Auswertungen von DWD-Meteorologen zeigen – und wie sich das Wetter in Hamburg künftig entwickeln könnte.
Böse Zungen behaupten bekanntlich, dass in Hamburg immer nur „Schietwetter“ herrsche und die Hansestadt damit herausrage. Zweifellos kommen nasskalte, graue Tage bei uns vor – und das nicht zu knapp. Die Regen-Rangliste führen wir allerdings nicht an; vielmehr liegt Hamburg mit knapp 730 Litern Niederschlag pro Quadratmeter pro Jahr im langjährigen Gebietsmittel unter dem deutschen Durchschnitt von rund 800 Litern.
Aber natürlich spürt auch Hamburg die Folgen der globalen Erwärmung. Seit Beginn der Wetteraufzeichnungen ist die Jahresmitteltemperatur in der Hansestadt bereits um 1,7 Grad gestiegen, wie die Umweltbehörde jüngst bei der Präsentation des neuen Hamburger Klimainformationssystems hervorhob. Warme Luft kann mehr Feuchtigkeit aufnehmen – und das hat Folgen.
Klimawandel: Deutscher Wetterdienst – Niederschlag hat in Hamburg zugenommen
Nach Angaben des Deutschen Wetterdiensts (DWD) im „Klimamonitor Hamburg“ hat die Menge des Niederschlags in der Hansestadt seit 1881 über das Jahr verteilt zugenommen. Demnach beträgt der Zuwachs der Jahressumme in den vergangenen 140 Jahren bei uns etwa 112 Liter pro Quadratmeter.
Zu dieser Zunahme tragen vor allem die kühleren Jahreszeiten bei: Im Winter ergibt sich ein Plus von 65 Litern, gefolgt vom Herbst mit etwa 23 Litern. Für das Frühjahr fällt der Zuwachs mit 15 Litern kleiner aus. In den Sommermonaten zeigt sich mit einem Plus von acht Litern pro Quadratmeter die geringste Zunahme der Niederschlagsmenge.
Prognosen: Hamburg wird wärmer und nasser
Auch wenn es im Mittel nasser geworden ist in der Hansestadt – mitunter variierte die Menge des Niederschlags erheblich. So ermittelte der DWD die höchste Jahresniederschlagssumme mit 1050 Litern im Jahr 2007. Der mit 409 Litern niedrigste Wert trat 1959 auf. Das Jahr 2018 war laut Wetterdienst das drittniederschlagsärmste Jahr in Hamburg seit 1881. Und es war das sonnigste. Das zeigt: Auch wenn es tendenziell wärmer wird, bedeutet das nicht zwangsläufig, dass es in jedem Jahr viel Niederschlag gibt.
Als sogar „sehr variabler Wert“ hat sich laut DWD bisher die tägliche Niederschlagssumme für Hamburg erwiesen. Zeigen lässt sich das etwa anhand großer Niederschlagssummen: Als solche lassen sich laut DWD Tage mit einer Menge von mindestens 10 Litern binnen 24 Stunden beschreiben. Im Mittel habe es solche Niederschlagssmummen zwischen 1951 und 2020 an 19,1 Tagen pro Jahr gegeben. Es traten jedoch große jährliche Schwankungen auf: Ein Minimum von neun Tagen verzeichnete der DWD im Jahr 1959; die größte Anzahl mit knapp 30 Tagen registrierte die Bundeanstalt 2007. Der lineare Trend seit 1951 zeige allerdings eine Zunahme von 3,4 Tagen mit großen Niederschlagssummen, so der DWD.
Klimawandel: Mehr Niederschlag wohl vor allem im Winter zu erwarten
Und wie wird es in Hamburg künftig laufen? Verbunden mit der Temperaturzunahme könnten die jährlichen Niederschlagsmengen weiter steigen, erklärt der DWD im Klimareport Hamburg. Der Weltklimarat hat allerdings mehrere Szenarien mit unterschiedlichen Temperaturentwicklungen veröffentlicht, die auch unterschiedliche Annahmen zu künftigen Niederschlägen bedeuten. „Je nach Kombination zeigen uns die Modellrechnungen hier entweder eine insgesamt leichte jährliche Zunahme oder keine Änderung“, sagt Meteorologe Oliver Weiner vom DWD.
Die Hamburger Umweltbehörde formuliert es in ihrem neuen Klimainformationssystem so: „Zukünftig wird von weiter zunehmenden Niederschlägen im Winterhalbjahr ausgegangen. Für den Sommer sind die Projektionen noch uneindeutig: Ihre Ergebnisse reichen von leichten Zu- bis geringen Abnahmen vor allem mit Blick auf die ferne Zukunft.“ Was am Ende wie stark den Jahresschnitt dominieren werde, sei beim Niederschlag schwierig vorherzusehen, sagt Oliver Weiner.
Umweltbehörde: Klimaanpassung vermutlich nicht ausreichend finanzierbar
Für Maßnahmen zur Anpassung Hamburgs an den Klimawandel werden auf Hamburg enorme Kosten zukommen. Die Umweltbehörde geht von „notwendigen Investitionen in Milliardenhöhe“ bis zum Jahr 2050 aus, wie sie im Juli auf Abendblatt-Anfrage mitgeteilt hatte. Ein großer Teil der Ausgaben werde auf den Hochwasserschutz entfallen, doch auch die Vorsorge gegen Hitzewellen, Trockenheit und Starkregen dürfte Hamburg teuer zu stehen kommen – wobei unklar ist, welche Maßnahmen die Hansestadt sich künftig überhaupt leisten kann. Ausgehend davon, wie viel Geld aktuell für die Klimaanpassung vorgesehen sei, lasse sich für die künftig wahrscheinlich zunehmenden Bedarfe nicht ausschließen, dass es Engpässe geben könnte, so die Behörde.
Im kommenden Jahr will die Umweltbehörde eine neue Strategie zur Anpassung Hamburgs an den Klimawandel vorstellen. Um den „konkreten Finanzierungsbedarf“ beziffern zu können, werde anhand der neuen Strategie zu entscheiden sein, „welche Risiken, Beeinträchtigungen und mögliche Schäden infolge des Klimawandels hingenommen werden, abgemildert oder gänzlich verhindert werden sollen“, hieß es im Juli.
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Nach Einschätzung von Hamburger Expertinnen und Experten treibt der rot-grüne Senat die Anpassung der Hansestadt an den Klimawandel nur halbherzig voran. „Die Herausforderungen des Klimawandels sind für urbane Zentren gewaltig, und auch die Stadt Hamburg wird deutlich mehr tun müssen als bislang“, sagte die Vorsitzende des Klimabeirats, Prof. Daniela Jacob, im Juli.
Hamburg wäre „gut beraten, schon jetzt bei jeder Bau- und Infrastrukturmaßnahme, die in der Stadt umgesetzt wird, die Klimaanpassung gleich mitzudenken“, sagte Jacob. „Die Entwicklung der blau-grünen Infrastruktur, also unseres Stadtgrüns und der Wasserflächen, bildet im Sinne einer Schwammstadt dabei das entscheidende Rückgrat für mehr Klimaanpassung. Außerdem sollte es eine konsequente Entsiegelungsstrategie, einen effektiven Hitzeaktionsplan und eine mittelfristige Budgetplanung für Klimaanpassungsmaßnahmen geben.“